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Band 7 - WordPress – www.wordpress.com

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welchen die Schriftsteller beinahe unbewusst nachahmen j<br />

noch weniger mit dem bewussteren Betrug von der Rednerbühne<br />

herab und mit den künstlichen Mitteln der Rhetorik.<br />

Sondern Schopenhauer redet mit sich: oder, wenn man sich<br />

durchaus einen Zuhörer denken will, so denke man sich den<br />

Sohn, welchen der Vater unterweist. Es ist ein redliches,<br />

derbes,<br />

gutmüthiges Aussprechen, vor einem Hörer, der mit<br />

Liebe hört. Solche Schriftsteller fehlen uns. Das kräftige<br />

Wohlgefühl des Sprechenden umfängt uns beim ersten Tone<br />

seiner Stimme; es geht uns ähnlich wie beim Eintritt in den<br />

Hochwald, wir athmen tief und fühlen uns auf einmal<br />

wiederum wohl. Hier ist eine immer gleichartige stärkende<br />

Luft, so fühlen wirj hier ist eine gewisse unnachahmliche<br />

Unbefangenheit und Natürlichkeit, wie sie Menschen haben,<br />

die in sich zu Hause und zwar in einem sehr reichen Hause<br />

Herren sind: im Gegensatze zu den Schriftstellern, welche<br />

sich selbst am meisten wundern, wenn sie einmal geistreich<br />

waren, und deren Vortrag dadurch etwas Unruhiges und<br />

Naturwidriges bekommt. Ebensowenig werden wir, wenn<br />

Schopenhauer spricht, an den Gelehrten erinnert, der von<br />

Natur steife und ungeübte Gliedmaassen hat und engbrüstig<br />

ist und deshalb eckig, verlegen oder gespreizt daher kommtj<br />

während auf der anderen Seite Schopenhauer's rauhe und ein<br />

wenig bärenmässige Seele die Geschmeidigkeit und höfische<br />

Anmuth der guten französischen Schriftsteller nicht sowohl<br />

vermissen als verschmähen lehrt und Niemand an ihm das<br />

nachgemachte, gleichsam übersilberte Scheinfranzosenthum,<br />

auf das sich deutsche Schriftsteller so viel zu Gute thun,<br />

entdecken wird. Schopenhauer's Ausdruck erinnert mich hier<br />

und da ein wenig an Goethe, sonst aber überhaupt nicht<br />

an deutsche Muster. Denn er versteht es, das Tiefsinnige<br />

einfach, das Ergreifende ohne Rhetorik, das Streng -Wissenschaftliche<br />

ohne Pedanterie zu sagen: und von welchem<br />

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