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Band 7 - WordPress – www.wordpress.com

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Eigenschaft der Naivetät, der schlichten Eigen- und Selbstheit<br />

hat, wie wenig er sie haben kann; vielmehr werden die<br />

Seltenen, welche, wie Goethe und Wagner, überhaupt zur<br />

Naivetät kommen, diese jetzt immer noch eher als Männer<br />

haben, als im Alter der Kinder und Jünglinge. Den Künstler<br />

zumal, dem die nachahmende Kraft in besonderem Maasse<br />

angeboren ist, wird die unkräftige Vielseitigkeit des modernen<br />

Lebens wie eine heftige Kinder- Krankheit befallen müssen;<br />

er wird als Knabe und Jüngling einem Alten ähnlicher sehen<br />

als seinem eigentlichen Selbst. Das wunderbar strenge Urbild<br />

des Jünglings, den Siegfried im Ring des Nibelungen, konnte<br />

nur ein Mann erzeugen, und zwar ein Mann, der seine eigne<br />

Jugend erst spät gefunden hat. Spät, wie Wagner's Jugend,<br />

kam sein Mannesalter, sodass er wenigstens hierin der Gegensatz<br />

einer vorwegnehmenden Natur ist.<br />

Sobald seine geistige und sittliche Mannbarkeit eintritt,<br />

beginnt auch das Drama seines Lebens. Und wie anders ist<br />

jetzt der Anblick! Seine Natur erscheint in furchtbarer Weise<br />

vereinfacht, in zwei Triebe oder Sphären auseinander gerissen.<br />

Zu Unterst wühlt ein heftiger Wille in jäher Strömung, der<br />

gleichsam auf allen Wegen, Höhlen und Schluchten an's<br />

Licht will und nach Macht verlangt. Nur eine ganz reine<br />

und freie Kraft konnte diesem Willen einen Weg in's Gute<br />

und Hülfreiche weisen; mit einem engen Geiste verbunden,<br />

hätte ein solcher Wille bei seinem schrankenlosen tyrannischen<br />

Begehren zum Verhängniss werden können; und jedenfalls<br />

musste bald ein Weg in's Freie sich finden, und helle Luft<br />

und Sonnenschein hinzukommen.<br />

Ein mächtiges Streben, dem<br />

immer wieder ein Einblick in seine Erfolglosigkeit gegeben<br />

wird, macht böse; das Unzulängliche kann mitunter in den<br />

Umständen, im Unabänderlichen des Schicksals liegen, nicht<br />

im Mangel der Kraft: aber Der, welcher vom Streben nicht<br />

lassen kann, trotz diesem Unzulänglichen, wird gleichsam<br />

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