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Band 7 - WordPress – www.wordpress.com

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wurden durch Convention in ihnen üblich. Ueber die Länge<br />

entschied die Vorsicht des Musikers, welcher den Zuhörer<br />

wohl in eine Stimmung bringen, aber nicht durch allzulange<br />

Andauer derselben langweilen wollte. Man gieng einen Schritt<br />

weiter, als man die Bilder entgegengesetzter Stimmungen nach<br />

einander entwarf und den Reiz des Contrastes entdeckte,<br />

und noch einen Schritt, als dasselbe Tonstück in sich einen<br />

Gegensatz des Ethos, zum Beispiel durch das Widerstreben<br />

eines männlichen und eines weiblichen Thema's aufnahm.<br />

Diess Alles sind noch rohe und uranfängliche Stufen der<br />

Musik. Die Furcht vor der Leidenschaft giebt die einen, die<br />

vor der Langenweile die andern Gesetze j alle Vertiefungen<br />

und Ausschreitungen des Gefühls wurden als „unethisch"<br />

empfunden. Nachdem aber die Kunst des Ethos dieselben<br />

gewöhnlichen Zustände und Stimmungen in hundertfacher<br />

Wiederholung dargestellt hatte, gerieth sie, trotz der wunderbarsten<br />

Erfindsamkeit ihrer Meister, endlich in Erschöpfung.<br />

Beethoven zuerst Hess die Musik eine neue Sprache, die bisher<br />

verbotene Sprache der Leidenschaft, reden: weil aber<br />

seine Kunst aus den Gesetzen und Conventionen der Kunst<br />

des Ethos herauswachsen und versuchen musste, sich gleichsam<br />

vor jener zu rechtfertigen, so hatte sein künstlerisches<br />

Werden eine eigenthümliche Schwierigkeit und Undeutüchkeit<br />

an sich. Ein innerer, dramatischer Vorgang — denn jede<br />

Leidenschaft hat einen dramatischen Verlauf — wollte sich<br />

zu einer neuen Form hindurchringen, aber das überUeferte<br />

Schema der Stimmungsmusik widersetzte sich und redete<br />

beinahe mit der Miene der Moralität wider ein Aufkommen<br />

der Unmoralität. Es scheint mitunter so, als ob Beethoven<br />

sich die widerspruchsvolle Aufgabe gestellt habe, das Pathos<br />

mit den Mitteln des Ethos sich aussprechen zu lassen. Für<br />

die grössten und spätesten Werke Beethoven's reicht aber<br />

diese Vorstellung nicht aus. Um den grossen geschwungenen<br />

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