21.11.2013 Aufrufe

Band 7 - WordPress – www.wordpress.com

Band 7 - WordPress – www.wordpress.com

Band 7 - WordPress – www.wordpress.com

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Es war von jeher Nietzsches Art, auch da — und gerade da — ,<br />

sein Herz laut sprach, seine Empfindungen im Stillen einer unerbittlich-kritischen,<br />

kein Ergebnis scheuenden Nachprüfung zu unterziehen.<br />

Dafür ist es sehr bezeichnend, daß er zur Zeit des größten, ihn seelisch<br />

hart mitnehmenden Tiefstandes der Bayreuther Hoffnungen an eine<br />

psychologische Analyse Wagners und eine schonungslose Untersuchung<br />

der Berechtigung und des Zukunftswertes seiner Bestrebungen heranging.<br />

„Über Bayreuth" — schreibt er am 15. Febr. i 874 an Rohde —<br />

„gibt es etwas Neues und wenn nur Wahres! Eine ganz ausdrückliche<br />

Notiz des Mannheimer Journals (dem Organon Heckel's) bringt aus<br />

bester Quelle (d. h. Frau Wagner), daß die Aufführungen jetzt endgültig<br />

gesichert sind. So wäre denn das Wunder geschehen! Hoffen<br />

wir! Es war ein trostloser Zustand, seit Neujahr, vor dem ich mich<br />

endlich nur auf die wunderlichste Weise retten konnte: ich begann mit<br />

der größten Kälte der Betrachtung zu untersuchen, weshalb das Unternehmen<br />

mißlungen sei: dabei habe ich viel gelernt und glaube jetzt<br />

Wagner viel besser zu verstehen, als früher. Ist das ,Wunder' wahr,<br />

so wirft es das Resultat meiner Betrachtungen nicht um. Aber glücklich<br />

wollen wir sein und ein Fest feiern, wenn es wahr ist!^' (Br. II,<br />

S. 440/41.) Diese Gedanken über Richard Wagner aus dem Anfang des<br />

Jahres iSy^ sind ein Dokument von größter Wichtigkeit, denn es enthält<br />

bereits einen großen Teil der Einwände, die Nietzsche später in<br />

so viel schärferer Form erhoben hat. Bei der Beurteilung des Wagner-<br />

Nietzsche-Problems ist ihm meistens nicht genügend Beachtung geschenkt<br />

worden, sonst könnten nicht so abenteuerliche, ja alberne Vermutungen<br />

über die Gründe für die Trennung Nietzsches von Wagner<br />

aufgetaucht sein, wie sie immer noch in der Nietzscheliteratur hier und<br />

da ihr Unwesen treiben. Man hat die Gedanken aus dem Jahre 1874<br />

wohl vielfach als Vorarbeiten für „Richard Wagner in Bayreuth" angesehen.<br />

Das sind sie aber ganz und gar nicht, wenn auch manche<br />

der damals gewonnenen Einsichten für die Ausarbeitung der 4'^^^ Unzeitgemäßen<br />

Betrachtung benutzt worden sind. Aber in ihr ließ Nietzsche<br />

die Kritik<br />

wo<br />

ganz beiseite und faßte noch einmal alles das, was seine Begeisterung<br />

seit zehn Jahren von der großen, für ihn in Wagner verkörperten<br />

Künstlerpersönlichkeit für die deutsche Kultur erhoffte, zusammen.<br />

Im übrigen sei zur Gewinnung der richtigen Einstellung zu<br />

dieser Schrift auf die eingangs angeführten Äußerungen Nietzsches darüber<br />

verwiesen. Wohl in erster Linie das Gefühl, in entscheidend<br />

420

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!