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Band 7 - WordPress – www.wordpress.com

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stellt und sein Richter sein will. Erträgt es jemand also, Philosoph<br />

von Staatswegen zu sein, so muss er es auch ertragen,<br />

von ihm so angesehen zu werden, als ob er darauf verzichtet<br />

habe, der Wahrheit in alle Schlupfwinkel nachzugehen. Mindestens<br />

solange er begünstigt und angestellt ist, muss er über<br />

der Wahrheit noch etwas Höheres anerkennen, den Staat.<br />

Und nicht bloss den Staat, sondern alles zugleich, was der<br />

Staat zu seinem Wohle heischt: zum Beispiel eine bestimmte<br />

Form der Religion, der gesellschaftlichen Ordnung, der Heeresverfassung,<br />

— allen<br />

solchen Dingen steht ein Noli me tangere<br />

angeschrieben. Sollte wohl je ein Universitätsphilosoph sich<br />

den ganzen Umfang seiner Verpflichtung und Beschränkung<br />

klar gemacht haben? Ich weiss es nichtj hat es einer gethan<br />

und bleibt doch Staatsbeamter, so war er jedenfalls ein<br />

schlechter Freund der Wahrheit 5 hat er es nie gethan —<br />

nun, ich sollte meinen, auch dann wäre er kein Freund der<br />

Wahrheit.<br />

Dies ist das allgemeinste Bedenken: als solches aber freilich<br />

für Menschen, wie sie jetzt sind, das schwächste und gleichgültigste.<br />

Den Meisten wird genügen, mit der Achsel zu<br />

zucken und zu sagen: „als ob wohl je sich etwas Grosses<br />

und Reines auf dieser Erde habe aufhalten und festhalten<br />

können, ohne Concessionen an die<br />

menschliche Niedrigkeit<br />

zu machen! Wollt ihr denn, dass der Staat den Philosophen<br />

lieber verfolge, als dass er ihn besolde und in seinen Dienst<br />

nehme?" Ohne auf diese letzte Frage jetzt schon zu antworten,<br />

füge ich nur hinzu, dass diese Concessionen der<br />

Philosophie an den Staat doch gegenwärtig sehr weit gehen.<br />

Erstens: der Staat wählt sich seine philosophischen Diener<br />

aus, und zwar so viele, als er für seine Anstalten braucht<br />

er<br />

giebt sich also das Ansehn, zwischen guten und schlechten<br />

Philosophen unterscheiden zu können, noch mehr, er setzt<br />

voraus, dass es imm.er genug von den guten geben müsse,<br />

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