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Band 7 - WordPress – www.wordpress.com

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Lebens-Schicksalen gesagt hat. Denn wenn schon uns, als<br />

Denen, welche eine solche Kunst der dithyrambischen Dramatik<br />

nur erfahren, aber nicht schaffen, der Traum fast für<br />

wahrer gelten will als das Wache, Wirkliche: wie muss erst<br />

der Schaffende diesen Gegensatz abschätzen! Da steht er<br />

selber inmitten aller der lärmenden Anrufe und Zudringlichkeiten<br />

von Tag, Lebensnoth, Gesellschaft, Staat — als was?<br />

Vielleicht, als sei er gerade der einzig Wache, einzig Wahrund<br />

Wirklich-Gesinnte unter verworrenen und gequälten<br />

Schläfern, unter lauter Wähnenden, Leidenden; mitunter<br />

selbst fühlt er sich wohl wie von dauernder Schlaflosigkeit<br />

erfasst, als müsse er nun sein so übernächtig helles und bewusstes<br />

Leben zusammen mit Schlafwandlern und gespensterhaft<br />

ernst thuenden Wesen verbringen: so dass eben jenes<br />

Alles, was Anderen alltäglich, ihm unheimlich erscheint, und<br />

er sich versucht fühlt, dem Eindrucke dieser Erscheinung<br />

mit übermüthiger Verspottung zu begegnen. Aber wie eigenthümlich<br />

gekreuzt wird diese Empfindung, wenn gerade zu<br />

der Helle seines schaudernden Uebermuthes ein ganz andrer<br />

Trieb sich gesellt, die Sehnsucht aus der Höhe in die Tiefe,<br />

das liebende Verlangen zur Erde, zum Glück der Gemeinsamkeit<br />

— dann, wenn er alles Dessen gedenkt, was er als<br />

Einsamer-Schaffender entbehrt, als sollte er nun sofort, wie<br />

ein zur Erde niedersteigender Gott, alles Schwache, Menschliche,<br />

Verlorne „mit feurigen Armen zum Himmel emporheben",<br />

um endlich Liebe und nicht mehr Anbetung zu<br />

finden und sich, in der Liebe, seiner selbst völlig zu entäussern!<br />

Gerade aber die hier angenommene Kreuzung ist<br />

das thatsächliche Wunder in der Seele des dithyrambischen<br />

Dran^iatikers: und wenn sein Wesen irgendwo auch vom<br />

Begriff zu erfassen wäre, so müsste es an dieser Stelle sein.<br />

Denn es sind die Zeugungs-Momente seiner Kunst, wenn<br />

er in diese Kreuzung der Empfindungen gespannt ist, und<br />

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