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Band 7 - WordPress – www.wordpress.com

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Kunstfreundschaft einen absonderlichen Werth legt,<br />

ist durch<br />

ein besseres Urtheil aus dem Felde zu schlagen. Einstweilen<br />

muss uns sogar der erklarte Kunstfeind als ein wirklicher und<br />

nützlicher Bundesgenosse gelten, da Das, wogegen er sich<br />

feindlich erklärt, eben nur die Kunst, wie sie der „Kunstfreund"<br />

versteht, ist: er kennt ja keine andere! Mag er<br />

diesem Kunstfreunde immerhin die unsinnige Vergeudung<br />

von Geld nachrechnen, welche der Bau seiner Theater und<br />

öffentlichen Denkmäler, die Anstellung seiner „berühmten"<br />

Sänger und Schauspieler, die Unterhaltung seiner gänzlich<br />

unfruchtbaren Kunstschulen und Bildersammlungen verschuldet:<br />

gar nicht dessen zu gedenken, was alles an Kraft, Zeit<br />

und Geld in jedem Hauswesen, in der Erziehung für vermeintliche<br />

„Kunstinteressen" weggeworfen wird. Da ist kein<br />

Hunger und kein Sattwerden, sondern immer nur ein mattes<br />

Spiel mit dem Anscheine von beidem, zur eitelsten Schaustellung<br />

ausgedacht, um das Urtheil Anderer über sich irre<br />

zu führen^<br />

oder noch schlimmer: nimmt man die Kunst hier<br />

verhältnissmässig ernst, so verlangt man gar von ihr die<br />

Erzeugung einer<br />

Art von Hunger und Begehren, und findet<br />

ihre Aufgabe eben in dieser künstlich erzeugten Aufregung.<br />

Als ob man sich fürchtete, an sich selber durch Ekel und<br />

Stumpfheit zu Grunde zu gehen, ruft man alle bösen Dämonen<br />

auf, um sich durch diese Jäger wie ein Wild treiben<br />

zu lassen: man lechzt nach Leiden, Zorn, Hass, Erhitzung,<br />

plötzlichem Schrecken, athemloser Spannung und ruft den<br />

Künstler herbei als den Beschwörer dieser Geisterjagd. Die<br />

Kunst ist jetzt in dem Seelen-Haushalte unsrer Gebildeten<br />

ein ganz erlogenes oder ein schmähliches, entwürdigendes<br />

Bedürfniss, entweder ein Nichts oder ein böses Etwas. Der<br />

Künstler, der bessere und seltenere, ist wie von einem betäubenden<br />

Traume befangen, diess Alles nicht zu sehen,<br />

und wiederholt zögernd mit unsicherer Stimme gespenstisch<br />

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