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Band 7 - WordPress – www.wordpress.com

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und das innere, eigenste Erlebniss mit der höchsten Deutlichkeit<br />

erkennen lässtj sein Auftreten in der Geschichte<br />

der Künste gleicht einem vulcanischen Ausbruche des gesammten<br />

ungetheilten Kunstvermögens der Natur selber,<br />

nachdem die Menschheit sich an den Anblick der Vereinzelung<br />

der Künste wie an eine Regel gewöhnt hatte. Man<br />

kann desshalb<br />

schwanken, welchen Namen man ihm beilegen<br />

solle, ob er Dichter oder Bildner oder Musiker zu nennen<br />

sei, jedes Wort in einer ausserordentlichen Erweiterung seines<br />

Begriffs genommen, oder ob erst ein neues Wort für ihn<br />

werden müsse.<br />

Das Dichterische in Wagner zeigt sich darin, dass er in<br />

geschaffen<br />

sichtbaren und fühlbaren Vorgängen, nicht in Begriffen denkt,<br />

das heisst, dass er mythisch denkt, so wie immer das Volk<br />

gedacht hat. Dem Mythus liegt nicht ein Gedanke-zu Grunde,<br />

wie die Kinder einer verkünstelten Cultur vermeinen, sondern<br />

er selber ist ein Denken; er theilt eine Vorstellung<br />

von der Welt mit, aber in der Abfolge von Vorgängen,<br />

Handlungen und Leiden. Der Ring des Nibelungen ist ein<br />

ungeheures Gedankensystem ohne die begriffliche Form des<br />

Gedankens. Vielleicht könnte ein Philosoph etwas ganz Entsprechendes<br />

ihm zur Seite stellen, das ganz ohne Bild und<br />

Handlung wäre und blos in Begriffen zu uns spräche: dann<br />

hätte man das Gleiche in zwei disparaten Sphären dargestellt:<br />

einmal für das Volk und einmal für den Gegensatz des<br />

Volkes, den theoretischen Menschen. An diesen wendet<br />

sich also Wagner nicht; denn der theoretische Mensch versteht<br />

von dem eigentlich Dichterischen, dem Mythus, gerade<br />

so viel, als ein Tauber von der Musik, das heisst. Beide<br />

sehen eine ihnen sinnlos scheinende Bewegung. Aus der<br />

einen von jenen disparaten Sphären kann man in die andre<br />

nicht hineinblicken: so lange man im Banne des Dichters<br />

ist, denkt man mit ihm, als sei man nur ein fühlendes,<br />

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