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Band 7 - WordPress – www.wordpress.com

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ihre Arbeit soll blos dazu dienen, der Gegenwart einen<br />

täuschenden Ruf der Weisheit zu verschaffen. Die Forscher<br />

der Thiergeschichte bemühen sich, die thierischen Ausbrüche<br />

von Gewalt und List und Rachsucht im jetzigen Verkehre<br />

der Staaten und Menschen unter einander als unabänderliche<br />

Naturgesetze hinzustellen. Die Historiker sind mit ängstlicher<br />

Beflissenheit darauf aus, den Satz zu beweisen, dass<br />

— um für das kommende Gerichtsverfahren, mit dem unsre<br />

jede Zeit ihr eignes Recht, ihre eignen Bedingungen habe,<br />

Zeit heimgesucht w^rd, gleich den Grundgedanken der Vertheidigung<br />

vorzubereiten. Die Lehre vom Staat, vom Volke,<br />

von der Wirthschaft, dem Handel, dem Rechte — Alles hat<br />

jetzt jenen vorbereitend apologetischen Character; ja es scheint,<br />

was von Geist noch thätig ist, ohne bei dem Getriebe des<br />

grossen Erwerb- und Macht-Mechanismus selbst yerbraucht<br />

zu werden, hat seine einzige Aufgabe im Vertheidigen und<br />

Entschuldigen der Gegenwart.<br />

Vor welchem Kläger? Das fragt man da mit Befremden.<br />

Vor dem eignen schlechten Gewissen.<br />

Und hier wird auch mit Einem Male die Aufgabe der<br />

modernen Kunst deutlich: Stumpfsinn oder Rausch! Einschläfern<br />

oder betäuben! Das Gewissen zum Nichtwissen<br />

bringen, auf diese oder die andre Weise! Der modernen<br />

Seele über das Gefühl von Schuld hinweghelfen, nicht ihr<br />

zur Unschuld zurück verhelfen! Und diess wenigstens auf<br />

Augenblicke! Den Menschen vor sich selber vertheidigen,<br />

indem er in sich selber zum Schweigen-müssen, zum Nichthören-können<br />

gebracht wird! — Den Wenigen, welche diese<br />

beschämendste Aufgabe, diese schreckliche Entwürdigung der<br />

Kunst^ nur einmal wirklich empfunden haben, wird die Seele<br />

von Jammer und Erbarmen bis zum Rande voll geworden<br />

sein und bleiben: aber auch von einer neuen übermächtigen<br />

Sehnsucht. Wer die Kunst befreien, ihre unentw eihte Heilig-<br />

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