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Band 7 - WordPress – www.wordpress.com

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Das Ziel dieser kommenden Cultur liegt nicht in dieser Welt,<br />

und gleichfalls weisen die grössten Aeusserungen vergangener<br />

Culturen auf ein unaussprechbares Ende hin und waren<br />

weit- und werdefeindUch. Erzwingt sich nicht jedes wahre<br />

Kunstwerk ein Bekenntniss, mit dem der Satz des Aristoteles<br />

Lügen gestraft wird? Ist es nicht die Natur, welche die<br />

Kunst nachahmt? Stottert sie nicht mit der Unruhe ihres<br />

Werdens etwas nach, in unzureichender Sprache und in<br />

immer neuen Versuchen, was der Künstler rein ausspricht?<br />

Sehnt sie sich nicht nach dem Künstler, dass er sie von ihrer<br />

UnVollkommenheit erlöse! Will nicht jede Cultur den einzelnen<br />

Menschen heraus aus dem Stossen Schieben und<br />

Zermalmen des historischen Stromes nehmen und ihm zu<br />

verstehen geben, dass er nicht nur ein historisch-begrenztes,<br />

sondern auch ein ganz und gar ausserhistorisch-unendliches<br />

Wesen sei, mit dem alles Dasein begann und aufhören wird?<br />

Ich mag es nicht glauben, dass dies der Mensch sei, was da<br />

mit trübem Fleisse durch das Leben kriecht, lernt, rechnet,<br />

politisirt, Bücher liest, Kinder zeugt und sich zu sterben legt<br />

— das ist wohl nur eine Insectenlarve, etwas Verächtliches<br />

und Vergängliches und ganz und gar Oberfläche. So zu leben<br />

heisst nur auf eine schlechte Art zu träumen. Nun ruft der<br />

Philosoph und der Künstler dem, der also träumt, ein paar<br />

Worte zu, Worte aus der wachen Weltj werden sie den<br />

unruhigen Schläfer wecken? Selten genug: gewöhnlich hört<br />

er auch in diesen Tönen nichts, was seinen Traum zerstörte,<br />

er webt sie mit hinein und vermehrt die Unklarheit<br />

und das Gedränge seines Lebens.<br />

Schopenhauer hat uns an etwas erinnert, was wir fast vergessen<br />

hatten und jedenfalls vergessen wollten: dass das Leben<br />

des Einzelnen nicht darin seine Bedeutung haben könne,<br />

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