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Band 7 - WordPress – www.wordpress.com

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und Runzeln: ihr Athem geht schwerer und ihr Ton ist<br />

leicht allzu gewaltsam. Jener geübte Diplomat, der Goethe<br />

nur Überhin angesehn und gesprochen hatte, sagte zu seinen<br />

Freunden: Voilä un homme, qui a eu de grands chagrins!<br />

— was Goethe so verdeutscht hat: „das ist auch einer, der<br />

sich's hat sauer werden lassen!" „Wenn sich nun in unsern<br />

Gesichtszügen", fügt er hinzu, „die Spur überstandenen<br />

Leidens, durchgeführter Thätigkeit nicht auslöschen lässt, so<br />

ist es kein Wunder, wenn alles, was von uns und unserem<br />

Bestreben übrig bleibt, dieselbe Spur trägt". Und das ist<br />

Goethe, auf den unsre Bildungsphilister als auf den glücklichsten<br />

Deutschen hinzeigen, um daraus den Satz zu beweisen,<br />

dass es doch möghch sein müsse, unter ihnen glücklich zu<br />

werden, — mit dem Hintergedanken, dass es keinem zu<br />

verzeihen sei, wenn er sich unter ihnen unglücklich und<br />

Daher haben sie sogar mit grosser Grausamkeit<br />

einsam fühle.<br />

den Lehrsatz aufgestellt und praktisch erläutert, dass in jeder<br />

Vereinsamung immer eine geheime Schuld liege. Nun hatte<br />

der arme Schopenhauer auch so eine geheime Schuld auf dem<br />

Herzen, namhch seine Philosophie mehr zu schätzen als seine<br />

Zeitgenossen; und dazu war er so unglücklich, gerade durch<br />

Goethe zu wissen, dass er seine Philosophie, um ihre Existenz<br />

zu retten, um jeden Preis gegen die Nichtbeachtung seiner<br />

Zeitgenossen vertheidigen müsse; denn es giebt eine Art Inquisitionscensur,<br />

in der es die Deutschen nach Goethe's Urtheil<br />

weit gebracht haben; es heisst: unverbrüchliches Schweigen.<br />

Und dadurch war wenigstens so viel bereits erreicht worden,<br />

dass der grösste Theil der ersten Auflage seines Hauptwerks<br />

zu Makulatur eingestampft werden musste. Die drohende<br />

Gefalir, dass seine grosse That einfach durch Nichtbeachtung<br />

wieder ungethan werde, brachte ihn in eine schreckliche und<br />

schwer zu bändigende Unruhe; kein einziger bedeutsamer<br />

Anhänger zeigte sich. Es macht uns traurig, ihn auf der Jagd<br />

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