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Band 7 - WordPress – www.wordpress.com

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ihnen hat er voraus, dass in ihm der gewaltigste Gesammtinstinct<br />

der Kunst Herberge genommen hat. Ich kenne keine<br />

ästhetischen Schriften, welche so viel Licht brächten wie die<br />

Wagnerischen 5 was über die Geburt des Kunstwerks überhaupt<br />

zu erfahren ist, das ist aus ihnen zu erfahren. Es ist<br />

Einer der ganz Grossen, der hier als Zeuge auftritt und sein<br />

Zeugniss durch eine lange Reihe von Jahren immer mehr<br />

verbessert, befreit, verdeutlicht und aus dem Unbestimmten<br />

heraushebt^ auch wxnn er, als Erkennender, stolpert, schlägt<br />

er Feuer heraus. Gewisse Schriften, wie „Beethoven", „über<br />

das Dirigiren", „über Schauspieler und Sänger", „Staat und<br />

Religion", machen jedes Gelüst zum Widersprechen verstummen<br />

und erzwingen sich ein stilles innerliches, andächtiges<br />

Zuschauen, wie es sich beim Aufthun kostbarer Schreine<br />

geziemt. Andere, namentlich die aus der früheren -Zeit, „Oper<br />

und Drama" mit eingerechnet, regen auf, machen Unruhe:<br />

es ist eine Ungleichmässigkeit des Rhythmus in ihnen, wodurch<br />

sie, als Prosa, in Verwirrung setzen. Die Dialektik in<br />

ihnen ist vielfältig gebrochen, der Gang durch Sprünge des<br />

Gefühls mehr gehemmt als beschleunigt^ eine Art von<br />

Widerwilligkeit des Schreibenden liegt wie ein Schatten auf<br />

ihnen, gleich als ob sich der Künstler des begrifflichen Demonstrirens<br />

schämte. Am meisten beschwert vielleicht den<br />

nicht ganz Vertrauten ein Ausdruck von autoritativer Würde,<br />

welcher ganz ihm eigen und schwer zu beschreiben ist: mir<br />

kommt es so vor, als ob Wagner häufig wie vo7 Feinden<br />

spreche — denn alle diese Schriften sind im Sprechstil, nicht<br />

im Schreibstil geschrieben, und man wird sie viel deutlicher<br />

finden, wenn man sie gut vorgetragen hört — vor Feinden,<br />

mit 4enen er keine Vertraulichkeit haben mag, wesshalb er<br />

sich abhaltend, zurückhaltend zeigt. Nun bricht nicht selten<br />

die fortreissende Leidenschaft seines Gefühls durch diesen<br />

absichtlichen Faltenwurf hindurchj dann verschwindet die<br />

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