Numismatische Zeitschrift - Medievalcoinage.com

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Miscellen. 375
weise, mit denen er die
Schilderungen der Denkmale auszustatten
wusste, müssen rühmend hervorgehoben werden.
Den Dichter vermag man in Seidl's literarischen Arbeiten , in
seinen kritischen Erörterungen kaum mehr wieder zu erkennen,
sehr wusste er ihn , wo es sich um den Ernst der strengen Arbeit
handelte, unterzuordnen. Wie sehr er aber ausserhalb seines Berufes
diesen selbst zum Gegenstande seiner Dichtung machen konnte, wie
er es verstand oder vielmehr wie es ihn drängte, das aus seinem
tiefen reichen Gemüthe strömende Gold der Dichtung über alles
auszagiessen , was ihn umgab, auch über die Zeugen des nicht
immer erquicklichen Tagewerkes : das möge nachfolgendes Gedicht,
welches wie wir hören, noch ungedruckt ist, beweisen. Ein glücklicher
Zufall setzt uns in die Lage , es mitzutheilen und wir würden
es für ein Vergehen halten,
so
es nicht zu thun, sowie wir uns freuen,
es gerade in diesen Blättern veröffentlichen zu können.
Es lautet
Nachtphautasie eines Nnmismatikers.
Wenn ich so Nachts zum klaren Himmel sehe.
Führ ich mich numismatisch angeregt.
Die Sterne gleichen Münzen und Medaillen,
Auf blauem Tuch symmetrisch ausgelegt.
Die Einen sind ä fleur de coin, die Andern
Sind röthlich oder grünlich patinirt —
Von Gold, von Silber, meistens von Elektron
Und trotz des Alters herrlich conservirt.
Der Vollmond hängt als Medaillon inmitten,
Um ihn die kleineren Münzen Stück für Stück,
Von allen Raritäten, allen Grössen
Und alle echt und sicherlich antik.
Ob man mehr Münzen,
mehr Medaillen zähle,
Ich möchte wissen, wer den Streit gewinnt.
Nach meiner Meinung sind es lauter Münzen,
Weil sie noch immerfort in Umlauf sind.