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A: PSYCHOLOGIE DES UNTERRICHTS UND DER ERZIEHUNG

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3. Methoden zur Früherkennung von L-R-Schwierigkeiten<br />

A) Vorbemerkung<br />

� LRS wird i.d.R. erst spät diagnostiziert (3./4.Klasse); zu diesem Zeitpunkt ist die<br />

Störung meist schon durch eine Vielzahl weiterer Symptome überlagert<br />

(Sekundärsymptomatik), wodurch eine Behandlung enorm erschwert wird.<br />

� Es bedarf daher sowohl einer frühen Risiko-Diagnose, als auch früher<br />

Präventionsmaßnahmen!<br />

� „Phonologische Informationsverarbeitung“: Es besteht heute weitgehende<br />

Einigkeit darüber, dass L-R-Schwierigkeiten v. a. durch Defizite in der<br />

„phonologischen Informationsverarbeitung“ bedingt sind. Der Terminus fungiert dabei<br />

als Sammelbegriff für die verschiedenen Prozesse der Lautverarbeitung, wobei sich 3<br />

Arten von Prozessen unterscheiden lassen:<br />

1) Phonologische Bewusstheit: meint das Bewusstsein über die lautliche Struktur<br />

der Sprache<br />

� Phonologische Bewusstheit im weiteren Sinn bezieht sich dabei auf die<br />

gröberen Strukturen (Erkennen von Reimen, Wörtern und Silben);<br />

phonologische Bewusstheit im engeren Sinn (auch phonemische<br />

Bewusstheit) auf die Feinstruktur der Sprache (Erkennung von Lauten)<br />

2) Phonologisches/Phonetisches Rekodieren im KZG: meint die Verarbeitung<br />

sprachlicher Infos im KZG; genauer: die Fähigkeit, Lautfolgen im<br />

Arbeitsspeicher bereitzuhalten (beim Lesen und Schreiben werden schriftliche<br />

Symbole im Arbeitsgedächtnis lautsprachlich repräsentiert, um sie möglichst<br />

lange aktiviert zu halten)<br />

3) Phonologisches Rekodieren beim Zugriff auf das semantische Lexikon: Die<br />

Fähigkeit, sprachliche Infos möglichst schnell aus dem LZG abzurufen!<br />

B) Risiko-Screenings im Vorschulalter<br />

� Das Bielefelder Screening (BISC, 1999): überprüft die visuelle Aufmerksamkeit und<br />

die 3 Komponenten der phonologischen Informationsverarbeitung, sprich: die<br />

phonologische Bewusstheit, die Kapazität des phonologischen Arbeitsgedächtnisses<br />

und Zugriffsgeschwindigkeit auf das semantische Lexikon.<br />

� Aufgabentypen:<br />

� Der Schwerpunkt liegt auf der Erfassung der phonologischen<br />

Bewusstheit; ihr sind 4 Subtests gewidmet:<br />

1) Reimerkennungsaufgaben<br />

2) Silbentrennung<br />

3) Aufgrund vorgesprochener Laute und Lautfolgen Wörter erraten<br />

4) Erkennen, ob ein Laut in einem vorgesprochenen Wort als<br />

Anfangssilbe vorkommt<br />

� Kapazität des phonologischen KZG: Nachsprechen von Pseudowörtern<br />

� Zugriffsgeschwindigkeit auf das semantische Lexikon: Schnelles<br />

Benennen der Farben unfarbiger oder falschfarbiger Objekte<br />

� Durchführung: 10 Monate und 3 Monate vor- sowie 14 Wochen nach der<br />

Einschulung.<br />

� Bewertung: Das BISC führt zu ausgesprochen guten Ergebnissen<br />

� Hoher RATZ-Index (Trefferquote im Verhältnis zur Zufallstrefferquote):<br />

� Hohe Sensitivität (Anteil entdeckter Problemkinder)<br />

� Hohe Prädiktortrefferquote: Anteil der als Risikokinder eingestuften Pbn,<br />

die später (Ende 2. Schuljahr) tatsächlich Probleme bekommen<br />

� BISC wird meist nur mit einer Förderung der phonologischen Bewusstheit<br />

verknüpft; ein Training der beiden anderen Komponenten phonologischer<br />

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