A: PSYCHOLOGIE DES UNTERRICHTS UND DER ERZIEHUNG
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4. Die Interaktions-Prozess-Analyse (IPA) nach Bales<br />
� Die IPA ist ein vielseitig einsetzbares System zur Beobachtung und Kodierung von<br />
Interaktionsprozessen in Kleingruppen (Familien, Paare, Kurse etc.); Ziel ist es<br />
dabei, sowohl das emotionale und soziale Verhalten der Gruppe, als auch das der<br />
Einzelnen zu erfassen. Zu diesem Zweck werden nicht nur sprachliche Äußerungen,<br />
sondern auch non-verbale Verhaltensweisen bestimmten Kategorien zugeordnet.<br />
� Die konkreten Inhalte der Interaktionen werden dabei ausgeblendet.<br />
� Theoretischer Hintergrund des Modells:<br />
� Grundannahme: Das Modell geht davon aus, dass jedes soziale System zwei<br />
antagonistische Anpassungsleistungen vollbringen muss:<br />
1) Anpassung an die äußere Situation: und zwar im Sinne einer<br />
Aufgabenbewältigung; diese Funktionalisierung hat z. B. Aufgabenteilung,<br />
Autorität und Statusunterschiede zur Folge.<br />
2) Integration bzw. Reintegration nach innen: Da die zur Aufgabenbewältigung<br />
erforderlichen Prozesse (s.o.) den inneren Zusammenhalt des<br />
Systems gefährden, müssen immer wieder Integrationsleistungen<br />
vollbracht werden, die auf Solidarität und Gleichheit der<br />
Gruppenmitglieder ausgerichtet sind.<br />
� Da ein vollkommen ausgeglichenes Verhältnis zwischen diesen beiden<br />
Prozessen nicht möglich ist, bleibt ein soziales System permanent in Bewegung;<br />
jede „Gleichgewichtsstörung“ gibt dabei Anlass zu Interaktion.<br />
� Aufbau und Vorgehen der IPA:<br />
� Aufbau: Das Modell unterscheidet zwischen 2 Bereichen: dem<br />
sozialemotionalen- und dem Aufgabenbereich. Mit Blick auf den<br />
sozialemotionalen Bereich wird zwischen positiven- und negativen Reaktionen,<br />
mit Blick auf den Aufgabenbereich zw. Antwortversuchen und Fragen<br />
differenziert. Daraus ergeben sich für die Beobachtung 4 übergeordnete<br />
Kategorien; ihnen entsprechen jeweils 3 konkrete Verhaltenskategorien (s.u.),<br />
so dass für die Kodierung insgesamt 12 Kategorien zur Verfügung stehen.<br />
Immer zwei dieser Kategorien lassen sich einem bestimmten Problem zuordnen,<br />
das in Gruppen zu bewältigen ist. Die 6 Probleme, um die es sich dabei handelt,<br />
sind: a) Orientierung, b) Bewertung, c) Kontrolle, d) Entscheidung,<br />
e) Spannungsbewältigung, f) Integration.<br />
� Vorgehen: Der Beobachter muss fortwährend jeden sprachlichen und nichtsprachlichen<br />
Akt in eine der 12 Kategorien einordnen (Kategoriensystem mit<br />
Event-Sampling) und darüber hinaus die Interaktionsrichtung (d.h. Sender und<br />
Empfänger) vermerken.<br />
� Beinahe unnötig zu sagen, dass das Verfahren eine intensive<br />
Beobachterschulung voraussetzt!<br />
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