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A: PSYCHOLOGIE DES UNTERRICHTS UND DER ERZIEHUNG

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� Der Lernzuwachs ist keineswegs das einzige Kriterium guten Unterrichts<br />

(außerdem: soziale Kompetenz, Wohlbefinden, Lernfreude etc.)!<br />

C) Das Experten-Paradigma<br />

� Das Prozess-Produkt-Paradigma wird in jüngster Zeit zunehmend durch das eher<br />

kognitiv ausgerichtete Expertise-Paradigma ergänzt bzw. ersetzt. Dabei wird der<br />

Lehrer als „Experte“ verstanden, dessen Erfolg von seinem Wissen und den<br />

Fertigkeiten abhängt, über die er verfügt (Expertise).<br />

� Der Expertiseansatz verknüpft zwei Forschungstraditionen:<br />

1) Die kognitionspsychologische Expertiseforschung, die untersucht,<br />

inwiefern sich die Informationsverarbeitung von Experten und Novizen<br />

unterscheidet.<br />

� CHI: Schachspieler können sich Schachpositionen besser merken, weil<br />

sie ein großes Repertoire typischer Schachstellungen kennen (s.u.).<br />

2) Das Prozess-Produkt-Paradigma; letzeres wird durch den Expertiseansatz<br />

insofern erweitert, als dieser die kognitionspsychologischen<br />

Rahmenbedingungen effektiver Unterrichtsführung untersucht.<br />

� Gegensatz zum Persönlichkeitsparadigma: Der Lehrberuf ist erlernbar!<br />

� Untersucht wird das Wissen und die Informationsverarbeitung eines Lehrers bzw.<br />

inwiefern beides dessen Wahrnehmung und Unterrichtsstil beeinflusst.<br />

� Das Design ist meist analog zur sonstigen Expertiseforschung: Experten und<br />

Novizen wird Material vorgelegt (z.B. Dias oder Videoaufnahmen von<br />

bestimmten Unterrichtssituationen). Ausgehend davon, wie die Pbn mit<br />

diesem Material umgehen, wird auf ihre kategoriale Wahrnehmung<br />

geschlossen (so z.B. BERLINER).<br />

� Ein methodisches Problem stellt dabei die Identifikation von Experten dar:<br />

Da der Unterrichtserfolg immer auch von den Rahmenbedingungen<br />

(Schulklima, Zusammensetzung der Klasse etc.) abhängt und diese nicht<br />

konstant gehalten werden können, ist dieses Kriterium nur bedingt geeignet;<br />

weitere Auswahlkriterien sind: Berufserfahrung, Beurteilungen von<br />

Vorgesetzten und Kollegen, Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen…<br />

� Untersuchungen zur Expertise von Lehrern zeigen u.a., dass erfahrene Lehrer den<br />

Unterricht in Form typischer Unterrichtsepisoden (sog. „Scripts“) wahrnehmen,<br />

während jüngere Kollegen sich auf einzelne Schüler konzentrieren und das<br />

Wesentliche nur bedingt von irrelevanten Details unterscheiden können. Darüber<br />

hinaus ermöglicht Erfahrung die Ausbildung von Routinen (Automatisierung des<br />

eigenen Verhaltens und Etablierung von Interaktionsregeln), die das Unterrichten<br />

erleichtern.<br />

� Dass es keinen Zusammenhang zwischen Berufserfahrung und<br />

Unterrichtsqualität bzw. Lehrerfolg gibt, erklären Vertreter des<br />

Expertiseansatzes mit dem Burnout-Syndrom.<br />

� Ein aktuelles Forschungsbeispiel zur Expertise von Lehrern ist das interdisziplinäre<br />

und eng mit der PISA-Studie verzahnte Projekt COAKTIV.<br />

� Im Rahmen dieses Projekts untersuchen Psychologen,<br />

Erziehungswissenschaftler und Mathematikdidaktiker den Zusammenhang<br />

zwischen professionellem Wissen von Lehrern, dem unterrichtlichen Handeln,<br />

und der Leistungsentwicklung ihrer Schüler.<br />

� Was von einem erfahrenen Lehrer erwartet wird:<br />

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