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A: PSYCHOLOGIE DES UNTERRICHTS UND DER ERZIEHUNG

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B: PÄDAGOGISCH-PSYCHOLOGISCHE DIAGNOSE, PROGNOSE<br />

<strong>UND</strong> EVALUATION<br />

B 1: Diagnose von Lernstörungen<br />

1. Definition:<br />

� Der Begriff „Leistungsstörung“ kann prinzipiell auf zwei verschiedene Arten<br />

konzeptualisiert werden:<br />

� Kategoriale Konzeptualisierung: Personen werden einer bestimmten Störung<br />

typologisch zugeordnet.<br />

� Z.B.: „Person A ist ein Legastheniker!“<br />

� Dimensionale Konzeptualisierung: Hier wird der Begriff Störung nicht auf<br />

Personen, sondern auf quantifizierbare Personen- und Verhaltensmerkmale<br />

bezogen.<br />

� Z.B.: „Person A hat starke Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben!“<br />

� Störungen lassen sich nach 2 Dimensionen untergliedern:<br />

1. Umfang/Breite der Störung: partiell vs. generell<br />

2. Zeitliche Erstreckung der Störung: temporär vs. chronisch<br />

� Nach Weinert und Zielenski sind „Lernstörungen“ v.a. durch 2 Merkmale<br />

gekennzeichnet:<br />

1) liegt eine signifikante Normabweichung vor.<br />

� Wobei die Norm entweder durch die Anforderungen einer Institution<br />

(Kriteriumsmessung), die Durchschnittsleistung der Vergleichsgruppe<br />

(normorientierte Messung) oder die früheren Leistungen einer Person<br />

(ipsative Messung) bestimmt wird.<br />

2) Ist diese Normabweichung für die betroffene Person so bedeutsam, dass sie<br />

längerfristig zu „unerwünschten Nebenwirkungen im Verhalten, Erleben<br />

oder der Persönlichkeitsentwicklung“ führt.<br />

� Dieser 2. Aspekt impliziert, dass als Lernstörungen nur relativ<br />

überdauernde Minderleistungen anzusehen sind.<br />

� Dass es sinnvoll ist, zwischen „umschriebenen“ Lernschwächen und einer<br />

generellen Retardierung zu unterscheiden, ist unumstritten. Das auf dieser Einsicht<br />

aufbauende Konzept der „Teilleistungsstörungen“ ist jedoch problematisch:<br />

� „Teilleistungsstörungen“ werden meist auf sog. „minimale cerebrale<br />

Dysfunktionen“ (MCD) zurückgeführt. Die Diagnose solcher Dysfunktionen<br />

ist jedoch ebenso unsicher, wie ihr Zusammenhang zum konkreten Verhalten.<br />

� Umschriebene Leistungsminderungen als „Störungen“ zu bezeichnen, ist<br />

problematisch, da es eben keineswegs normal ist, dass sich Personen in allen<br />

Leistungsbereichen auf einem relativ homogenen Niveau bewegen.<br />

2. Zur Diagnose von Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten (Legasthenie)<br />

� Lindners (1951) Definition von „Legasthenie“ ist sowohl theoretisch, als auch<br />

praktisch kaum zu rechtfertigen (s.o.); trotzdem spielt sie in der pädagogischpsychologischen<br />

Praxis nach wie vor eine große Rolle.<br />

� Zielenski (1995) definiert Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten als „partielle (!)<br />

Lernprobleme, die sich in unterdurchschnittlichen Leistungen im Lesen<br />

und/oder Rechtschreiben äußern.“<br />

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