A: PSYCHOLOGIE DES UNTERRICHTS UND DER ERZIEHUNG
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� Die Kapazitätshypothese wird heute von den meisten Forschern angezweifelt.<br />
Stattdessen tendiert man zunehmend dazu, Verbesserungen des Gedächtnisses auf<br />
Prozessmerkmale zurückzuführen.<br />
� V. a. 2 Modelle sind dabei populär: Das eine führt die Verbesserung der<br />
Gedächtnisspanne auf eine höhere Item-Identifikations- und<br />
Verarbeitungsgeschwindigkeit zurück (Case), das andere Modell erklärt die<br />
Verbesserung mit einer erhöhten Artikulationsgeschwindigkeit (Baddeley).<br />
� Die Theorie von Robbie Case: geht davon aus, dass sich im Lauf der Entwicklung<br />
nicht die Verarbeitungskapazität, sondern lediglich deren Effizienz ändert (s.o.).<br />
� Case unterscheidet in diesem Zusammenhang zwischen dem „operating space“<br />
(Arbeitsspeicher) und dem „storage space“ (Kurzzeitspeicher).<br />
� Durch biologische Reifung (Myelinisierung der Nervenbahnen), v.a. aber durch<br />
die zunehmende Automatisierung kognitiver Prozesse (Übung und Anwendung<br />
von Strategien), laufen diese zunehmend schneller ab und brauchen weniger<br />
Platz im „operating space“ – mit dem Ergebnis, dass mehr Speicherplatz im<br />
„storage space“ zur Verfügung steht!<br />
� Die Theorie von Baddeley: unterscheidet im Zusammenhang mit dem<br />
Arbeitsgedächtnis zwischen einer zentralen Exekutive und 2 Dienstleistungssystemen:<br />
eines davon („visuo-spatial scratch pad“) ist für die Verarbeitung bildhafter Infos<br />
zuständig, das andere („phonological loop“) für die Verarbeitung verbaler Infos.<br />
� Für die Verarbeitung verbaler Infos gilt dabei: Je mehr Wörter in einer<br />
bestimmten Zeitspanne artikuliert werden können, umso länger die<br />
Sequenzen, die im „phonological loop“ simultan gespeichert bzw. verarbeitet<br />
werden können.<br />
� Daher auch der Wortlängeneffekt (je kürzer die Wörter, desto mehr werden<br />
gemerkt)<br />
� Die Verbesserung der Gedächtnisspanne ist vor diesem Hintergrund auf die<br />
Artikulationsgeschwindigkeit zurückzuführen, die mit zunehmendem Alter<br />
steigt!<br />
B) Gedächtnisstrategien<br />
� Befunde zur Entwicklung der einzelnen Strategien:<br />
� Anwendung von Wiederholungsstrategien: ist a)alterskorreliert u. b)effektiv<br />
Flavell (1966): Kindergartenkindern, Zweit- und Fünftklässlern wurde eine<br />
Serie von Bildern gezeigt mit der Aufforderung, sie sich in der richtigen<br />
Reihenfolge zu merken; nach der Präsentation bekamen die Pbn 5 Min. Zeit, sich<br />
auf die Reproduktion der Sequenz vorzubereiten.<br />
� Nur 10% der Kindergartenkinder bewegten dabei ihre Lippen oder<br />
wiederholten die Wörter laut; von den Fünftklässlern wendeten dagegen<br />
85% diese Strategie an.<br />
� Dabei konnte für jede Altersgruppe gezeigt werden, dass die Anwendung der<br />
Strategie zu besseren Leistungen führt.<br />
� Die Organisation des Lernstoffs: ist ebenfalls alterkorreliert und effektiv<br />
Schneider: zeigte 7- und 10-jährigen Kindern mehrere Bildkarten und forderte<br />
sie explizit dazu auf, „alles zu tun, was ihnen später hilft, sich an die Dinge zu<br />
erinnern.“<br />
� Von den 7-Jährigen ordneten nur 10% die Bilder nach ihrer<br />
Kategorienzugehörigkeit (z.B. Tiere, Fahrzeuge, Möbel etc.); von den 10-<br />
Jährigen wandten dagegen 60% diese Strategie an und erzielten<br />
dementsprechend bessere Ergebnisse!<br />
� Elaborationsstrategien: werden im Gegensatz zu Wiederholungs- und<br />
Organisationsstrategien erst verhältnismäßig spät (frühe Adoleszenz)<br />
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