A: PSYCHOLOGIE DES UNTERRICHTS UND DER ERZIEHUNG
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� Bezüglich der Perspektivübernahme lassen sich 2 Ebenen unterscheiden:<br />
� Ebene 1: Verstehen, dass ein anderer etwas sieht, das man selbst nicht sehen<br />
kann und vice versa! � Ab 2 ½ Jahren!<br />
� Ebene 2: Verstehen, dass ein anderer das gleiche Objekt anders sieht als man<br />
selbst (z.B. von hinten) � Ca. ab 4 Jahren!<br />
� Unterscheidung zwischen Schein und Sein ist ebenfalls erst ab 4 J. möglich!<br />
� „Der Schwamm sieht aus wie ein Fels (Schein), ist aber ein Schwamm<br />
(Sein)“!<br />
� Fazit: Das Konzept von Überzeugungen ist ein genuines und universelles<br />
(kulturübergreifendes!) Entwicklungsphänomen; es entwickelt sich mit 4 Jahren.<br />
C) Sonstiges<br />
� TOM-Defizite finden sich bei:<br />
� Kindern mit Autismus: Mangelnde Sensibilität für Gesichtswahrnehmung und<br />
Störung im Sozialverhalten beeinträchtigen die TOM-Entwicklung � Oft bis ins<br />
Erwachsenenalter unzureichende Repräsentation falscher Überzeugungen!<br />
� Taubheit: Sprachlicher Input enorm wichtig für die mentale Entwicklung und<br />
somit auch für die Ausbildung einer TOM.<br />
� Familiären Belastungen (Depressive Mutter, sexueller Missbrauch etc.)<br />
� Gründe für individuelle Unterschiede der TOM-Entwicklung:<br />
� Erziehungsstil der Eltern<br />
� Sprachliche Interaktion<br />
� Bildungsniveau der Mutter<br />
� Sozialschicht<br />
� Art zu spielen (je phantasievoller, desto früher TOM)<br />
� Unterschiede in Sozialkompetenz lassen sich z.T. auf TOM zurückführen, sofern ein<br />
frühes Verständnis menschlichen Verhaltens Konfliktlösungs-Fähigkeiten und<br />
Kommunikation fördert.<br />
D) Theoretische Erklärungen der Theory of Mind:<br />
� Die Theorie-Theorie (Wellman, Gopnik etc.): beschreibt die kognitive Entwicklung<br />
des Kindes, analog zum Paradigmenwechsel in der Wissenschaftsgeschichte, als einen<br />
Wandel intuitiver, domänenspezifischer Theorien (konzeptueller Wandel). Das<br />
Konzept von Überzeugungen, das im Alter von 4 Jahren zu der naiven<br />
Wunschpsychologie hinzukommt, lässt sich demnach trainieren, indem Evidenz für<br />
die richtige Theorie geliefert wird!<br />
� Modularitätstheorien (z.B. Leslie, Baron-Cohen): Die TOM ist modular angelegt<br />
und von Geburt an vorhanden (nativistische Sichtweise); die Defizite jüngerer Kinder<br />
werden dementsprechend nicht auf falsche Konzepte zurückgeführt, sondern auf zu<br />
hohe Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsanforderungen; das Konzept der falschen<br />
Überzeugungen kann dementsprechend nicht trainiert werden, sondern ist eine Frage<br />
der Reifung!<br />
� Problem: Schwer vereinbar mit interindividuellen Unterschieden in der TOM-<br />
Entwicklung.<br />
� Die Simulationstheorie (z.B. Harris): Kinder verstehen die geistigen Prozesse<br />
anderer, indem sie sie in ihrem eigenen Innern simulieren, sich also überlegen, was sie<br />
in der besagten Situation tun, denken fühlen würden. Das Problem mit False-Belief-<br />
Aufgaben ist darauf zurückzuführen, dass den Kindern darin gleich 2 Simulationen<br />
zugemutet werden: Sie müssen nicht nur den mentalen Zustand des anderen, sondern<br />
auch die Realität, wie sie sich ihm zeigt, simulieren!<br />
� Problem: Kinder können auch eigene falsche Überzeugungen nicht als solche<br />
erkennen (Vgl. Smartiesrolle)<br />
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