A: PSYCHOLOGIE DES UNTERRICHTS UND DER ERZIEHUNG
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D 4: Bereichsspezifisches Wissen und Expertiseerwerb<br />
1. Expertiseforschung<br />
� „Expertise“ geht mit überdurchschnittlichen Leistungen in einem Gebiet einher und<br />
umfasst sowohl ein besonders reichhaltiges, bereichs- und aufgabenspezifisches<br />
Wissen (deklarative Komponente), als auch besondere bereichsspezifische<br />
Problemlösefähigkeiten (prozedurale Komponente).<br />
� Besonders die Gedächtnisleistungen in dem betreffenden Gebiet werden durch<br />
Expertise verbessert: Bessere Enkodierung, besserer Abruf, schnellere<br />
Verarbeitung von Information (insbes. durch „Chunking“, sprich durch die<br />
Verknüpfung von Einzelinfos zu größeren Einheiten).<br />
� Kurz: Die Überlegenheit von Experten ist bedingt durch: a) umfangreicheres<br />
Wissen, b) ein qualitativ hochwertigere Organisation dieses Wissens und<br />
c) schnellere Wahrnehmungs- und Gedächtnisprozesse!<br />
� Methoden der Expertiseforschung:<br />
� Experten-Novizen-Paradigma => kontrastive Untersuchungen (s.o.: Chi)<br />
� Prospektive Längsschnittstudien wären prinzipiell am Besten geeignet, den<br />
Expertiseerwerb zu untersuchen, sie sind jedoch praktisch kaum umsetzbar (da<br />
man vorher nicht weiß, wer sich zum Experten entwickelt, bräuchte man riesige<br />
Stichproben!)<br />
� In der Praxis wird daher meist auf retrospektive Befragungen zurückgegriffen,<br />
bei denen ausgewiesene Experten nachträglich zu ihrer Entwicklung befragt<br />
werden.<br />
� Theorien und Modelle des Expertiseerwerbs:<br />
� Das Modell zum Erwerb von Fertigkeiten (von Fitts und Posner): geht von 3<br />
qualitativ verschiedenen Stufen des Fertigkeitserwerbs aus.<br />
1) „Kognitive Stufe“: Aufgabenanalyse und Differenzierung zw. Wichtigem<br />
und weniger Wichtigem => Aufbau von deklarativem Wissen<br />
2) „Assoziative Stufe“: Überführung des auf der ersten Stufe erworbenen<br />
deklarativen Wissens in prozedurales Wissen => Effektivere Gestaltung<br />
der kognitiven Prozesse<br />
3) „Autonome Stufe“: Aufgabenausführung (z.B. Autofahren) erfolgt im<br />
Wesentlichen automatisch; bewusste Kognitionen und Kontrollprozesse<br />
nur noch selten<br />
� „Chunking-Theorie“ (von Chase und Simon): Das Wissen von Experten<br />
zeichnet sich nicht nur durch einen größeren Umfang aus, sondern v. a. durch die<br />
Verknüpfung von Einzelinfos zu größeren Einheiten (sog. „Chunks“); auf diese<br />
Weise können mehr Infos gleichzeitig verarbeitet werden!<br />
� „Skilled-memory-Theorie“ (Ericsson): Das Wissen von Experten ist nicht nur<br />
durch einen größeren Umfang und die Verfügbarkeit von mehr Chunks<br />
gekennzeichnet, sondern qualitiativ besser organisiert: Dichteres semantisches<br />
Netzwerk => dadurch kann mit neuartigen Problemen flexibler umgegangen<br />
werden (Aktivierung spezifischer Knoten führt zur Aktivierung benachbarter<br />
Bereiche); Infos können besser abgerufen werden (ein Knoten kann auf<br />
verschiedenen Assoziationswegen erreicht werden); bessere Elaboration etc. etc.<br />
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