A: PSYCHOLOGIE DES UNTERRICHTS UND DER ERZIEHUNG
A: PSYCHOLOGIE DES UNTERRICHTS UND DER ERZIEHUNG
A: PSYCHOLOGIE DES UNTERRICHTS UND DER ERZIEHUNG
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
B 6: Verhaltensbeobachtung im Unterricht<br />
1. Typische Probleme bei der Beobachtung<br />
� Aufmerksamkeits- und Ermüdungsprobleme (insbes. bei Überlastung)<br />
� Fehlerhafte Aufzeichnung<br />
� Reaktanzeffekte<br />
� Kognitive Verzerrungen (Übergeneraliserung, zu frühe Wertung, Akzentuierung,<br />
Selektion etc.)<br />
� Identifizierung mit den beobachteten Personen (insbes. bei der teilnehmenden<br />
Beobachtung)<br />
� Nicht repräsentative Auswahl der Beobachtungsperioden<br />
� Etc. etc.<br />
2. Arten von Beobachtung<br />
� Naive Beobachtung vs. systematische („wissenschaftliche“) Beobachtung:<br />
� Wissenschaftliche Beobachtungen sind a) zielorientiert (heißt: es wird vorher<br />
genau festgelegt, was beobachtet wird und warum es beobachtet wird) und b)<br />
methodisch kontrolliert (Ausschaltung von Störvariablen; Verwendung eines<br />
standardisierten Registrierschemas; Speicherung der Ergebnisse; etc. etc.)<br />
� „Breitband-Fidelitäts-Dilemma“: Je genauer ein Verfahren in der Lage ist,<br />
ein Personenmerkmal zu erfassen, desto schmaler ist sein Aussage- bzw.<br />
Validitätsbereich!<br />
� Naive Beobachtungen sind all das nicht und dementsprechend anfällig für eine<br />
Vielzahl von Störeinflüssen (subjektive Wertungen, Übergeneralisierungen,<br />
Ungenauigkeit, willkürliche Auswahl etc.)<br />
� Fremd- vs. Selbstbeobachtung:<br />
� Selbstbeobachtung (Introspektion):<br />
� Nachteile:<br />
- Reaktivität (Veränderung des Beobachtungsgegenstandes durch die<br />
Beobachtung)<br />
- Kognitive Überforderung (sofern Verhalten und Beobachtung simultan<br />
ablaufen);<br />
- Ergebnisse sind nicht nachprüfbar;<br />
- Es gibt psychische Phänomene, die der Introspektion unzugänglich<br />
bleiben müssen, weil sie nicht bewusst sind<br />
� Vorteil: Bei therapeutischen oder verhaltensmodifikatorischen<br />
Interventionen kann die Methode der Selbstbeobachtung sehr sinnvoll sein;<br />
sie sollte dabei jedoch mit Fremdbeobachtung kombiniert werden (Vgl.<br />
kooperative Verhaltensmodifikation).<br />
� Fremdbeobachtung: von den Behavioristen stark gemacht; im<br />
wissenschaftlichen Kontext die grundlegende Methode der Datengewinnung (zu<br />
den verschiedenen Formen der Fremdbeobachtung: s.u.)<br />
� Teilnehmende- vs. nicht-teilnehmende Beobachtung:<br />
� Teilnehmende Beobachtung: Beobachter ist selbst Teil der zu beobachtenden<br />
Gruppe (klassisch: die diversen Wallraff-Reportagen); Intention ist es<br />
Reaktanzeffekte zu vermeiden; Probleme: Gefährdung der Objektivität,<br />
kognitive Überforderung aus Seiten des Beobachters; Gedächtnisverzerrungen,<br />
sofern Ergebnisse erst im Nachhinein protokolliert werden können<br />
� Nicht-teilnehmende Beobachtung: es findet keine Interaktion zw. Beobachter<br />
und den beobachteten Pbn statt.<br />
86