A: PSYCHOLOGIE DES UNTERRICHTS UND DER ERZIEHUNG
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B 7: Diagnostik bei Verhaltensstörungen<br />
1. Verhaltensstörungen allgemein<br />
� Der Begriff „Verhaltensstörung“ (auch „Verhaltensauffälligkeit“, „Schwererziehbarkeit“<br />
etc.) bezieht sich auf den sozial-emotionalen Bereich und umfasst eine<br />
Vielzahl möglicher Symptome (Zurückgezogenheit, Aggressivität, Hyperaktivität<br />
etc.).<br />
� Der Begriff ist jedoch nicht einheitlich definiert; die gefundenen Prävalenzen<br />
schwanken dementsprechend, je nach zugrunde gelegtem Konzept, zw. 15 und<br />
35%!<br />
� „Verhaltensstörungen“ lassen sich nach unterschiedlichen Kriterien<br />
klassifizieren (Ätiologie, Indikation etc.); rein phänomenologisch lässt sich<br />
zwischen Störungen unterscheiden, die sich nach außen richten (Aggressivität,<br />
Unaufmerksamkeit etc.) und solchen, die sich nach innen richten<br />
(Ängstlichkeit, Zurückgezogenheit etc.)<br />
� Versuch einer Definition: Eine Verhaltensstörung liegt dann vor, wenn soziale<br />
und/oder emotionale Verhaltensweisen eines Schülers so stark von idealen, sozialen<br />
und funktionalen Bezugsnormen abweichen, dass sie zur Beeinträchtigung des<br />
Schülers selbst und/oder seiner sozialen Umwelt führen.<br />
� Ideale Bezugsnormen: sind implizit oder explizit formulierte Regeln, die in<br />
einer Gesellschaft bzw. Gruppe Gültigkeit beanspruchen.<br />
� Die soziale Bezugsnorm: entspricht dem durchschnittlichen Verhalten in einer<br />
Kultur („statistische Norm“)<br />
� Funktionale Bezugsnormen: bewerten ein Verhalten dahingehend, ob bzw.<br />
inwieweit es zur Erreichung eines Verhaltenszieles funktional (förderlich) oder<br />
dysfunktional (hinderlich) ist.<br />
� Unkonzentriertes Verhalten z.B. ist dysfunktional in Bezug auf<br />
befriedigende Lernleistungen.<br />
� Die Definition impliziert, dass die Frage, was noch als „normal“ gelten kann und was<br />
als „verhaltensgestört“ eingestuft wird, nicht zuletzt von (sub-)kulturellen Einflüssen<br />
abhängt.<br />
� In asiatischen Kulturen wird aggressives Schülerverhalten z.B. eher toleriert<br />
als hierzulande.<br />
� Darüber hinaus hängt die Frage, ob ein bestimmtes Verhalten als „gestört“<br />
eingestuft wird oder nicht, sowohl vom Geschlecht desjenigen ab, der das<br />
Verhalten zeigt, als auch vom Geschlecht des Beurteilers.<br />
� Bei Jungen wird aggressives Verhalten eher toleriert als bei Mädchen…<br />
� Konsequenz: Da die Einstufung als „verhaltensgestört“ somit stark von der Person des<br />
Beurteilers abhängt, ist bei der Diagnostik eine hohe Transparenz erforderlich, heißt:<br />
die zugrunde gelegten Wertmaßstäbe müssen offen gelegt werden!<br />
2. Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen (siehe auch: C 3)<br />
� Schulischer Misserfolg wird im Schulalltag oft auf mangelnde Aufmerksamkeit und<br />
Konzentrationsschwierigkeiten zurückgeführt.<br />
� Experten gehen jedoch davon aus, dass die Prävalenzrate deutlich niedriger<br />
ist, als Lehrer und Eltern (10-45 %) vermuten.<br />
� DSM-IV: Prävalenzrate von 3-7% (Faustregel: etwa ein Kind pro Klasse)<br />
� Jungen sind deutlich häufiger betroffen als Mädchen (zw. 2:1 und 9:1)<br />
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