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A: PSYCHOLOGIE DES UNTERRICHTS UND DER ERZIEHUNG

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B 2: Diagnose von Lernbehinderungen und sonderpädagogischem<br />

Förderbedarf<br />

1. Definition und Prävalenz<br />

� Definition: Lernbehinderungen sind wissenschaftlich eher schlecht definiert. Es<br />

handelt sich bei ihnen um drastische, d.h. chronische und generelle (s.o.)<br />

Lernstörungen.<br />

� Der Begriff „Lernbehinderung“ ist eher ein rechtlich-verwaltungsbezogener<br />

Begriff. Nach der Verordnung des Landes NRW sind folgende Kriterien<br />

ausschlaggebend: deutliche Minderleistungen in verschiedenen<br />

Unterrichtsbereichen bei reduzierter Allgemeinintelligenz (IQ unter 80),<br />

sozialen Verhaltensstörungen oder umschriebenen Entwicklungsstörungen.<br />

� In den internationalen Klassifikationssystemen (DSM IV; ICD-10) taucht<br />

der Begriff „Lernbehinderung“ nicht auf; im ICD-10 („International<br />

Classification of mental Deseases“) finden sich folgende Bezeichnungen:<br />

a) „Kombinierte Störung schulischer Fertigkeiten“: liegt vor, wenn die<br />

Lese-, Rechen- und Schreibleistungen deutlich unter dem liegen, was<br />

aufgrund von Alter, Intelligenz und Beschulung zu erwarten wäre.<br />

- Kriterien: Minderleistungen in standardisierten Schulleistungstests um<br />

mind. 2 Standardabweichungen, IQ von mind. 70; Ausschluss von<br />

(extremen) Unzulänglichkeiten in der Erziehung und Beschulung;<br />

Ausschluss von sensorischen und/oder neurologischen Erkrankungen;<br />

Behinderung der Schulausbildung und des Alltags durch die Störung<br />

b) „Nicht näher bezeichnete Entwicklungsstörung schulischer<br />

Fertigkeiten“: Allgemeine Lernschwäche, die nicht auf<br />

Intelligenzminderung, Sehstörungen oder unangemessene Beschulung zu<br />

erklären ist.<br />

- Kriterien: schlechter als 97% der Schüler; IQ von mind. 70; etc. (s.o.)<br />

� Prävalenz (Auftretenshäufigkeit):<br />

� Lernbehinderung: 2,4 %<br />

� Kombinierte Störung schulischer Fertigkeiten: 2, 3%<br />

� Nicht näher bezeichnete Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten: bis 3%<br />

� Auffälligkeiten und Risikogruppen:<br />

� Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen (Verhältnis 2:1)<br />

� Kinder aus ungünstigen sozialen Verhältnissen und Kinder mit ausländischer<br />

Herkunft sind ebenfalls häufiger betroffen.<br />

� Lernschwache Kinder sind vermehrt von frühen und späteren psychosozialen<br />

Belastungen betroffen (Krankenhausaufenthalte des Kindes in den beiden<br />

ersten Lebensjahren, Delinquenz des Vaters, hohe Wohndichte, unerwünschte<br />

Schwangerschaft etc.)<br />

� Lernbehinderungen und –störungen treten in familiärer Häufung auf, was auf<br />

eine genetisch-erbliche Komponente hinweist.<br />

� Etwa 1/3 der lernbehinderten Kinder ist auch aufmerksamkeitsgestört bzw.<br />

hyperaktiv.<br />

� Lernbehinderte Schüler weisen in einzelnen Funktionsbereichen (etwa<br />

Gedächtnis oder sprachliche Kodierung) Ausführungsdefizite auf, die im Sinne<br />

des Teilleistungskonzepts interpretiert werden können.<br />

� Teilleistungskonzept: Bei Teilleistungsstörungen scheitert eine<br />

Gesamthandlung an einem einzelnen, für die übrigen Handlungsschritte<br />

jedoch notwendigen Ausführungsschritt.<br />

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