A: PSYCHOLOGIE DES UNTERRICHTS UND DER ERZIEHUNG
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� Sind Film und Fernsehen geeignete Lernmedien?<br />
� Auf den ersten Blick scheinen Film und Fernsehen die idealen Lernmedien zu<br />
sein (Multimediaeffekt, Modalitätseffekt, Realitätsnähe etc.)<br />
� ABER: Das Arbeitsgedächtnis wird durch die multimodale und –kodale<br />
Darstellungsweise des Films stark beansprucht, was v.a. bei Konsumenten mit<br />
geringem Vorwissen (Kindern und Jugendlichen) leicht zu kognitiver<br />
Überlastung führt; die Folge ist eine geringere Verarbeitungstiefe der Inhalte,<br />
von denen in der Tat oft nur wenig behalten wird (Vgl. „Cognitive load<br />
Theory“)<br />
� Die Kurzzeitigkeit in Filmen stellt auch für Erwachsene oft eine<br />
Überforderung dar; das belegt ein Experiment von Wember, in dem Vpn<br />
verschieden aufgebaute Infosendungen zu sehen bekamen und hinterher<br />
danach gefragt wurden, was sie behalten hätten. Obwohl die Mehrheit die<br />
jeweils gesehenen Sendungen als informativ einstufte, wurden im Schnitt<br />
nur 20% der Infos behalten („Illusion of knowing“)<br />
� ATI: Intelligente Konsumenten mit hoher visual literacy und gutem<br />
Vorwissen behalten deutlich mehr als andere!<br />
� Negativbefunde: Der Fernsehkonsum korreliert negativ mit Intelligenz /<br />
Schulleistung / Einfallsreichtum / Phantasie / schriftsprachlichen Kompetenzen<br />
etc. und positiv mit motorischer Unruhe / Aggression etc.<br />
� ABER: Diese Korrelationen erlauben keine Kausalitätsaussagen! Bei der<br />
negativen Korrelation zwischen Fernsehkonsum und schriftsprachlichen<br />
Kompetenzen könnte es sich z.B. auch um ein Zeitproblem handeln etc. etc.<br />
� Die nach wie vor wichtigste Theorie zum Lernen mit Film/Video ist die Theorie<br />
des Modelllernens nach Bandura.<br />
� Banduras bekanntes Puppenexperiment zeigt, dass in einem Video<br />
beobachtete Modelle genauso nachgeahmt werden wie real beobachtete<br />
Modelle.<br />
� Die wichtigsten Komponenten des Modelllernens:<br />
- Aufmerksamkeitsprozesse (das beobachtete Verhalten muss bewusst<br />
wahrgenommen werden)<br />
- Gedächtnisprozesse (das beobachtete Verhalten muss kognitiv<br />
verarbeitet und im Gedächtnis gespeichert werden)<br />
- Motorische Reproduktionsprozesse (die konkrete Ausführung des<br />
beobachteten Verhaltens muss mental oder physisch geübt werden)<br />
- Motivations- bzw. Verstärkungsprozesse (ob das beobachtete<br />
Verhalten dann in einer bestimmten Situation tatsächlich ausgeführt<br />
wird, hängt von motivationalen Faktoren und damit nicht zuletzt von<br />
den erwarteten Folgen des Verhaltens ab)<br />
� Pädagogische eingesetzt wird die Theorie des Modelllernens u. a. in<br />
Rollenspielen oder videogestützten Lehrertrainings (www.lessonlab.com).<br />
� Einige Thesen zur Wirkung des Fernsehens:<br />
� Kultivierungsthese: Fernsehsendungen schaffen eine eigene soz. Realität, die<br />
auf die Sozialisation des Betrachters Einfluss nimmt (deshalb haben Vielseher<br />
z.B. oft ein pessimistischeres Weltbild, sind misstrauischer, überschätzen die<br />
Kriminalitätsrate etc.)<br />
� Eskapismusthese: Fernsehkonsum als Ersatzbefriedigung im Alltag unerfüllter<br />
Wünsche<br />
� Prägungsthese: V.a. auf Kinder und Jugendliche hat Fernsehen einen prägenden<br />
Einfluss (Entwicklung von Einstellungen, Vorstellungen etc.)<br />
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