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A: PSYCHOLOGIE DES UNTERRICHTS UND DER ERZIEHUNG

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2. Das Harvard-Motivtrainingsprogramm von McClelland<br />

� Das erste Motivationstraining ist das Harvard-Motivtrainingsprogramm von<br />

McClelland (60er Jahre). Das Programm zielt auf eine Veränderung des<br />

Motivsystems und steht damit eigentlich in Diskrepanz zu McClellands theoretischen<br />

Grundannahmen (Theorie � Praxis).<br />

� McClelland beschreibt Motive nämlich als assoziative Netzwerke, die bereits in<br />

frühkindlicher Zeit erworben werden und überaus stabil sind. Aktiviert werden<br />

die Netzwerke durch Hinweisreize, die je nach Lerngeschichte und individueller<br />

Veranlagung positive oder negative Affekte (Hoffnung vs. Furcht) auslösen.<br />

� Drei funktional voneinander unabhängige Motive lassen sich dabei<br />

unterscheiden:<br />

A) Das Anschlussmotiv<br />

B) Das Machtmotiv<br />

C) Das Leistungsmotiv<br />

� Diese 3 Motive sind evolutionsbiologisch bedingt und daher universell; es<br />

bestehen jedoch interindividuelle Unterschiede bezüglich ihrer Ausprägung<br />

sowie ihrer Stellung im Gesamtgefüge der Motive.<br />

� Diese Unterschiede sind a) bedingt durch unterschiedliche<br />

Lerngeschichten und b) durch generelle neurohormonelle Unterschiede<br />

(Veranlagung).<br />

� Messen lassen sich die interindividuellen Unterschiede im Motivsystem<br />

mit dem Thematischen Apperzeptionstest (TAT).<br />

� Das Leistungsmotiv beschreibt McClelland als hedonistisch verankerten<br />

Selbstoptimierungsmechanismus!<br />

� Fazit: McClellands Theorie zufolge sind Motive eigentlich völlig ungeeignet,<br />

durch kurzfristige Trainings beeinflusst zu werden (frühe, vorsprachliche<br />

Ausbildung, unbewusst, teilweise genetisch bedingt). Trotzdem setzt das von ihm<br />

entwickelte Programm genau dort an.<br />

� Das Harvard-Motivtraining wurde ursprünglich für Manager und Unternehmer<br />

konzipiert, ist aber, entsprechend abgewandelt, auch bei Schülern eingesetzt worden.<br />

In Coachingprogrammen für Manager, Parteien etc. wird es in erweiterter Form noch<br />

heute angeboten.<br />

� Durchführung: In dem sehr aufwendigen Ursprungsprogramm wurden<br />

Führungskräfte über 2 Jahre betreut. Den Kern des Projekts bildete ein<br />

2wöchiger Intensivkurs.<br />

� Ziel war es, das Leistungsmotiv der Teilnehmer durch eine Verstärkung und<br />

Ausdehnung des entsprechenden Netzwerks zu steigern; zu diesem Zweck<br />

wurde z.B. versucht, möglichst viele Situationen an das leistungsmotivationale<br />

Affektsystem zu koppeln.<br />

� Methoden: Selbsterfahrungsübungen, Theorieerarbeitungen, Zielsetzungsübungen<br />

etc. etc.<br />

� Ergebnis: Die Teilnehmer des Trainingsprogramms waren danach wesentlich<br />

unternehmerischer als die Unternehmer einer Kontrollgruppe (sie tätigten z.B.<br />

mehr Investitionen, schufen mehr Arbeitsplätze, erlitten aber auch häufiger<br />

Konkurs)<br />

� Bei Anwendung im schulischen Kontext: unklare Effekte!<br />

� McClelland selbst bezweifelte später, mit seinem Training die basalen Motivsysteme<br />

der Teilnehmer tatsächlich verändert zu haben. Stattdessen führte er die Effekte darauf<br />

zurück, dass die Teilnehmer lediglich Strategien („life management skills“) gelernt<br />

hätten, die für eine hohe Leistungsmotivation typisch sind: anspruchsvolle, aber<br />

realistische Zielsetzung, Einforderung von Feedback etc. etc.<br />

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