Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 228. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. März 2017 22929<br />
Katrin Albsteiger<br />
(A)<br />
(B)<br />
ist in dieser Legislaturperiode nicht mehr möglich. Das<br />
heißt aber selbstverständlich nicht, dass es in der nächsten<br />
nicht möglich sein wird. Wir wollen auch, dass das<br />
BAföG familienfreundlicher gestaltet wird. Auch wir<br />
haben Pläne, aber sie müssen verantwortungsvoll gegenüber<br />
der jüngeren Generation sein.<br />
Mein zweiter Punkt. Im Zusammenhang mit Ihrer Forderung<br />
nach einem einheitlichen Bundeshochschulzulassungsgesetz<br />
– ein Zungenbrecher – sprechen Sie auch<br />
den Zugang zum Medizinstudium an. Es wird kritisiert<br />
bzw. dargestellt, dass der Numerus clausus ein Auswahlkriterium<br />
ist, das unter den Hochschulbewerbern stark<br />
sozial selektiv ist. Ich stelle hier nicht infrage, dass die<br />
Zahl stimmt. Das mag sogar sein. Ich stelle nur fest: Es<br />
ist ja keine Begründung. Es ist nicht zwangsläufig so,<br />
dass es der NC sein muss, der dafür zuständig oder dafür<br />
verantwortlich ist, dass es möglicherweise tatsächlich<br />
mehr Studierende aus bessergestellten Familien gibt, die<br />
ein Medizinstudium aufnehmen. Das hat nicht zwangsläufig<br />
etwas mit dem NC zu tun, zumindest lässt es sich<br />
nicht beweisen. Das kann vielleicht auch daran liegen,<br />
dass sich gerade diese jungen Leute dieses Studium zutrauen,<br />
weil sie mehr Erfahrungen bei diesem Thema haben,<br />
weil es beispielsweise in der Familie Ärzte gibt. Jedenfalls<br />
kann man nicht eindeutig darauf schließen, dass<br />
es am NC liegt.<br />
Dennoch sind wir uns wahrscheinlich einig, dass der<br />
NC als alleiniges Auswahlkriterium auch bei der Zulassung<br />
zum Medizinstudium keine Aussage darüber trifft,<br />
ob jemand ein guter oder schlechter Arzt wird. Genau<br />
deswegen haben wir uns in den Verhandlungen über das<br />
Medizinstudium 2020 dafür eingesetzt, dass wir auch andere<br />
Auswahlkriterien heranziehen. An dieser Stelle kann<br />
man sich eine Menge Kriterien vorstellen. Viele werden<br />
tatsächlich schon von der einen oder anderen Hochschule<br />
berücksichtigt. Das ist absolut gut. Was aber gar nicht<br />
geht, ist die Forderung aus Ihrem Antrag – wir können sie<br />
nicht unterstützen –, die Zulassung beispielsweise zum<br />
Medizinstudium für jeden, der will, zu gewährleisten,<br />
und das auch noch gesetzlich garantiert und selbstverständlich<br />
innerhalb von zwei Jahren. Das geht nicht.<br />
(Ralph Lenkert [DIE LINKE]: In Österreich<br />
geht’s, und zwar auch für ausländische Studenten!)<br />
Was würde dann passieren? Man stelle es sich einfach<br />
mal vor! Jeder von uns, der sich damit beschäftigt, weiß,<br />
dass bei einem Medizinstudium die Zahl der Studienplatzbewerber<br />
zur Zahl der Studienplätze im Verhältnis<br />
5 : 1 steht. Das bedeutet konkret: Wenn man Ihrem Antrag<br />
folgte, müssten wir die Zahl der Medizinstudienplätze,<br />
um für wirklich jeden eine Zulassung zu gewährleisten,<br />
verfünffachen.<br />
zufriedene Studenten, frustrierte Eltern und im Übrigen<br />
eine Opposition – da schließe ich uns sogar mit ein –,<br />
die auch nicht zufrieden sein könnte. Warum nicht? Weil<br />
wir zum Schluss Anträge von der Opposition diskutieren<br />
müssten, die sich darüber beklagen würde, wie sozial<br />
selektiv denn das Aussieben an unseren deutschen Hochschulen<br />
wäre. Wir wären auch deswegen nicht zufrieden,<br />
weil dann das Geld, das wir in diesen Bereich investieren<br />
müssten, nicht mehr da wäre, um andere sinnvolle Instrumente<br />
im Bildungs- und Forschungsbereich auf den Weg<br />
zu bringen und zu verbessern, geschweige denn für eine<br />
ausreichende Finanzierung des BAföG.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
Im Übrigen sind wir uns in einem Punkt einig – das<br />
sage ich auch ganz deutlich –: Studienberatung und auch<br />
Berufsberatung – darauf legen wir ganz besonderen<br />
Wert – sind wichtig; das ist gar keine Frage. Selbstverständlich<br />
wollen wir, dass unsere Schüler darüber Bescheid<br />
wissen, welche Wege, welche Möglichkeiten es<br />
gibt und was vor allem dahintersteckt. Ja, auch ich wünsche<br />
mir Mutmacher. Aber ich wünsche mir Mutmacher,<br />
die nicht nur jemandem zum Studium antreiben – ich<br />
wünsche mir auch Leute, die sagen, dass es kein Fehler<br />
ist, eine berufliche Ausbildung aufzunehmen. Es ist nicht<br />
alles verloren, wenn man zum Schluss nicht an einer Universität<br />
oder einer Fachhochschule landet; auch in der<br />
beruflichen Ausbildung gibt es großartige Chancen.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
Drittens. Sie fordern in Ihrem Antrag auch – ich zitiere<br />
– „unverzüglich eine Aufstockung und Verstetigung<br />
des bestehenden Hochschulpaktes zu verhandeln“. Sie<br />
wissen, dass wir da tatsächlich unterschiedlicher Meinung<br />
sind. Unserer Ansicht nach ist es eben nicht unsere<br />
Aufgabe – die Aufgabe des Bundes –, uns Zuständigkeiten<br />
der Länder anzueignen, schon gar nicht langfristig.<br />
Der Hochschulpakt wurde damals richtigerweise von den<br />
Ländern und dem Bund entwickelt, um einer schwierigen<br />
Situation gerecht zu werden, in der viele Hochschulbewerber<br />
an die Universitäten, an die Fachhochschulen<br />
gedrängt sind sowie die doppelten Abiturjahrgänge und<br />
gleichzeitig die Aussetzung der Wehrpflicht zu bewältigen<br />
waren. Und der Schritt war richtig, er war auch notwendig.<br />
Wir haben als Bund zusätzliches Geld gegeben<br />
und in dem Fall, obwohl wir nicht zuständig gewesen<br />
sind, bewiesen, dass wir in schwierigen Zeiten Verantwortung<br />
übernehmen können und die Länder nicht alleinlassen.<br />
Aber es ist keine Entschuldigung und schon<br />
gar keine Garantie dafür, auf Dauer die Übernahme von<br />
so wichtigen Aufgaben der Länder durch den Bund zu<br />
rechtfertigen.<br />
(C)<br />
(D)<br />
Jetzt wissen wir, dass das Medizinstudium nicht das<br />
günstigste Studium ist, und das im Übrigen zu Recht,<br />
weil es qualitativ sehr gut ist. Es müsste dann so sein,<br />
dass wir im ersten und zweiten Semester radikal aussieben.<br />
Man stelle sich mal vor, wie es zu bewältigen wäre,<br />
wenn fünfmal so viele Medizinstudenten an unseren<br />
deutschen Hochschulen wären. Dann müsste man aussieben,<br />
und zum Schluss hätten wir tatsächlich nur un-<br />
Die Grundfinanzierung der Hochschulen ist eine Kernaufgabe<br />
der Bundesländer. Ja, auch wir möchten weiterhin<br />
helfen; aber wir setzen da weniger auf Quantität,<br />
sondern mehr auf Qualität, und das ist auch richtig so.<br />
Herzlichen Dank.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)