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Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 228. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. März 2017 22935<br />

Nadine Schön (St. Wendel)<br />

(A)<br />

(B)<br />

Gleichzeitig werden die Unternehmen mit diesem Gesetz<br />

aufgefordert, Prüfverfahren durchzuführen. Auch<br />

dies ist eine wichtige Maßnahme. Viele von Ihnen kennen<br />

ja Prüfverfahren wie Logib-D oder eg-check. Das<br />

sind bewährte Verfahren, um die Entgeltstrukturen in den<br />

Unternehmen zu überprüfen und Rückschlüsse darauf zu<br />

ziehen, ob es Unterschiede zwischen den Geschlechtern<br />

gibt.<br />

Bei mir vor Ort macht ein Unternehmen das schon<br />

sehr lange, und zwar die Marienhausklinik. Ich habe mir<br />

das auch schon einmal selbst angesehen; das ist sehr zu<br />

empfehlen.<br />

Der positive Effekt dieser Prüfverfahren ist, dass es<br />

im Unternehmen regelmäßig eine Diskussion darüber<br />

gibt, ob denn für Frauen und Männer gute Chancen<br />

und Möglichkeiten im Unternehmen bestehen und was<br />

man verbessern kann. Dabei kommen automatisch auch<br />

Fragestellungen wie Flexibilität, Kinderbetreuung, Aufstiegschancen,<br />

Weiterbildungsmöglichkeiten, Karrieremöglichkeiten<br />

und vieles mehr zur Sprache. Genau das<br />

ist es doch, was wir brauchen. Wir brauchen diese Diskussionen,<br />

um die strukturellen Probleme zu lösen und<br />

weite Teile der Lohnlücke zu schließen, nämlich die etwa<br />

6 Prozent, die man nicht erklären kann – deshalb führen<br />

wir jetzt den Auskunftsanspruch ein –, und die 15 Prozent,<br />

die man dadurch erklären kann, dass Frauen öfter in<br />

Teilzeit arbeiten, öfter aus dem Beruf aussteigen und auf<br />

der Karriereleiter nicht nach oben kommen.<br />

Wir haben gerade in dieser und auch in den vergangenen<br />

beiden Legislaturperioden sehr vieles gemacht –<br />

teilweise zusammen mit Ihnen von der SPD, aber eben<br />

auch in der Koalition, die es dazwischen gab –, damit die<br />

Gleichberechtigung von Frauen und Männern gestärkt<br />

wird, damit es eine bessere Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf gibt, damit es mehr Partnerschaftlichkeit gibt<br />

und damit Frauen bessere Aufstiegschancen in den Unternehmen<br />

haben. Ich erinnere nur an den Kitaausbau, an<br />

das Thema „Frauen in Führungspositionen“ und an das<br />

Elterngeld, das wir in dieser Legislaturperiode mit dem<br />

Elterngeld Plus noch einmal flexibler gemacht haben.<br />

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten<br />

der SPD)<br />

Wir haben also viel getan, um die Lohnlücke – sowohl<br />

die bereinigte als auch die unbereinigte Lohnlücke – zu<br />

schließen, und ich sage ganz ausdrücklich: Beide Teile<br />

der Lohnlücke sind ein Problem; denn im Alter entwickelt<br />

sich die Lohnlücke von 21 Prozent zu einer Rentenlücke,<br />

die wesentlich größer ist. Das ist tatsächlich problematisch;<br />

denn das ist natürlich ein wichtiger Grund für<br />

die Altersarmut von Frauen.<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir verabschieden<br />

den Gesetzentwurf heute so, wie er von Frau Schwesig in<br />

den <strong>Bundestag</strong> eingebracht wurde.<br />

(Lachen der Abg. Beate Müller-Gemmeke<br />

[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Sönke Rix<br />

[SPD]: Er ist auch von Frau Merkel mit eingebracht<br />

worden!)<br />

Das ist ja ziemlich ungewöhnlich, weil es nach dem<br />

Struck’schen Gesetz eigentlich immer Veränderungen<br />

gibt.<br />

Natürlich gibt es viele Wünsche – auch in unserer<br />

Fraktion –, das will ich gar nicht verhehlen. Auf der einen<br />

Seite sind die Wirtschaftspolitiker, die sagen: Das ist<br />

eine Belastung für Unternehmen – das kann man ja auch<br />

nicht bestreiten –,<br />

(Sönke Rix [SPD]: Gerechtigkeit kann keine<br />

Belastung für Unternehmen sein!)<br />

und das ist zu bürokratisch. Auf der anderen Seite sind<br />

die Frauen, die sagen: Eigentlich ist uns das zu wenig;<br />

wir hätten gerne mehr gehabt.<br />

(Sönke Rix [SPD]: Das stimmt!)<br />

An dieser Stelle will ich gerne sagen, dass auch das<br />

Wahlprogramm der Unionsfraktion das Thema „Gleicher<br />

Lohn für gleiche Arbeit“ enthält und dass das Thema<br />

Lohngerechtigkeit auch uns ein Herzensanliegen ist.<br />

(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />

NEN]: Ach!)<br />

Deshalb wurden gerade von der Unionsfraktion diese<br />

und viele weitere Maßnahmen immer vorangetrieben<br />

und haben wir sehr dafür gekämpft.<br />

(Beifall bei der CDU/CSU)<br />

Wir haben uns mit dem Koalitionspartner dazu entschlossen,<br />

den Gesetzentwurf jetzt so zu verabschieden,<br />

wie er von Frau Schwesig eingebracht wurde.<br />

(Sönke Rix [SPD]: Und von Frau Merkel!)<br />

Im Vorlauf gab es einen mühsam ausgehandelten Kompromiss<br />

zwischen dem Ministerium und den Sozialpartnern.<br />

Das war vielleicht ein ungewöhnliches Verfahren,<br />

aber es trägt dazu bei, dass es einen Mittelweg zwischen<br />

den Anliegen der Sozialpartner – ich sage ausdrücklich:<br />

sowohl der Arbeitgeberverbände als auch der Gewerkschaften<br />

– gibt.<br />

Deshalb bin ich froh, dass wir mit dem heutigen Gesetzentwurf<br />

einen deutlichen Schritt nach vorne hin zu<br />

mehr Lohngerechtigkeit zwischen Männern und Frauen<br />

machen. Wir werden die Lohnlücke mit diesem Gesetz<br />

nicht beseitigen, aber wir geben den Frauen damit Werkzeuge<br />

an die Hand, mit denen sie dagegen vorgehen können.<br />

(Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN]: Eben nicht! Das tun Sie nicht!)<br />

Herzlichen Dank an alle, die uns in den letzten Wochen<br />

auf diesem Weg begleitet haben und diesen Gesetzentwurf<br />

heute mit uns verabschieden.<br />

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten<br />

der SPD – Beate Müller-Gemmeke<br />

[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wird alles<br />

schöngeredet!)<br />

Vizepräsidentin Claudia Roth:<br />

Vielen Dank, Nadine Schön. – Nächste Rednerin: Ulle<br />

Schauws für Bündnis 90/Die Grünen.<br />

(C)<br />

(D)

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