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Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 228. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. März 2017 22917<br />

Kirsten Lühmann<br />

(A)<br />

die berechtigte Kritik vom Bundesrat, von den Sachverständigen<br />

in der Anhörung des Verkehrsausschusses und<br />

auch von den Verbänden ernst genommen. Damit haben<br />

wir Klarheit und Rechtssicherheit für die Verbrauchenden<br />

hergestellt. Denn eines muss aus Sicht der SPD klar<br />

sein: Der Fahrende darf nicht das Versuchskaninchen für<br />

die neue Technik sein, Rechte und Pflichten müssen klar<br />

definiert sein. Das haben wir mit diesem Änderungsantrag<br />

getan.<br />

Wir haben den Gesetzentwurf in drei wesentlichen Bereichen<br />

optimiert: Erstens haben wir klare und verbindliche<br />

Vorgaben für die Fahrzeugherstellenden gemacht.<br />

Zweitens haben wir die Rechte von Fahrzeugführenden<br />

deutlich klargestellt. Drittens haben wir eine Konkretisierung<br />

vorgenommen, um zu einem guten Datenschutz<br />

zu kommen.<br />

Was heißt das? Das Fahrzeug muss den Fahrenden<br />

technisch sofort darauf hinweisen, wenn er das System<br />

regelwidrig benutzt. Außerdem müssen die Herstellenden<br />

verbindlich erklären, dass ihre Fahrzeuge den jeweiligen<br />

Bestimmungen entsprechen.<br />

(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />

NEN]: Da sind die ja gut drin! Das haben wir<br />

ja gelernt!)<br />

auch für die Menschen, die von dieser Technik profitieren.<br />

Herzlichen Dank.<br />

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten<br />

der CDU/CSU)<br />

Vizepräsident Johannes Singhammer:<br />

Als Nächster spricht der Kollege Stephan Kühn für<br />

Bündnis 90/Die Grünen.<br />

Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />

NEN):<br />

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen<br />

und Kollegen! Sehr geehrter Herr Dobrindt, Ihre Angriffe<br />

auf uns sind ja mittlerweile sehr erwartbar. Auch<br />

sie scheinen schon im vollautomatisierten Modus abzulaufen.<br />

(Heiterkeit des Abg. Sören Bartol [SPD])<br />

Ich finde, Sie sollten den Modus ab und zu einmal wechseln;<br />

denn sonst schlafen wir ein, was man weder hier<br />

noch am Steuer tun sollte. Wir brauchen ja auch hier eine<br />

gewisse Grundaufmerksamkeit.<br />

(C)<br />

(B)<br />

Und: Das Fahrzeug muss dem Fahrenden die Rückübernahme<br />

der Steuerung mit ausreichender Zeitreserve anzeigen.<br />

Ja, über die Formulierung „mit ausreichender<br />

Zeitreserve“ haben wir lange diskutiert. Alle Sachverständigen<br />

haben uns erklärt: Es ist nicht sinnvoll, eine<br />

feste Sekundenzahl in das Gesetz zu schreiben, weil die<br />

Frage „Ausreichend oder nicht?“ von der jeweiligen Situation<br />

und auch von der automatisierten Fahrfunktion<br />

abhängt.<br />

Wir haben auch im Bereich des Datenschutzes vielfältige<br />

Verbesserungen eingearbeitet. Zu nennen sind die<br />

deutlich verkürzten Speicherfristen und die Reduzierung<br />

des Umfangs der gespeicherten Daten auf das Nötigste.<br />

Denn, liebe Kollegen und Kolleginnen, wichtig bei einem<br />

Unfall, einer Ordnungswidrigkeit oder einer Straftat<br />

ist doch allein die Frage: Wer hat das Fahrzeug gefahren,<br />

Mensch oder Maschine?<br />

(Gustav Herzog [SPD]: Genau! Sehr richtig!)<br />

Nur diese beiden Daten werden gespeichert, weil nur sie<br />

erforderlich sind. Wir gehen nicht darüber hinaus, und<br />

das ist gut und richtig.<br />

(Beifall bei der SPD – Gustav Herzog [SPD]:<br />

Herr Kollege Behrens, hören Sie genau zu!)<br />

Abschließend weise ich darauf hin, dass wir uns im<br />

Bereich der Gesundheit und in vielen anderen Bereichen,<br />

beispielsweise im Flugzeug oder im Operationssaal, bereits<br />

heute komplexer Technik anvertrauen. Wichtig ist<br />

aber, dass diese Techniken ausgereift sind und den Vorgaben<br />

des Gesetzgebers entsprechen. Dafür haben wir in<br />

Bezug auf hoch- und vollautomatisiertes Fahren mit dieser<br />

Gesetzesänderung gesorgt. Deutschland ist damit das<br />

erste Land, das hierfür einen rechtlichen Rahmen schafft:<br />

für die Fahrzeugherstellenden, für unsere Wirtschaft und<br />

(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/<br />

DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der<br />

LINKEN)<br />

Meine Damen und Herren, dieses Gesetz verdient angesichts<br />

der Tragweite, die es hat, in erster Linie Sorgfalt.<br />

Sie von den Regierungsfraktionen haben den Gesetzentwurf<br />

zwar nachgebessert – in der Tat –, aber viele Fragen<br />

bleiben offen, und Kernprobleme sind weiter nicht<br />

gelöst. Die Verbraucherinnen und Verbraucher werden<br />

Sie mit diesem Gesetz nicht vom hoch- und vollautomatisierten<br />

Fahren überzeugen. Der Automobilindustrie<br />

tun Sie mit Sicherheit auch keinen Gefallen, wenn die<br />

Hersteller dann auf ihren Produkten sitzen bleiben. Ohne<br />

eine breite gesellschaftliche Debatte darüber, was wir<br />

Maschinen überlassen wollen, wird Deutschland nicht<br />

zum Leitmarkt für hochautomatisiertes oder vollautomatisiertes<br />

Fahren oder später vielleicht zum Leitmarkt für<br />

autonomes Fahren.<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />

Herr Dobrindt, mir fehlt, ehrlich gesagt, jegliches<br />

Verständnis dafür, dass man als Verkehrsminister zu<br />

den ethischen Fragen des automatisierten Fahrens zwar<br />

eine Kommission einrichtet, deren Ergebnisse man aber<br />

nicht abwartet, sondern bereits vorher Gesetzentwürfe<br />

beschließt. Die Ethikkommission will ihren Abschlussbericht<br />

im Juni dieses Jahres vorlegen. Das hätte man<br />

abwarten müssen.<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />

NEN sowie des Abg. Herbert Behrens [DIE<br />

LINKE])<br />

So geht man doch nicht mit einem hochrangig besetzten<br />

Gremium um. So schafft man übrigens auch keine Akzeptanz<br />

für neue Technologien.<br />

(D)

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