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Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 228. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. März 2017 22857<br />

Manfred Zöllmer<br />

(A)<br />

(B)<br />

Vor einer Scharfschaltung der Instrumente soll der Finanzausschuss<br />

informiert werden. Darüber beklagen sich<br />

auf einmal die Linken und die Grünen.<br />

(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Bei anderen<br />

Gesetzen gibt es das nicht!)<br />

Ich kann das nicht verstehen; ich halte das für richtig. Ihr<br />

fordert doch sonst immer, dass der Finanzausschuss in<br />

solche Maßnahmen einbezogen wird. Jetzt machen wir<br />

das, und jetzt kritisiert ihr das.<br />

(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Weil ihr das<br />

bremsen wollt!)<br />

Nachvollziehbar ist das nicht.<br />

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten<br />

der CDU/CSU)<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen, mit diesem Gesetz<br />

ist es uns insgesamt gelungen, die berechtigten Bedenken<br />

zu berücksichtigen und eine zusätzliche bürokratische<br />

Belastung zu minimieren. Gleichzeitig haben wir ein Instrumentarium<br />

geschaffen, das im Krisenfall eingesetzt<br />

werden kann, um eine Immobilienblase zu bekämpfen.<br />

Nach wie vor bleibt aber das Problem der Diagnose:<br />

Wann haben wir eine Blase, und wann sind die Entwicklungen<br />

normal?<br />

Die Ökonomen sind sich in der Vergangenheit niemals<br />

einig gewesen. Blasen sind im Regelfall immer erst<br />

hinterher diagnostiziert worden. Mit diesem Problem<br />

werden wir leben müssen. Die deutschen Immobilienkreditmärkte<br />

sind sehr robust. Eine Immobilienblase hat<br />

es bisher nicht gegeben. Ich bin sicher, das wird auch in<br />

Zukunft so bleiben. Dann werden diese Instrumente im<br />

Koffer bleiben können, und die Menschen, die eine Wohnung<br />

suchen, werden auch eine zu bezahlbaren Bedingungen<br />

finden.<br />

Wir geben Gas beim Wohnungsbau und bremsen erst,<br />

wenn Gefahr droht.<br />

Vielen Dank.<br />

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten<br />

der CDU/CSU)<br />

Präsident Dr. Norbert Lammert:<br />

Gerhard Schick erhält nun das Wort für die Fraktion<br />

Bündnis 90/Die Grünen.<br />

Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):<br />

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />

Der vorliegende Gesetzentwurf besteht aus zwei Teilen.<br />

Trotzdem zieht sich da ein roter Faden durch.<br />

Der erste Teil bezieht sich auf das, was man makroprudenzielle<br />

Regulierung nennt, das heißt, dass man<br />

nicht Regeln für ein einzelnes Institut macht, sondern für<br />

den Gesamtmarkt. Das ist gut.<br />

Dieses Gesetz hat allerdings eine problematische Entwicklungsgeschichte.<br />

Der erste Vorschlag stammte aus<br />

einem Gremium – Ausschuss für Finanzstabilität –, in<br />

dem die Bundesbank, die Finanzaufsicht und das Bundesministerium<br />

der Finanzen vertreten sind. Dieser Vorschlag<br />

hat die fachliche Diskussion sinnvoll abgebildet.<br />

Dann kamen aber die Bankenverbände und haben in<br />

einem ersten Schritt, noch vor dem Gesetzentwurf der<br />

Bundesregierung, gesagt: Das sind zu große bürokratische<br />

Lasten. Wir wollen die ganze Datenerhebung, die da<br />

vorgesehen ist, herausnehmen. – Es ist natürlich schwierig,<br />

ohne Datengrundlagen Fehlentwicklungen einschätzen<br />

zu können. Damit kam es zum ersten Punktsieg für<br />

die Bankenverbände.<br />

Nach der Einbringung des Gesetzentwurfs hatten wir<br />

in der Anhörung die interessante Konstellation, dass alle<br />

in der Anhörung anwesenden Ökonomen, die Bundesbank<br />

und die Finanzaufsichtsbehörde den Gesetzentwurf<br />

der Bundesregierung gemeinsam mit Linksfraktion und<br />

Bündnis 90/Die Grünen unterstützt haben, während aus<br />

den Koalitionsfraktionen heftiger Gegenwind kam, und<br />

zwar wieder aus der Perspektive der Bankenverbände.<br />

Worum geht es? In den USA war die Kreditvergabe<br />

lange Jahre relativ normal. Es wurde nämlich immer geschaut,<br />

ob die Haushalte die Kredite auch tragen können.<br />

(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Variabel!)<br />

Dann kam es ab dem Jahr 2000 in kurzer Zeit dazu, dass<br />

der Anteil der Kredite an Haushalte mit geringem Einkommen,<br />

die die Schulden nicht tragen konnten, massiv<br />

angestiegen ist. Er hat sich in sechs Jahren auf 600 Milliarden<br />

Dollar verdreifacht. Das zeigt eben, dass in wenigen<br />

Jahren eine massive Fehlentwicklung eintreten kann.<br />

Den Schaden hatten dann nicht nur die Banken, sondern<br />

ganz viele Menschen haben das wenige Eigenkapital,<br />

das sie hatten, dadurch verloren, dass sie Kredite aufgenommen<br />

hatten; denn nachher hatten sie weder das Haus<br />

noch ihr Kapital, sondern waren ärmer als vorher. Es war<br />

also auch für die Verbraucher schlecht.<br />

(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Das hat<br />

es in Deutschland noch nie gegeben!)<br />

Genau die Regeln, die eine Kreditvergabe vor dem<br />

Hintergrund der Einkommen und der Schuldentragfähigkeit<br />

des Haushalts begrenzen würden, wenn es eine<br />

Fehlentwicklung gibt, sind auf Betreiben der Bankenverbände<br />

aus diesem Gesetz herausgenommen worden. Das<br />

war der zweite Punktsieg für die Bankenverbände. Wir<br />

halten das für fatal,<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

sowie des Abg. Dr. Axel Troost [DIE LINKE])<br />

und zwar nicht, weil es schon heute eine solche Fehlentwicklung<br />

gäbe, sondern weil uns die Geschichte in anderen<br />

Ländern zeigt, dass eine Branche, die vielleicht über<br />

Jahrzehnte seriöse Geschäfte macht, plötzlich zu einer<br />

Fehlentwicklung beitragen kann. Man braucht also ein<br />

Gesetz, um in diesem Fall gegensteuern zu können. Sie<br />

haben dem Gesetzentwurf jedoch auf Betreiben der Bankenverbände<br />

die Zähne gezogen. So geht das nicht.<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

sowie des Abg. Dr. Axel Troost [DIE LINKE])<br />

Im zweiten Teil des Gesetzentwurfes geht es leider<br />

ähnlich weiter. Da geht es darum, die Umsetzung der<br />

Wohnimmobilienkreditrichtlinie zu korrigieren. Aus den<br />

(C)<br />

(D)

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