Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 228. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. März 2017 23059<br />
(A)<br />
Damen und Herren von der Großen Koalition, soll offenbar<br />
niemand mitbekommen.<br />
(Zweites Bürokratieentlastungsgesetz) (Zusatztagesordnungspunkt<br />
4)<br />
(C)<br />
(B)<br />
Aber zum Glück wirkt das Gesetz in der Praxis, und<br />
damit wird es demnächst konkret spürbar für alle Betroffenen.<br />
Alle zivilen Expertinnen und Experten erhalten<br />
demnächst einen regulären Arbeitsvertrag. Damit sind<br />
sie erstmals versicherungsrechtlich abgesichert. Dadurch<br />
verschwindet das Risiko von internationalen Einsätzen<br />
zwar nicht; aber es lässt sich besser abschätzen und obliegt<br />
nicht mehr gänzlich den jeweiligen Betroffenen. Die<br />
Bundesregierung übernimmt also die Verantwortung, die<br />
ihr zukommt, wenn sie Menschen in ihrem Auftrag zur<br />
Friedensarbeit in der Welt entsendet. Endlich!<br />
Auch das Zentrum für Internationale Friedenseinsätze<br />
wird das neue Gesetz spüren, wenn es demnächst eine<br />
vollständige Entsendeorganisation ist und ihre Aufgabe<br />
als Arbeitgeberin noch besser wahrnehmen kann. Es sind<br />
und werden spannende Zeiten für das ZIF, die hoffentlich<br />
zum Ergebnis haben werden, dass wir in Zukunft mehr<br />
deutsche Expertise in weltweiten Einsätzen erleben werden.<br />
Trotz der Verbesserungen, die erreicht wurden: Das,<br />
was wir heute hier abschließend beraten, könnte für die<br />
Sekundierten noch besser sein. Ich denke da an simple,<br />
aber wichtige Dinge wie Beschränkungen des Reisegepäcks,<br />
keine regelmäßigen Heimatflüge, keine Regelung<br />
für den Familiennachzug. Kurzum: Da ist noch Luft nach<br />
oben!<br />
So wenig die Öffentlichkeit offenbar von den Verbesserungen<br />
erfahren soll, so unklar bleibt die Bundesregierung<br />
auch bei ihren Zielen in den zukünftigen Leitlinien<br />
zur zivilen Krisenprävention. Unsere Anträge wurden<br />
routinemäßig abgelehnt. Dabei vergibt die Bundesregierung<br />
eine Chance, die zivile Konfliktbearbeitung kontrovers<br />
zu diskutieren und nach bestmöglichen Lösungen zu<br />
suchen. Wo ist denn das neue Grundsatzdokument zur zivilen<br />
Krisenprävention, das ursprünglich für Anfang des<br />
Jahres angekündigt war? Gibt es etwa – auch bei diesem<br />
Thema – koalitionsinternen Zoff? Oder wissen Sie nicht,<br />
worum es gehen soll? Wir geben Ihnen gern Nachhilfe.<br />
Warum brauchen Sie so lange? Greifen Sie einfach unsere<br />
Ideen auf! Gerade wir Grünen haben uns intensiv mit<br />
den Möglichkeiten und Grenzen der zivilen Krisenprävention<br />
auseinandergesetzt. Dieses Thema gehörte und<br />
gehört immer zum Kern unserer Außenpolitik.<br />
Wer im Bereich „zivile Krisenprävention, Menschenrechts-<br />
und Entwicklungszusammenarbeit“ eine so<br />
schlechte Bilanz hat, der muss sich nicht feiern lassen –<br />
oder er weiß genau, warum er zu nachtschlafender Zeit<br />
darüber debattieren lässt.<br />
Anlage 12<br />
Zu Protokoll gegebene Reden<br />
zur Beratung des von der Bundesregierung<br />
eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes<br />
zur Entlastung insbesondere der mittelständischen<br />
Wirtschaft von Bürokratie<br />
Helmut Nowak (CDU/CSU): Ein hochentwickeltes<br />
staatliches Gemeinwesen wie die Bundesrepublik<br />
Deutschland benötigt eine leistungsfähige Bürokratie.<br />
Dennoch müssen wir uns fragen, ob es bei uns seit längerem<br />
nicht ein Zuviel des Guten gibt.<br />
Allein zwischen Juli 2015 und Juli 2016 sind die jährlichen<br />
Folgekosten von Gesetzen für Bürger, Wirtschaft<br />
und Verwaltung insgesamt um 453 Millionen Euro angestiegen.<br />
Der hohe Anstieg in diesem Zeitraum ist vor<br />
allem auf ein Regelungsvorhaben zurückzuführen: Allein<br />
das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende verursacht<br />
139 Millionen Euro Folgekosten, jährlich! Von dem<br />
Anstieg besonders betroffen ist, wie auch in den vergangenen<br />
Jahren, die Wirtschaft. Hier erhöhten sich die Folgekosten<br />
im Vergleich zur Vorperiode um 299 Millionen<br />
Euro, vor allem durch die Umsetzung von EU-Recht.<br />
Wir müssen zusehen, dass wir die derzeitigen Erfolge<br />
der deutschen Wirtschaft auch noch in Zukunft feiern<br />
können. Nur eine erfolgreiche Wirtschaft sichert unseren<br />
sozialen Wohlstand. Unternehmer und Freiberufler sollen<br />
sich doch in erster Linie um ihre Unternehmung kümmern<br />
und nicht primär um die Befriedigung der Statistik.<br />
Schaut man sich einmal die Unzahl an Berichtspflichten<br />
und Meldungen an staatliche Stellen an, die bereits kleine<br />
Firmen heute zu bewerkstelligen haben, so lässt sich<br />
durchaus nachvollziehen, dass viele Menschen in unserem<br />
Land schlicht keine Lust haben, sich selbstständig<br />
zu machen. Wir sollten daher als Politik dringend handeln<br />
und sehen, wo wir denjenigen, die in Deutschland<br />
im besten Sinne des Wortes etwas „unternehmen“, Steine<br />
aus dem Weg räumen können.<br />
Die Rahmenbedingungen, die die Politik setzen will<br />
und muss, dürfen nicht mehr Bürokratie aufbauen, als erforderlich<br />
ist. Dieser Leitspruch hat uns auch in dieser Legislaturperiode<br />
begleitet. Das führte zu zwei erfolgreich<br />
verabschiedeten Bürokratieentlastungsgesetzen. Das erste<br />
wies einen reduzierten jährlichen wirtschaftsseitigen<br />
Erfüllungsaufwand von rund 744 Millionen Euro auf.<br />
Mit dem vorliegenden erreichen wir erneut eine große<br />
Entlastung für die Wirtschaft, circa 365 Millionen Euro<br />
pro Jahr. Zusammen mit der Modernisierung im Vergaberecht<br />
kommen wir damit auf eine Entlastung von bis zu<br />
2 Milliarden. Ein wirklich erfreuliches Ergebnis!<br />
Der aktuelle Gesetzentwurf ist also wieder ein Schritt<br />
in die richtige Richtung. Er enthält viele gute Ansätze,<br />
insbesondere in der Schwerpunktsetzung für die mittelständische<br />
Wirtschaft. So müssen künftig Unternehmen<br />
Lieferscheine, die keine Buchungsbelege sind, nicht<br />
mehr zwingend aufbewahren. In einem zukünftigen<br />
Schritt wäre es wünschenswert, die Aufbewahrungsfristen<br />
insgesamt zu überprüfen und gegebenenfalls neu zu<br />
definieren bzw. deutlich zu verkürzen. Die unterschiedlichen<br />
Aufbewahrungsfristen führen bei manchen Firmen<br />
dazu, vorsichtshalber nahezu alles aufzubewahren, sodass<br />
auch die von uns gutgemeinten Verkürzungen teilweise<br />
ins Leere laufen.<br />
(D)