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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 228. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. März 2017 23013<br />

Steffen Kanitz<br />

(A)<br />

(B)<br />

dungspotenzial nicht mit dem vergleichbar, was wir in<br />

einem HAW-Endlager vorfinden werden. Trotzdem und<br />

gerade deswegen halten wir uns beim Schacht Konrad<br />

natürlich an höchste Sicherheitsstandards.<br />

Um dies einmal international einzuordnen: Es gibt<br />

schon einige Endlager für schwach- und mittelradioaktive<br />

Abfälle. Viele Länder – Frankreich, Spanien, Großbritannien,<br />

die USA – lagern schwach- und mittelradioaktive<br />

Abfälle oberflächennah. Ebenso ist es in Schweden<br />

und Finnland. Dort geht man knapp unter die Oberfläche.<br />

Deutschland ist neben der Schweiz das einzige Land, das<br />

in die Tiefengeologie geht. Das hat auch gute Gründe,<br />

denn wir sagen: Wenn wir ein gutes Wirtsgestein haben<br />

– und im Schacht Konrad haben wir das; wir haben<br />

dort eine 400 Meter dicke Tonschicht, die das Endlager<br />

von unten abdichtet –, dann ist das besser, als wenn wir<br />

das Lager an der Oberfläche haben. Das zeigt aber, dass<br />

der Sicherheitsanspruch Deutschlands auch im Bereich<br />

schwach- und mittelradioaktiver Abfälle enorm hoch ist,<br />

und das ist, glaube ich, auch richtig.<br />

Wir haben ein langes Planfeststellungsverfahren hinter<br />

uns gebracht, um Schacht Konrad zu genehmigen.<br />

2002 ist die Genehmigung nach einer übrigens relativ<br />

umfangreichen Bürgerbeteiligung erteilt worden. Man<br />

kann immer nach mehr rufen, aber ein Blick in die Geschichte<br />

zeigt, dass an 75 Tagen Erörterungen stattgefunden<br />

haben. Ich finde, so ganz wenig ist das nicht. Dann<br />

hat es 2007 noch eine höchstinstanzliche Entscheidung<br />

vom Bundesverwaltungsgericht gegeben, das die Planfeststellung<br />

noch einmal bestätigt hat.<br />

Seit 2008 wird Schacht Konrad umgerüstet zu einem<br />

Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle,<br />

und alle Beteiligten planen im Moment für das Jahr 2022<br />

die Inbetriebnahme. Ich glaube, daran müssen wir auch<br />

alle gemeinsam festhalten, damit wir dieses Zieldatum<br />

erreichen, weil wir dann, wenn wir 2022 abschalten,<br />

möglichst schnell mit dem Rückbau beginnen wollen.<br />

Schacht Konrad bildet natürlich gewissermaßen den Flaschenhals<br />

für den Rückbau. Insofern haben wir ein Interesse<br />

daran, diesen Zeitplan einzuhalten.<br />

Es gibt teilweise Vergleiche mit der Asse, die angestellt<br />

werden, die aber, so finde ich, nicht zutreffend sind<br />

und die man sehr klar zurückweisen muss. Der Unterschied<br />

ist natürlich, dass wir es hier erstens mit einem<br />

trockenen Stollen zu tun haben. Zweitens fahren wir völlig<br />

neue Einlagerungskammern auf. Wir gehen also nicht<br />

in ein altes Grubengebäude, in das wir die Fässer einfach<br />

reinwerfen, sondern wir haben – die Konrad-Behälter<br />

sind bekannt – eine sehr gute und robuste Art und Weise,<br />

die Endlagergebinde in ein sehr robustes Bergwerk einzulagern.<br />

Frau Kotting-Uhl, das, was ich gerade gesagt habe, ist<br />

in der Tat das, was uns das BfS im Ausschuss gesagt hat<br />

und was auch öffentlich nachzulesen ist. Das BfS sagt,<br />

dass die Planfeststellungsunterlagen ständig und auch<br />

aktuell hinsichtlich des Standes von Wissenschaft und<br />

Technik untersucht werden. Ständig heißt, dass man eben<br />

nicht nur vor 2022, also vor der Inbetriebnahme, eine abschließende<br />

Sicherheitsuntersuchung macht. So, wie ich<br />

Herrn König verstehe, ist es so, dass schon aktuell, seit<br />

2014, damit begonnen wird, die Unterlagen zu sichten<br />

und zu gucken: Was ist alt, und wo gelten die Sicherheitsmargen<br />

der Vergangenheit möglicherweise immer noch?<br />

Ich glaube, hier wird extrem verantwortungsvoll gehandelt.<br />

Deswegen darf das jedenfalls kein Grund sein, hier<br />

in eine Verzögerungsschleife zu kommen.<br />

Wir haben in dieser Legislaturperiode eine ganze<br />

Menge dafür getan, dass wir den Zeitplan einhalten können<br />

und bis 2022 fertig werden. Wir haben eine völlig<br />

neue Behördenstruktur aufgebaut, auch dank der Arbeit<br />

der Endlagerkommission. Ich glaube, es ist gut und richtig,<br />

dass wir eine klare Trennung haben zwischen Regulierer<br />

auf der einen Seite und Vorhabenträger auf der<br />

anderen Seite.<br />

Ich habe mir die Entscheidungsmuster der Vergangenheit<br />

genau angeschaut. Wir haben das in der Endlagerkommission<br />

besprochen. Das lief über DIN-A3-Blätter.<br />

Und wenn man im Bereich der Schachtsanierung jemanden<br />

brauchte, dann waren die Entscheidungswege relativ<br />

kompliziert. Das haben wir jetzt deutlich gestrafft und<br />

vereinfacht. Es ist jetzt so, dass nicht mehr drei oder<br />

vier Behörden darüber entscheiden, wie lang die Anker<br />

eigentlich sein müssen, die da angebracht werden; vielmehr<br />

wird das vom Vorhabenträger vorgeschlagen und<br />

vom Regulierer genehmigt, und dann kann das auch in<br />

Auftrag gegeben werden. So haben wir sehr dazu beigetragen,<br />

dass das Projekt Konrad ein Erfolg werden kann.<br />

Gleichzeitig übernimmt der Bund ab 2019 bzw. 2020<br />

die Zwischenlager. Insofern sind wir über ein zentrales<br />

Abfallmanagement in der Lage, zu disponieren und zu<br />

schauen, welche Abfälle wann eingelagert werden. Eigentlich<br />

haben wir also alle Voraussetzungen geschaffen,<br />

um jetzt auch zeitnah in den Betrieb einzusteigen – immer<br />

unter Sicherheitsgesichtspunkten; das hat das BfS<br />

zugesagt –, und ich glaube, das ist auch richtig. Aber<br />

unser Anspruch als Union ist es eben – so haben wir es<br />

in der Kommission auch immer besprochen –, dass die<br />

Zwischenlager, die wir haben, nicht zu faktischen Endlagern<br />

werden. Das sind wir den Leuten vor Ort schuldig.<br />

Deswegen müssen wir Schacht Konrad auch 2022 in Betrieb<br />

nehmen.<br />

Ich will, Herr Kollege Zdebel, weil Sie es angesprochen<br />

haben, noch einmal kurz auf das Thema eingehen,<br />

das die Menschen in Gronau und in Lingen im Moment<br />

in der Tat sehr bewegt, und auf den Pressezirkus, der in<br />

den letzten drei, vier Tagen um das Thema entstanden ist.<br />

Ich will das sehr deutlich sagen: Wir als Unionsfraktion<br />

stehen ganz klar an der Seite der Beschäftigten der Urenco<br />

und der ANF in Lingen.<br />

(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />

NEN]: Aha!)<br />

Wir sind aus der Kernkraft ausgestiegen; das ist völlig<br />

klar. Wir sind uns auch absolut einig: Bis 2022 schalten<br />

wir die Kernkraftwerke ab. Das heißt aber in der Konsequenz<br />

nicht, dass wir sämtliches kerntechnisches Knowhow<br />

in Deutschland verlieren wollen,<br />

(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />

NEN]: Das ist aber nicht besonders konsequent!)<br />

(C)<br />

(D)

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