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Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 228. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. März 2017 22911<br />

Agnieszka Brugger<br />

(A)<br />

Norden stattgefunden haben. Das ist sicherlich ein kleiner<br />

Lichtblick.<br />

tun, und da müssen Sie mehr einfordern. Hier ist Kritik<br />

angebracht und notwendig.<br />

(C)<br />

(B)<br />

Heute beraten wir erneut über eine Verlängerung, und<br />

das zeugt von Realismus. Ich kann mich noch erinnern,<br />

wie am Anfang dieser Mission einige meinten, der Zeithorizont<br />

würde zwei bis vier Jahre beinhalten, bis die<br />

Aufgabe erfüllt sein würde. Wir Grüne haben damals<br />

schon gesagt, dass es hier einen langen Atem und viel<br />

Geduld und Engagement braucht.<br />

Zu einer realistischen Sicht gehört aber auch ein klares<br />

Bild von den Gefahren, Grenzen und Chancen von Ausbildung.<br />

Eine nachhaltige, gut konzipierte und engagierte<br />

Ausbildung kann ein, aber eben nur ein Baustein auf dem<br />

Weg zu einer Stabilisierung sein. Ob Irak, Somalia oder<br />

Mali: Bei der Bundesregierung hat man den Eindruck,<br />

dass das Schlagwort „Ertüchtigung“ ihre Standardantwort<br />

auf viele Krisen dieser Welt ist. Wir Grüne sagen<br />

dazu nicht blind Ja und auch nicht reflexartig Nein, sondern<br />

wir prüfen jeden Einzelfall sehr sorgfältig und sehr<br />

kritisch. Heute Abend werden wir auch über die Ausbildungsmission<br />

in Somalia abstimmen. Dieses Mandat<br />

werden wir als Grüne sehr klar ablehnen, während wir<br />

in den vergangenen Jahren bei Mali immer zugestimmt<br />

haben.<br />

(Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Sehr gut!)<br />

Ausbildung und Militäreinsätze alleine können natürlich<br />

niemals einen Konflikt lösen. Zentral ist es, dass<br />

die Ursachen, die hinter einem Konflikt stehen, bearbeitet<br />

werden. Deshalb kommt es auf den Rahmen an,<br />

in dem eine solche Mission stattfindet. Dieser ist zum<br />

Beispiel in Mali sehr anders als in Somalia. Es gibt die<br />

Friedensmission der Vereinten Nationen, deren Aufgabe<br />

es ist, ein Friedensabkommen zwischen vielen Gruppen<br />

zu begleiten und zu stützen. Oder man kann es auch<br />

so zusammenfassen wie ein General, den ich auf einer<br />

meiner Mali-Reisen im Rahmen eines Besuches bei der<br />

EUTM-Mission gesprochen habe. Er hat gesagt: Es geht<br />

ja gar nicht darum, die Streitkräfte so auszubilden, dass<br />

sie den Norden erobern und dauerhaft halten können.<br />

Vielmehr müssen beide Seiten endlich verstehen, dass<br />

es Frieden nur gemeinsam und nur durch Kooperation<br />

geben kann.<br />

Ja, es gibt Lichtblicke: die gemeinsamen Patrouillen,<br />

das Friedensabkommen, den Versöhnungsprozess.<br />

Trotzdem darf man die Lage in Mali nicht schönreden.<br />

Sie ist fragil, und gerade im Norden ist sie gefährlich<br />

und instabil. Es gibt auch keine Gewissheit, dass dieses<br />

Engagement zum Erfolg führen wird. Ein großes Problem<br />

ist aktuell doch, dass alle Akteure, die an diesem<br />

Friedensprozess beteiligt sind, die Gruppen im Norden<br />

ebenso wie die malische Regierung und ihr nahestehende<br />

Milizen, diesen Prozess oft genug mit Blick auf den<br />

eigenen Vorteil verschleppen oder gar behindern und<br />

ihn damit auch gefährden. Wenn man möchte, dass das<br />

internationale Engagement, zu dem auch diese EU-Ausbildungsmission<br />

gehört, am Ende erfolgreich sein soll,<br />

dann muss das jetzt von allen Seiten mit Nachdruck eingefordert<br />

werden, auch von der malischen Regierung. Da<br />

muss ich sagen, dass mir die sanften Worte der Bundesregierung<br />

nicht ausreichen. Da müssen Sie dringend mehr<br />

Völlig fehl geht aber eine andere Kritik, die wir derzeit<br />

nachlesen und nachhören können, nämlich die des<br />

konservativen französischen Präsidentschaftskandidaten,<br />

der, offensichtlich weil er selbst unter Druck steht,<br />

fordert, dass Deutschland sich in der Sahelzone stärker<br />

militärisch engagieren müsse. Deutschland ist nicht nur<br />

im Rahmen vieler ziviler Projekte und im Rahmen der<br />

Entwicklungszusammenarbeit vor Ort, sondern beteiligt<br />

sich auch an der EU-Ausbildungsmission und der<br />

VN-Friedensmission in einem erheblichen Maße, gerade<br />

durch den Einsatz der Aufklärungsfähigkeiten und der<br />

Hubschrauber. Wer das tut und sich hier in hohem Maße<br />

einbringt, der kann auch Ansprüche an den französischen<br />

Freund und Partner stellen. Die Bundesregierung ist aber<br />

nicht bereit, hier Kritik zu äußern. Es wäre doch ein erster<br />

Schritt, einmal ein Mindestmaß an Transparenz über<br />

die französischen Antiterroroperationen in der Region<br />

herzustellen.<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />

Es muss auch klar sein, dass eigene Interessen nicht<br />

über das Ziel gestellt werden dürfen, eine friedliche Zukunft<br />

für die Menschen in Mali zu erreichen. Ich möchte<br />

mich bei allen bedanken, die sich dafür in einem sehr gefährlichen<br />

Umfeld engagieren, ob sie es in Uniform oder<br />

ohne tun.<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und<br />

der SPD)<br />

Denn sie liefern einen Beitrag dazu, dass die Chance besteht,<br />

dass diese Ausbildungsmission in ein paar Jahren<br />

erfolgreich ist und dass es mehr Frieden und Sicherheit<br />

in Mali gibt.<br />

Vielen Dank.<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />

Vizepräsident Johannes Singhammer:<br />

Für die CDU/CSU spricht jetzt der Kollege Roderich<br />

Kiesewetter.<br />

(Beifall bei der CDU/CSU)<br />

Roderich Kiesewetter (CDU/CSU):<br />

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Jeder von uns,<br />

der schon einmal in Mali war, weiß um die schwierige<br />

Lage dort, weiß aber auch um die Fortschritte, die zumindest<br />

durch die Ausbildungsmission und einige andere<br />

Einsätze vor Ort erreicht wurden. Wenn wir heute<br />

über die Ausbildungsmission sprechen, dann muss uns<br />

bewusst sein, dass sie nur ein Mosaikstein unter vielen<br />

anderen ist; der Herr Bundesaußenminister hat das<br />

angesprochen. Ich will aber trotzdem noch einmal die<br />

UNO-Mission MINUSMA ansprechen, weil sie damit<br />

verzahnt ist, ebenso die französische Antiterrormission<br />

Barkhane, eine ganze Reihe ziviler Bereiche wie beispielsweise<br />

die EUCAP-Mission und vor allen Dingen<br />

(D)

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