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Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 228. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. März 2017 22971<br />

Bundesministerin Manuela Schwesig<br />

(A)<br />

Daneben sorgen wir dafür, dass der Mutterschutz<br />

wirklich einen Schutz bietet. Das bisherige Gesetz in der<br />

neuen Form soll aber nicht dazu führen, dass man auf<br />

einmal ein Arbeitsverbot erhält, nur weil man schwanger<br />

ist. Ich wurde von vielen Frauen angesprochen, die gesagt<br />

haben: Der Schutz in der Schwangerschaft und nach<br />

der Geburt ist wichtig, er darf aber nicht dazu führen,<br />

dass ich nur deshalb, weil ich schwanger bin, auf einmal<br />

ein Arbeitsverbot erhalte.<br />

(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: So ist es, ja!)<br />

So geht es gerade vielen im Gesundheitswesen. Viele<br />

Ärztinnen haben sich deshalb gewünscht, dass wir mit<br />

der neuen Regelung eine gute Balance zwischen dem<br />

Schutz und der Selbstbestimmung der Frau finden, damit<br />

sie selbst mitentscheiden kann, ob sie noch weiterarbeiten<br />

kann oder nicht. Auch das ist uns gelungen.<br />

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)<br />

deln dürfen, in welchem Umfang sie Schutz für sich und<br />

ihr ungeborenes Kind in Anspruch nehmen.<br />

(Maik Beermann [CDU/CSU]: Genau! Das<br />

finde ich gut!)<br />

Als Frau und als Gewerkschafterin schrillen bei mir die<br />

Alarmglocken, wenn ich so etwas höre.<br />

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)<br />

Im ersten Moment liest sich der Gesetzentwurf so, als<br />

sei alles im grünen Bereich. Gut ist zum Beispiel – das ist<br />

ja auch schon gesagt worden –, dass Schülerinnen, Studentinnen<br />

und Praktikantinnen in das Mutterschutzgesetz<br />

aufgenommen werden – und einiges mehr. Wir haben<br />

eben ja auch schon einiges gehört.<br />

Dass die Bundesregierung gleichzeitig aber Schutzrechte<br />

für Frauen im Mutterschutzgesetz aufweicht, geht<br />

gar nicht.<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

Diese Bundesregierung stellt sich wieder einmal klar an<br />

die Seite der Arbeitgeber und ihrer Lobbyisten. Diese<br />

haben nun den Fuß in der Tür, um weitere Schutzrechte<br />

für alle Beschäftigten abzubauen. Es muss doch niemand<br />

glauben, dass es, wenn es einmal beschlossen ist, bei<br />

diesem einen Abbau bleibt. Bisher garantierte und organisierte<br />

der Staat den Schutz. Nun sollen die einzelnen<br />

Beschäftigten individuell darüber verhandeln, wie viel<br />

Schutz sie in Anspruch nehmen.<br />

(Zuruf von der CDU/CSU: „Mitbestimmung“<br />

heißt das!)<br />

Wer da der Sieger sein wird, wissen wir doch.<br />

(Sönke Rix [SPD]: Die Aufsichtsbehörden<br />

werden doch nicht abgeschafft! – Zuruf von<br />

der CDU/CSU: Kein Generalverdacht!)<br />

Meine Damen und Herren von der CDU und SPD,<br />

dieses Spiel lassen wir Ihnen nicht durchgehen.<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

Schutzrechte von Beschäftigten sind nicht verhandelbar.<br />

Bisher waren Schwangere vor Nachtarbeit ab 20 Uhr und<br />

vor Sonn- und Feiertagsarbeit geschützt. Diese Regelung<br />

weichen Sie nun auf und erlauben, dass Schwangere bis<br />

22 Uhr und am Wochenende arbeiten können. Sie haben<br />

eine falsche Vorstellung von Selbstbestimmung. Ich frage<br />

Sie: Welche Verkäuferin – nicht Ärztin, nicht Höherqualifizierte<br />

– kann denn ihrem Chef widersprechen und<br />

sagen, dass sie nicht bis 22 Uhr an der Kasse sitzen will?<br />

(Sönke Rix [SPD]: Die Aufsichtsbehörde ist<br />

doch nicht ausgeschaltet! – Widerspruch bei<br />

der CDU/CSU)<br />

Welche Angestellte im Service kann den Wunsch ihres<br />

Chefs ablehnen, am Wochenende zu arbeiten?<br />

(Sönke Rix [SPD]: Das macht doch die Aufsichtsbehörde!)<br />

Wer wie die CDU ein Gesellschaftsbild hat, bei dem die<br />

Frauen hinter dem Herd stehen,<br />

(Widerspruch bei der CDU/CSU)<br />

(C)<br />

(B)<br />

Auch um diesen Gesetzentwurf wurde lange gerungen,<br />

weil es immer wieder Details gab, die man miteinander<br />

abstimmen musste. Ich bin sehr froh, dass das<br />

den beiden Fraktionen gelungen ist, wofür ich mich ganz<br />

herzlich bedanken möchte.<br />

Ich möchte meine kurze Redezeit nutzen, um auch der<br />

Parlamentarischen Staatssekretärin Frau Widmann-Mauz<br />

zu danken. Es ist schön, dass Sie heute auf der Regierungsbank<br />

sitzen. Sie haben mit mir gemeinsam federführend<br />

diese Punkte des Koalitionsvertrages verhandelt.<br />

Fast am Ende dieser Legislaturperiode können wir jetzt<br />

sagen: Bei vielen Dingen, die wir zur Verbesserung der<br />

Situation von Frauen verhandelt haben – Frauenquote,<br />

Lohngerechtigkeit, Elterngeld Plus und auch den Schutz<br />

von Prostituierten –, waren die Verhandlungen nicht<br />

leicht, und es war auch nicht leicht, diese Dinge hier auf<br />

den Weg zu bringen. Es ist uns aber gemeinsam gelungen,<br />

und deshalb sage ich auch Ihnen persönlich vielen<br />

Dank für die gute Grundlage.<br />

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich freue<br />

mich, dass wir jetzt den Mutterschutz für die Frauen in<br />

unserem Land weiter verbessern. Wenn wir gemeinsam<br />

auch noch das Pflegeberufsgesetz hinkriegen, dann können<br />

wir, glaube ich, sagen: Wir haben gemeinsam für die<br />

Familien und vor allem für die Frauen in unserem Land<br />

geliefert.<br />

Vielen Dank.<br />

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten<br />

der CDU/CSU)<br />

Vizepräsidentin Petra Pau:<br />

Die Kollegin Jutta Krellmann hat für die Fraktion Die<br />

Linke das Wort.<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

Jutta Krellmann (DIE LINKE):<br />

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und<br />

Kollegen! Während früher Schwangere vor dem Zugriff<br />

der Arbeitgeber geschützt waren, sollen sie nun verhan-<br />

(D)

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