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Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 228. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. März 2017<br />

(A)<br />

(B)<br />

Seit unter Rot-Grün im Jahr 2002 das Zentrum für Internationale<br />

Friedenseinsätze, kurz: ZIF, gegründet wurde,<br />

arbeitet es im Auftrag der Bundesregierung und des<br />

<strong>Bundestag</strong>es eng mit dem Auswärtigen Amt zusammen.<br />

Das ZIF übernimmt die Personalvorauswahl, trainiert<br />

und vermittelt die ausgewählten Fachkräfte in internationale<br />

Friedenseinsätze. Der Abschluss des Sekundierungsvertrages<br />

lag bisher in der Hand des Auswärtigen<br />

Amtes. Um Effizienzverluste zu vermeiden, soll diese<br />

Aufgabe nun auch dem ZIF übertragen werden. So wird<br />

das ZIF zu einer vollwertigen Entsendeorganisation<br />

ausgebaut. Das ist eine sehr positive Entwicklung. Das<br />

ZIF leistet eine hervorragende und unersetzliche Arbeit.<br />

Vielen Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des<br />

ZIF.<br />

Die Neuregelung des Sekundierungsgesetzes ist ein<br />

wichtiger Schritt, um die deutsche zivile Krisenprävention<br />

und damit die deutsche Außenpolitik weiter zu stärken.<br />

Ungewollte Versorgungslücken werden geschlossen,<br />

die Sekundierung wird attraktiver. Zivile Fachkräfte<br />

müssen sich zukünftig keine Sorgen mehr um ihre Absicherung<br />

machen.<br />

Wenn es um die Wertschätzung von zivilen Expertinnen<br />

und Experten und ihre Reintegration in den deutschen<br />

Arbeitsmarkt nach einem Auslandseinsatz geht, ist<br />

hiermit ein wichtiger Schritt gemacht. Zivile Fachkräfte<br />

in Friedensmissionen leisten Außerordentliches unter<br />

enormen Druck, jeden Tag. Wir ehren diese besonderen<br />

Persönlichkeiten seit 2013 mit dem Tag des Peacekeepers<br />

und sagen Danke für die wichtige Arbeit, die deutsche<br />

Friedensmacher in Mali, Afghanistan oder im Kosovo<br />

leisten. Das Thema gehört in die Mitte der Gesellschaft.<br />

Ohne tatkräftige zivile Expertinnen und Experten wäre<br />

deutsches Engagement in Friedenseinsätzen und unsere<br />

Außenpolitik deutlich weniger wirksam!<br />

Kathrin Vogler (DIE LINKE): Ich freue mich, dass<br />

wir heute ein gemeinsames Anliegen aller <strong>Bundestag</strong>sfraktionen<br />

hier auf den Weg bringen können: die bessere<br />

soziale Absicherung von Fachkräften, die in der zivilen<br />

Krisenprävention und Konfliktbearbeitung im Ausland<br />

eingesetzt werden. Tatsächlich macht sich vermutlich<br />

niemand, der es nicht selbst erlebt hat, Gedanken darüber,<br />

welche rechtlichen Spitzfindigkeiten zu beachten<br />

sind, wenn Deutschland zivile Fachkräfte in Friedensmissionen<br />

etwa der Vereinten Nationen oder der OSZE<br />

entsendet. Da geht es um recht komplizierte Fragen des<br />

Arbeitsverhältnisses und der sozialen Absicherung, über<br />

Krankenversicherung, Rente, Arbeitslosenversicherung<br />

oder steuerrechtliche Fragen, die den Betroffenen noch<br />

zusätzlich zu ihrem oft komplizierten Einsatz in Krisengebieten<br />

erheblich zu schaffen machten.<br />

der Entsandten. Deswegen stimmt meine Fraktion diesem<br />

Gesetzentwurf nun auch zu.<br />

Gleichzeitig stimmen wir hier heute auch über einen<br />

Antrag meiner Fraktion ab, der die Bundesregierung dazu<br />

auffordert, ein ziviles Leitbild für eine friedensfördernde<br />

Außenpolitik zu entwickeln und umzusetzen. Noch Außenminister<br />

Steinmeier hat im vergangenen Jahr einen<br />

Prozess in Gang gesetzt, der zu einem Leitbild der Bundesregierung<br />

für das außenpolitische Handeln in Krisen<br />

und Konflikten führen sollte. Das Ergebnis wollte er eigentlich<br />

im Februar präsentieren. Doch nach allem, was<br />

man hört, stockt der Beratungsprozess im Kabinett, weil<br />

sich vor allem das Verteidigungsministerium gegen jede<br />

politische Festlegung auf einen Vorrang von ziviler Krisenprävention<br />

und Konfliktbearbeitung stemmt. Nichts<br />

soll nach Auffassung der Ministerin von der Leyen den<br />

Machtanspruch der Bundeswehr einschränken, nicht einmal<br />

symbolisch. Und an keiner Stelle soll eine Präferenz<br />

für ziviles und gewaltfreies Handeln in internationalen<br />

Krisen auch nur angedeutet werden. Das politische Anliegen,<br />

das sich 2004 im Aktionsplan „Zivile Krisenprävention“<br />

noch widergespiegelt hat, dass nämlich die<br />

Bundesrepublik Deutschland ihre Friedensverantwortung<br />

in der Welt vorwiegend zivil und nicht militärisch<br />

wahrnimmt, soll nun vollständig entkernt und seiner Bedeutung<br />

entkleidet werden.<br />

Da rächt sich nun, dass die Bundeswehr seit 1992<br />

systematisch zur Einsatzarmee und zum Instrument für<br />

sogenannte deutsche Interessen in aller Welt umgebaut<br />

wurde. Ein wenig erinnert das an Goethes Zauberlehrling,<br />

der die militaristischen Geister, die er zum scheinbar<br />

wohltätigen Werk rief, nun nicht mehr loswird. Und<br />

manchmal hat man ja sogar den Eindruck, dass jemand<br />

wie Wladimir Putin oder Donald Trump den politischen<br />

Eliten dieses Landes gerade recht ist – als billige Begründung<br />

dafür, das eigene Militär noch mehr aufzuwerten,<br />

weiter aufzurüsten und auch die EU in ein Militärbündnis<br />

umzubauen.<br />

Überaus billig und durchschaubar ist auch der Versuch,<br />

das 2‐Prozent-Ziel der NATO hinter einem 3‐Prozent-Ziel<br />

zu verstecken, in dem dann Ausgaben für Diplomatie,<br />

Krisenprävention, Entwicklungspolitik und<br />

sogar Humanitäre Hilfe aufgehen. Sie wissen nämlich<br />

genau, dass die Bevölkerung die massive Aufstockung<br />

der Militärausgaben ablehnt, und so wollen Sie den Menschen<br />

Sand in die Augen streuen. Seien Sie gewiss: Die<br />

Linke wird diese falsche und fatale Politik nicht akzeptieren,<br />

nicht heute, nicht nach der Wahl und auch nicht<br />

in 10 oder 20 Jahren. Wir werden weiter dafür kämpfen,<br />

dass deutsche Außenpolitik endlich zivile Friedenspolitik<br />

wird, ohne Wenn und Aber.<br />

(C)<br />

(D)<br />

Das Sekundierungsgesetz löst viele dieser Probleme,<br />

und in der Anhörung haben uns sowohl das Auswärtige<br />

Amt als auch das Zentrum für Internationale Friedenseinsätze,<br />

das nun zur Entsendeorganisation für die Fachkräfte<br />

wird, glaubhaft versichert, dass sie in der Praxis auch<br />

solche Fragen, die hier nicht geregelt sind, wohlwollend<br />

im Sinne der Betroffenen zu lösen gewillt sind, wie etwa<br />

die Heimflüge zur Familie, die Kosten für notwendige<br />

Gepäcktransporte oder die betriebliche Mitbestimmung<br />

Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />

NEN): Mitte Februar, bei der ersten Lesung, waren es<br />

mickrige 25 Minuten Debattenzeit; jetzt wird der Tagesordnungspunkt<br />

„zivile Krisenprävention“ zu nachtschlafender<br />

Zeit abgehandelt. So feiert diese Bundesregierung<br />

die bislang umfangreichste Verbesserung für ihre zivilen<br />

Expertinnen und Experten, die sie in internationale Einsätze<br />

schickt. Wie Sie sich ihr immer wieder betontes<br />

Plädoyer für „mehr Verantwortung“ vorstellen, meine

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