Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 228. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. März 2017<br />
Sevim Dağdelen<br />
(A)<br />
(B)<br />
mitsamt der ganzen Ausrüstung und den Waffen zu den<br />
Al-Qaida-Milizen übergelaufen sind. Es gibt überhaupt<br />
keine Kontrolle. Sie sind seit sieben Jahren die Antwort<br />
auf die Frage schuldig, wo die ausgebildeten Soldaten<br />
letztendlich geblieben sind.<br />
Mit dieser Mission beteiligt sich die Bundesregierung<br />
weiterhin am somalischen Bürgerkrieg und unterstützt<br />
natürlich auch fragwürdige Akteure wie die somalische<br />
Regierung. Die Präsidentschaftswahlen fanden<br />
erst jüngst durch nichtgewählte Abgeordnete in einem<br />
Hangar in Mogadischu statt, der von der AMISOM bewacht<br />
wurde. Es gibt keinerlei Strukturen in Somalia, um<br />
Kriegsverbrechen der somalischen Regierungstruppen<br />
oder der AMISOM zu ahnden.<br />
Aber es ist genau diese Straflosigkeit, die das internationale<br />
Recht immer weiter erodieren lässt. Auch die<br />
Bundesregierung muss in puncto Straflosigkeit endlich<br />
Farbe bekennen, und das gilt nicht nur für Somalia. Wir<br />
müssen endlich eine lückenlose Aufklärung über die<br />
Kriegsverbrechen, an denen die Bundeswehr beteiligt ist,<br />
erhalten. Frau von der Leyen, lassen Sie mich hier sagen:<br />
Wenn sich die Berichte über die Beteiligung der Bundeswehr<br />
an dem Angriff auf die Schule in Syrien erhärten,<br />
dann müssen Sie hier natürlich auch die politische Verantwortung<br />
übernehmen und die Konsequenzen ziehen.<br />
(Beifall bei der LINKEN – Rainer Arnold<br />
[SPD]: Würden Sie den Begriff „Kriegsverbrechen“<br />
noch einmal erklären?)<br />
Die Bundesregierung beteiligt sich auch an den<br />
US-Kriegsverbrechen in Somalia durch die Drohnenmordaktionen.<br />
Das wissen Sie schon seit längerem. Hier<br />
in Deutschland wird weiterhin die notwendige Infrastruktur<br />
für diese Drohnenmorde auch in Somalia vorgehalten.<br />
Das empfinden wir als unerträglich. Wir fordern<br />
Sie deshalb auf: Beenden Sie diese Beihilfe zu Kriegsverbrechen!<br />
Leisten Sie in Somalia eine ausreichende<br />
humanitäre Hilfe, statt immer wieder die Verlängerung<br />
von Militärmissionen zu beschließen, über deren Bilanz<br />
offen und transparent zu sprechen Sie bis heute nicht in<br />
der Lage sind.<br />
Vielen Dank.<br />
hier als einen Beitrag zur Beteiligung an Kriegsverbrechen<br />
(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Im Bürgerkrieg,<br />
ja!)<br />
zu diskreditieren, das ist infam, Frau Kollegin. Dafür<br />
sollten Sie sich entschuldigen. Das sollten Sie zurücknehmen.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie<br />
bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE<br />
GRÜNEN – Sevim Dağdelen [DIE LINKE]:<br />
Das ist ja ein Witz!)<br />
Für mich ist das Anlass, den Soldatinnen und Soldaten<br />
der deutschen Bundeswehr, die dort Ausbildung betreiben<br />
und die die Soldatinnen und Soldaten der somalischen<br />
Streitkräfte in die Lage versetzen,<br />
(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Sagen Sie<br />
doch mal was zu den Drohnenmorden!)<br />
sich gegen eine terroristische Al-Schabab-Miliz zur Wehr<br />
zu setzen, einmal herzlich für den schweren Dienst, den<br />
sie in Somalia leisten, zu danken.<br />
(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Die Menschen<br />
hungern da!)<br />
Unsere Soldaten leisten einen Beitrag zu mehr Frieden<br />
in diesem Land – überschaubar, aber es ist ein Beitrag<br />
dazu, dass dieses Land befriedet werden kann. Das ist<br />
die Wahrheit.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten<br />
der SPD)<br />
Es sollte auch schon angesichts der Zahl, über die wir<br />
gesprochen haben – der Kollege Coße hat es aus meiner<br />
Sicht vollkommen richtig einsortiert –, jetzt nicht der<br />
Eindruck erweckt werden, als wären diese Soldatinnen<br />
und Soldaten, die in der Tat schon über 5 000 Angehörige<br />
der Streitkräfte in den vergangenen Jahren dort ausgebildet<br />
haben – das ist beachtenswert genug –, die Lösung<br />
aller somalischen Probleme. Diesen Eindruck hat hier<br />
niemand erweckt,<br />
(C)<br />
(D)<br />
(Beifall bei der LINKEN)<br />
Vizepräsidentin Petra Pau:<br />
Das Wort hat der Kollege Dr. Johann Wadephul für die<br />
CDU/CSU-Fraktion.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
Dr. Johann Wadephul (CDU/CSU):<br />
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und<br />
Herren! Wir haben gerade wieder einen typischen Beitrag<br />
aus der Linksfraktion erlebt,<br />
(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Wahrheitsgemäß!)<br />
den ich aber dennoch kurz einordnen muss. Ich muss<br />
schon sagen: Diesen kleinen Beitrag zu einer Ausbildungs-<br />
und Trainingsmission mit neun oder elf Soldaten<br />
(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Gerade eben<br />
haben Sie es noch getan!)<br />
und das ist auch gar nicht der Anspruch, den wir mit dieser<br />
Mission verfolgen.<br />
Aber wir müssen schon zur Kenntnis nehmen, dass es<br />
in diesem Land, das in den letzten Jahren und Jahrzehnten<br />
einige Heimsuchungen hat erleben müssen, doch eine<br />
vorsichtige Entwicklung zum Positiven gegeben hat.<br />
(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Sie könnten<br />
mal sagen, wie viele desertieren!)<br />
Es gibt in der Tat – auch darauf ist vom Kollegen Coße<br />
hingewiesen worden – einen neuen Präsidenten, der aus<br />
dem Exil kommt, der das Richtige will, der eine integrative<br />
Regierung gebildet hat, der sich dafür einsetzt, dass<br />
Menschenrechte in diesem Land geachtet werden, und<br />
der Korruption bekämpfen will. Man kann nicht einfach