Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 228. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. März 2017<br />
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dieses von der Bundesregierung ausdrücklich gefördert<br />
wird. Dazu gehört die humanitäre Versorgung durch zivile<br />
und öffentliche Organisationen, doch eben auch ein<br />
Instrument, das es den Organisationen gewährleistet, zu<br />
den Menschen in Not sicher zu gelangen und dabei nicht<br />
selbst Zielscheibe von Gewalt und Krieg zu werden. Genau<br />
für diese Sicherheit sorgt unsere Bundeswehr. Das<br />
Grundverständnis eines jeden Soldaten in der deutschen<br />
Bundeswehr ist es, der Allgemeinheit zu dienen und für<br />
das Wohl derer einzutreten, die sich selber nicht verteidigen<br />
können oder wollen.<br />
Es heißt nun, in dem Zusammenspiel Missbrauchsmöglichkeiten<br />
zu minimieren, aber das Prinzip der gemeinsamen<br />
Zielerreichung voranzubringen und in guter<br />
Zusammenarbeit Konflikt- und Krisensituationen immer<br />
weiter zurückzudrängen. Doch Ideologien sind kein Ersatz<br />
für eine verantwortungsbewusste wertegeleitete Außen-<br />
und Sicherheitspolitik.<br />
Ich möchte meine Ausführungen schließen mit einer<br />
persönlichen Erfahrung, die ich mit der Bundeswehr und<br />
ihrem Einsatz gemacht habe, und das in dem nicht gerade<br />
unumstrittenen Einsatz in Afghanistan. Die International<br />
Security Assistance Force ist schon über 13 Jahre dort<br />
vor Ort. Viel wurde seither erreicht. Deutschland beteiligt<br />
sich seit dem 1. Januar 2015 an Resolute Support<br />
mit mittlerweile 980 deutschen Soldaten. In der Region<br />
Masar-i-Scharif konnte ich zusammen mit Kollegen<br />
vor einiger Zeit mit verschiedenen Vorsitzenden lokaler<br />
NGOs sprechen. Ich werde nie vergessen, wie sie uns für<br />
den Einsatz unserer Bundeswehr dankten. Seit die deutschen<br />
Schutztruppen für Sicherheit sorgen, können ihre<br />
Kinder wieder ungehindert Bildungsangebote und Gesundheitsvorsorge<br />
wahrnehmen. Sie müssen keine Angst<br />
mehr haben, dass die Taliban ungehindert um sich schießen<br />
kann. Natürlich gibt es auch kritische Stimmen, und<br />
es wird nicht alles perfekt laufen; aber diese Begegnung<br />
zeigt mir, wie wichtig der Einsatz unserer Bundeswehr<br />
ist.<br />
In der Erklärung „Gerechter Friede“ der deutschen Bischöfe<br />
von 2000 heißt es: „Eine Welt, in der den meisten<br />
Menschen vorenthalten wird, was ein menschenwürdiges<br />
Leben ausmacht, ist nicht zukunftsfähig. Sie steckt<br />
auch dann voller Gewalt, wenn es keinen Krieg gibt.“<br />
Ich möchte werben und selbst dafür eintreten, dass immer<br />
mehr Menschen das nicht nur wissen, sondern auch<br />
erleben. Ich will, dass Menschen weltweit eine Zukunft<br />
haben. Ich will, dass sie wissen, wer sie sind und was sie<br />
ausmacht. Ich will, dass sie in Sicherheit leben können.<br />
Dafür müssen wir humanitäre und politische Verantwortung<br />
übernehmen. Doch manchmal ist eine militärische<br />
Option eine letzte politische Notwendigkeit, um dieses<br />
Ziel zu erreichen. Diese von vornherein komplett auszuschließen,<br />
halte ich für feige und verantwortungslos.<br />
Dr. Ute Finckh-Krämer (SPD): Mit dem Antrag der<br />
Linken wird ein wichtiges Thema angesprochen. Allerdings<br />
greift der Antrag zu kurz, denn wir haben bereits<br />
Strukturen für internationale humanitäre und die Katastrophenhilfe.<br />
Es macht daher aus meiner Sicht keinen<br />
Sinn, dafür ein neues Instrument zu entwickeln. Das würde<br />
zu Doppelstrukturen führen, und genau die sollten wir<br />
vermeiden, wenn wir effektive Hilfe leisten wollen.<br />
Auf die Vielfalt der humanitären Hilfsorganisationen<br />
in Deutschland bin ich bereits in der ersten Lesung des<br />
Antrags am 12. Mai 2016 eingegangen.<br />
In dem Antrag wird der Humanitäre Weltgipfel angesprochen,<br />
der am 23. und 24. Mai 2016 abgehalten wurde.<br />
Ich habe in meiner Rede zur ersten Lesung zusätzlich<br />
den Flüchtlingsgipfel in New York angesprochen, und<br />
wir haben in diesem Haus nach dem Gipfel bereits über<br />
die Ergebnisse diskutiert. Nun bietet sich die Gelegenheit,<br />
kurz Bilanz zu ziehen: Was haben wir auf dem Humanitären<br />
Weltgipfel erreicht, was haben wir getan, was<br />
ist noch zu erledigen?<br />
Bei dem Gipfel ging es nicht um Finanzzusagen, sondern<br />
um strukturelle Reformen der globalen humanitären<br />
Hilfe. Deutschland hat auf dem Gipfel insbesondere<br />
zugesagt, die finanziellen Strukturen zu stärken und einen<br />
Paradigmenwechsel hin zu vorausschauender Hilfe<br />
zu unterstützen. Konkret wollen wir insbesondere den<br />
Schutz für Klimaflüchtlinge stärken.<br />
Bereits im Jahr 2012 hat Deutschland damit begonnen,<br />
Mechanismen für vorausschauende Hilfe zu etablieren.<br />
Am 1. Juli 2016 hat es zusammen mit Bangladesch<br />
den Vorsitz der „Platform on Disaster Displacement“<br />
übernommen. Wir befinden uns gerade in der Testphase<br />
des Aufbaus eines Systems, das Vorwarnungen und<br />
damit schnelle Handlungsfähigkeit im Katastrophenfall<br />
ermöglicht. Diese Aktivitäten werden vom Deutschen<br />
Roten Kreuz unterstützt.<br />
Auf dem Gipfel haben wir 174 Zusagen über die gemeinsamen<br />
Vereinbarungen hinaus gegeben. Auf der<br />
„Platform for Action, Commitments and Transformation“,<br />
PACT, sind die Zusagen aller Teilnehmerstaaten<br />
des Gipfels veröffentlicht. Sie lassen sich dort nachlesen.<br />
Fortschritte bei der Umsetzung können die Akteure dort<br />
selbst eintragen.<br />
Organisatorisch will ich besonders die Rolle des Büros<br />
der Vereinten Nationen zur Koordinierung der Humanitären<br />
Hilfe – Office for Coordination of Humanitarian<br />
Aid, OCHA – betonen. Es soll die Umsetzung der Vorhaben<br />
des Gipfels beobachten und darüber regelmäßig<br />
Bericht erstatten.<br />
Ich komme zur deutschen humanitären Hilfe. Mit Ihrem<br />
Antrag ignorieren Sie die humanitäre Hilfe, die wir<br />
in Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen und Nichtregierungsorganisationen<br />
bereits leisten. Die Koalition hat<br />
auf Betreiben der SPD die Mittel für humanitäre Hilfe<br />
dauerhaft deutlich erhöht und dem realen Bedarf angenähert.<br />
Darüber hinaus haben wir bereits eine funktionierende<br />
technische Institution, das Technische Hilfswerk, THW,<br />
das nationale und internationale Katastrophen- und humanitäre<br />
Hilfe leistet. Das THW führt Projekte mit den<br />
Vereinten Nationen durch und ist in den Zivil- und Katastrophenschutz<br />
der Europäischen Union bestens integriert.<br />
Es war schon in mehr als 130 Ländern im Einsatz.<br />
Als Beispiele will ich die Unterstützung bei der Flut in<br />
Polen 2010 und die Hilfe für die Menschen in Indonesi-<br />
(C)<br />
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