Deutscher Bundestag
2nCLeRm
2nCLeRm
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 228. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. März 2017 23015<br />
Sylvia Kotting-Uhl<br />
(A)<br />
(B)<br />
brauchen Sie mir nicht mit einer Kommission zu kommen,<br />
die auch nichts an der Sache verbessert.<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />
und bei der LINKEN)<br />
Es gibt noch weitere Dinge in der Richtlinie, die wir<br />
heute umsetzen, die absolut zahnlos sind: alle zehn Jahre<br />
eine Selbstbewertung, Selbsteinschätzung – finden wir<br />
uns gut, finden wir uns vielleicht nicht so gut? –, dazu ein<br />
Peer Review ohne Umsetzungspflicht. Das alles bringt<br />
nichts. Ich muss noch einmal sagen: Ich hätte von einer<br />
Bundesregierung, die jetzt den breiten fraktions- und parteiübergreifenden<br />
Atomausstieg im Deutschen <strong>Bundestag</strong><br />
beschlossen und im nationalen Gesetz verankert hat,<br />
erwartet, dass sie sich auf EU-Ebene anders einsetzt und<br />
nicht hier etwas zur Abstimmung vorlegt, was völlig unverbindlich<br />
ist und diese Unverbindlichkeit festschreibt.<br />
Ich habe leider nicht so viel Zeit wie der Kollege<br />
Kanitz, um noch auf den Schacht Konrad einzugehen.<br />
Aber ich will einmal sagen, Herr Kanitz: Vieles, was Sie<br />
gesagt haben, kann ich unterstreichen. Da habe ich gar<br />
keinen Widerspruch. Ich finde auch Ihre Bewertung des<br />
Antrags sehr gut. Sie haben gefragt: Warum ist er überhaupt<br />
noch aktuell, nachdem das Bundesamt für Strahlenschutz<br />
– das ist ja bald die neue Behörde BfE – bereits<br />
alles tut, was in diesem Antrag steht? Ich muss sagen:<br />
Die Forderung, sich nach dem Stand von Wirtschaft und<br />
Technik auszurichten und nicht einzulagern, bevor dieser<br />
Stand von Wirtschaft und Technik nachgewiesen ist – es<br />
geht mir darum, dass dieser nachgewiesen wird, bevor<br />
durch Einlagerungen Fakten geschaffen werden –, kann<br />
durchaus vom <strong>Bundestag</strong> als richtig bestätigt werden,<br />
auch wenn es im Moment tatsächlich so aussieht, als<br />
würde die zuständige Behörde diesen Weg auch von alleine<br />
gehen. Ich glaube, es wäre trotzdem nicht schlecht,<br />
als <strong>Bundestag</strong> zu sagen: Wir wollen den Stand von Wissenschaft<br />
und Technik nachgewiesen haben.<br />
Hiltrud Lotze (SPD):<br />
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />
Bei der 15. Novelle des Atomgesetzes geht es im Wesentlichen<br />
um drei Punkte:<br />
Erstens geht es um eine Änderung der Informationspflicht<br />
für Betreiber kerntechnischer Anlagen. Diese werden<br />
künftig verpflichtet, die Öffentlichkeit über Betrieb<br />
und gegebenenfalls Störfälle in enger Abstimmung mit<br />
den Behörden zu informieren. Das bringt mehr Transparenz,<br />
und es ist immerhin ein Fortschritt.<br />
(Beifall bei der SPD)<br />
Zweitens wird mit dem Gesetz unmissverständlich<br />
klargestellt, dass die Verantwortung der Betreiber für die<br />
nukleare Sicherheit auch dessen Auftragnehmer und die<br />
Unterauftragnehmer einschließt; auch ein Subunternehmer<br />
muss also zukünftig Personal angemessen einsetzen,<br />
wenn er dort arbeitet.<br />
Drittens enthält das Gesetz Vorgaben zu den europarechtlich<br />
vorgeschriebenen Peer Reviews für kerntechnische<br />
Anlagen.<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen, mit dieser Anpassung<br />
machen wir, wenn auch in kleinen Schritten, den<br />
Restbetrieb der Kernkraftwerke ein Stück sicherer. Wir<br />
können die Zeit nicht zurückdrehen. Wir haben in unserem<br />
Land die Atomkraft genutzt. Jetzt geht es darum,<br />
in den nächsten Jahren möglichst alle Sicherheitsrisiken<br />
auszuschließen und für einen geregelten Ab- und Rückbau<br />
sowie für ein sicheres Endlager zu sorgen.<br />
Wir haben in der letzten Woche das Standortauswahlgesetz<br />
beschlossen. Die Suche nach einem Endlager wird<br />
neu gestartet. In den vergangenen Monaten haben wir<br />
auch die Frage nach den Kosten für Rückbau und Endlagerung<br />
geregelt, und wir haben ein Abwälzen der Kosten<br />
auf die Allgemeinheit weitestgehend verhindert.<br />
(C)<br />
(D)<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN sowie des Abg. Hubertus Zdebel [DIE<br />
LINKE])<br />
Deswegen, glaube ich, tun auch Sie nichts Verkehrtes,<br />
wenn Sie diesem Antrag zustimmen. Wir geben dann<br />
noch einmal ein deutliches Zeichen an die zuständige<br />
Behörde, dass wir wollen, dass dieser Weg fortgesetzt<br />
wird und nicht aus irgendwelchen Gründen – Personalwechsel<br />
zum Beispiel – die ganze Sache plötzlich wieder<br />
anders aussieht. Also geben Sie sich einen Ruck, und<br />
stimmen Sie zu! Allerdings können wir der Umsetzung<br />
dieser zahnlosen EU-Richtlinie in die AtG-Novelle nicht<br />
zustimmen.<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />
Wir von der SPD hätten uns in mancherlei Hinsicht<br />
mehr und Besseres gewünscht. Aber das, was wir trotzdem<br />
in dieser Koalition in Sachen Atomausstieg und<br />
Abwicklung erreicht haben, kann sich durchaus sehen<br />
lassen –<br />
(Beifall bei der SPD)<br />
auch wenn dieser Export von Brennstäben nach Belgien<br />
die Bilanz jetzt nicht verbessert.<br />
(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN]: Das kann man so sagen!)<br />
Es ist nicht wünschenswert, dass so etwas passiert; es<br />
passt auch nicht zu unserem Atomausstieg. Aber die<br />
Rechtslage lässt eben nicht immer das zu, was politisch<br />
wünschenswert ist.<br />
Vizepräsidentin Ulla Schmidt:<br />
Vielen Dank. – Letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt<br />
ist Hiltrud Lotze, SPD-Fraktion.<br />
(Beifall bei der SPD – Ulli Nissen [SPD]:<br />
Jetzt wird es gut!)<br />
(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Aber es gibt Leute, die sehen die<br />
Rechtslage anders! – Sylvia Kotting-Uhl<br />
[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo steht die<br />
Verpflichtung zu solchen Brennstäbelieferungen?<br />
Wo steht denn das?)