Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 228. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. März 2017<br />
Tino Sorge<br />
(A)<br />
(B)<br />
was beispielsweise der Leiter des Deutschen Zentrums<br />
für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters, Herr Thomasius,<br />
gesagt hat. Sehen Sie, Sie kennen ihn.<br />
(Frank Tempel [DIE LINKE]: Ihr einziger<br />
Experte!)<br />
Er sagte nicht nur, dass aufgrund des intensiven Cannabisgebrauchs<br />
Hirnschäden und Schizophrenie auftreten<br />
können – das ist bereits ausgeführt worden –, sondern<br />
auch, dass im Grunde besorgniserregende Zustände<br />
herrschen. Da können Sie doch nicht das Ursache-Wirkungs-Prinzip<br />
umkehren und sagen: Wir müssen alles<br />
legalisieren, dann wird alles besser. – Das ist der völlig<br />
falsche Weg, Herr Kollege.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU – Maria Klein-<br />
Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:<br />
Jetzt ist alles gut, oder wie?)<br />
Ich will auf einen anderen Aspekt in der Diskussion<br />
und auch in einem Ihrer Anträge hinweisen. Sie haben<br />
gesagt, wir müssten auch darauf achten, dass wir im Hinblick<br />
auf die Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit<br />
im Straßenverkehr nicht zu einer Kriminalisierung derjenigen<br />
kommen, die Drogen konsumieren. Ich will nur auf<br />
die Zahlen hinweisen: Laut Weltverkehrsforum werden<br />
14 bis 17 Prozent aller Autounfälle mit Toten und Verletzten<br />
unter dem Einfluss von Drogen,<br />
(Zuruf von der LINKEN: Wie viele mit Alkohol?<br />
– Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]:<br />
Was ist dann Bier? Oktoberfest!)<br />
von Cannabis und Benzodiazepinen, verursacht. Meine<br />
Frage ist dann: Wollen Sie tatsächlich beispielsweise den<br />
Eltern dieser Verkehrsopfer erklären, es sei richtig gewesen,<br />
es sei gut gewesen, dass ein Mensch, der unter Drogen<br />
stand, fahren durfte?<br />
(Frank Tempel [DIE LINKE]: Sie lügen schon<br />
wieder! Ich habe gesagt: wer kein Fahrzeug<br />
führt! Lügner! – Dr. Harald Terpe [BÜND-<br />
NIS 90/DIE GRÜNEN]: Das steht im Gesetz<br />
nicht drin! – Gegenruf der Abg. Maria Michalk<br />
[CDU/CSU]: Steht doch drin!)<br />
– Schauen Sie in Ihren Antrag! In Ihrem Antrag steht,<br />
dass er erst bei einem Drogengebrauch in riskanten Situationen<br />
(Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Oktoberfest!)<br />
oder nach einer wiederholten Drogenfahrt kriminalisiert<br />
werden soll, und das ist der völlig falsche Weg.<br />
(Frank Tempel [DIE LINKE]: Das ist gelogen!)<br />
– Hören Sie auf, Herr Tempel, die Leute hier immer der<br />
Lüge zu bezichtigen. Sie sitzen da, Sie behaupten Dinge,<br />
die durch nichts unterlegt sind,<br />
(Heike Baehrens [SPD]: Machen Sie doch<br />
gerade auch!)<br />
Sie stellen sich als Polizist hierhin.<br />
(Ulli Nissen [SPD]: „Sie stellen sich als Polizist<br />
hierhin“ – was soll das denn?)<br />
Ich sage Ihnen einfach mal:<br />
(Frank Schwabe [SPD]: Seien Sie ein bisschen<br />
netter!)<br />
Die Leute, die ich kenne und Polizisten sind und das hören,<br />
was Sie reden, sind einfach nur peinlich berührt.<br />
(Ulli Nissen [SPD]: Ich kenne genügend Polizisten!<br />
Die sind auf meiner Seite!)<br />
Sie sagen: Wenn Leute wie Sie auf Streife wären, dann<br />
wäre das einfach unterirdisch.<br />
(Zurufe von der SPD und der LINKEN – Britta<br />
Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:<br />
Mein Gott, ist das von Unkenntnis getragen,<br />
was Sie da von sich geben!)<br />
Vizepräsidentin Ulla Schmidt:<br />
Jetzt lassen Sie bitte den Kollegen Sorge reden.<br />
Tino Sorge (CDU/CSU):<br />
Wenn Sie von Drogenkonsum und Einstiegswegen<br />
reden, dann klingt das immer sehr abstrakt. Ich will es<br />
mal an einem Beispiel festmachen. Ich komme aus dem<br />
Bundesland Sachsen-Anhalt. Da ist es tatsächlich so,<br />
dass mittlerweile – wie in vielen anderen Bundesländern<br />
auch – Cannabis und seine Variationen die unangefochtene<br />
Nummer eins sind und bei über 70 Prozent aller Drogendelikte<br />
eine Rolle spielen, insbesondere auf Schulhöfen<br />
und an Schulen. Man sieht daran, dass eine gewisse<br />
Affinität gerade der jungen Menschen dazu besteht, dass<br />
es da einen enormen Anstieg gibt. Dafür ist natürlich die<br />
schleichende gesellschaftliche Verharmlosung von Cannabis<br />
ein zentraler Grund; sie führt letztendlich zu solchen<br />
Zahlen.<br />
Meine Damen und Herren, ich will mich damit nicht<br />
zufriedengeben. Wir, die Unionsfraktion, kämpfen dafür,<br />
dass der Drogeneinstieg erschwert wird,<br />
(Ulli Nissen [SPD]: Bei Alkohol genauso?)<br />
dass Drogensucht klar als Krankheit benannt wird. Wir<br />
wollen Prävention mit allen Mitteln, wir wollen die Heilung<br />
unterstützen, aber wir wollen auch die Auswirkungen<br />
der Drogensucht nicht arglos hinnehmen. Sie wollen<br />
Bagatellisierung, Sie wollen Legalisierung,<br />
(Frank Tempel [DIE LINKE]: Das ist gelogen!<br />
Das ist immer noch gelogen! – Britta<br />
Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:<br />
Nein! Wir wollen mit Fachleuten darüber reden!)<br />
wir wollen Sensibilisierung. Deshalb wird es Sie nicht<br />
überraschen, liebe Kolleginnen und Kollegen, dass wir<br />
Ihren Anträgen heute hier nicht zustimmen werden.<br />
Herzlichen Dank.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
(C)<br />
(D)