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Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 228. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. März 2017<br />

Uwe Kekeritz<br />

(A)<br />

(B)<br />

ches Leid zugefügt, sie haben oftmals nach einer Vergewaltigung<br />

oder einer Schwangerschaft aufgrund einer<br />

Vergewaltigung keine Möglichkeit mehr, zu ihren Familien<br />

zurückzukehren. Sie werden verstoßen.<br />

Im Oktober letzten Jahres traf ich mich mit dem Generalvikar<br />

der katholischen Diözese von Tambura. Der<br />

Vikar bot mir Bilder an. Er sagte: Hier können Sie einmal<br />

sehen, was passiert, wenn Regierungssoldaten ein Dorf<br />

überfallen. – Er erklärte allerdings, diese Bilder sind<br />

nicht zum Anschauen. Diese Bilder muss man aushalten.<br />

Und diese Bilder muss man ertragen. Er hatte leider<br />

recht. Ich erspare Ihnen jetzt die Beschreibung dieser<br />

Bilder. Ich glaube, jeder von Ihnen kann sich vorstellen,<br />

was ich zu sehen bekam. Aber die Bilder bestätigten die<br />

beängstigende bestialische Brutalität und die Menschenverachtung<br />

in diesem Land. Deswegen muss die Bundesregierung<br />

unverzüglich mit den europäischen Partnern<br />

einheitlich vorgehen. Auch die schmutzige verbrecherische<br />

Rolle von Salva Kiir muss auf das Tableau.<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN,<br />

bei der CDU/CSU und der SPD)<br />

Deutschland und Europa müssen mit China, Russland,<br />

den USA, der AU und anderen Ländern nach Lösungsmöglichkeiten<br />

suchen, die zu einer Stabilisierung des<br />

Landes führen. Der Weg über den Sicherheitsrat muss gut<br />

vorbereitet und schnell gefunden werden. Es ist jedoch<br />

unabdingbar, in einem ersten Schritt ein UN‐Waffenembargo<br />

durchzusetzen.<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

sowie bei Abgeordneten der SPD und der<br />

LINKEN)<br />

Neben vielen Maßnahmen, die wir im Antrag aufzählen,<br />

muss die Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft<br />

verstärkt werden. Aus den Gefängnissen der Regierung<br />

Salva Kiir müssen Menschenrechtsverteidiger und Journalisten<br />

sofort befreit werden.<br />

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS-<br />

SES 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg.<br />

Kathrin Vogler [DIE LINKE])<br />

Das Thema der Straflosigkeit und, damit zusammenhängend,<br />

die Frage der Beweissicherung müssen jetzt<br />

aufgegriffen werden. Jeder, der sich heute an Verbrechen<br />

gegen die Menschlichkeit beteiligt, sollte wissen, dass er<br />

mit einer strafrechtlichen Verfolgung zu rechnen hat.<br />

Deutschland und Europa müssen ihre Beiträge zur<br />

Bekämpfung der Hungersnot deutlich erhöhen und auch<br />

die kaum mehr vorhandene medizinische Versorgung<br />

verbessern.<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

sowie der Abg. Michael Brand [CDU/CSU]<br />

und Kathrin Vogler [DIE LINKE])<br />

Das alles muss sehr schnell gehen; denn die Regenzeit<br />

kommt, und mit der Regenzeit werden weite Teile des<br />

Landes einfach nicht mehr passierbar sein. Mit Beginn<br />

der Regenzeit können also kaum mehr Unterstützung und<br />

Hilfe geleistet werden. Wenn es uns nicht gelingt, jetzt<br />

Hilfestellung zu leisten, kommt mit dem Regen auch der<br />

massenhafte Tod in den Südsudan, und das können und<br />

wollen wir nicht verantworten.<br />

Danke schön.<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der<br />

SPD und der LINKEN)<br />

Vizepräsidentin Claudia Roth:<br />

Vielen Dank, Uwe Kekeritz. – Nächster Redner:<br />

Michael Brand für die CDU/CSU-Fraktion.<br />

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)<br />

Michael Brand (CDU/CSU):<br />

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />

Achol Amman ist damit beschäftigt, dass ihre Kinder<br />

schon jetzt Hunger leiden. Die Mutter sitzt vor<br />

dem Eingang des Saint Mary’s Hospital in einem<br />

Dorf unweit von Wau auf einer Mauer und wiegt<br />

den dreijährigen Majok auf dem Schoß. In ihrer Hütte<br />

blieben Majoks Geschwister mit leeren Bäuchen<br />

zurück. Ammans Mann ist in irgendeiner Schlacht<br />

gefallen, und die Südsudanesin hatte in den vergangenen<br />

Wochen nichts als Brennholz zu verkaufen,<br />

um ihren Kindern etwas Hirse zu beschaffen.<br />

Majoks Kopf wirkt riesig im Vergleich zum verzehrten<br />

Rest seines Körpers. An Ärmchen und Beinchen<br />

ist kein Fleisch mehr an den Knochen. Seine<br />

Augen treten aus dem eingefallenen Gesicht hervor.<br />

Die Haare sind in Büscheln ausgefallen. Was wird<br />

die Mutter tun, wenn sie den nach Erdnussbutter<br />

schmeckenden Kalorienkuchen aus UN-Beständen<br />

von den Helfern erhält?<br />

Die Ärzte werden verlangen, dass sie die Kalorienmedizin<br />

Majok gibt. Denn der Junge ist dabei, zu<br />

verhungern. Dann bekommen aber seine Geschwister<br />

auch weiterhin nur Hirse – zu wenig. Teilt sie<br />

den Kuchen unter ihren Kindern auf, wird Majok<br />

sterben. Die Mutter muss sich entscheiden.<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen, so beschreibt es in einer<br />

aktuellen Reportage ein Journalist, der gerade mit<br />

der Aktion Deutschland Hilft, einem Bündnis deutscher<br />

Hilfsorganisationen, im Südsudan unterwegs war.<br />

Ja, „Hungersnot abwenden, Völkermord verhindern“<br />

– so heißt es im Grünenantrag –, das ist in der Tat<br />

der Auftrag, der an alle geht. Die Lage im Südsudan ist<br />

eine schiere Katastrophe. Und ja, die Gewalt birgt das<br />

Potenzial eines Völkermords. Mädchen werden vergewaltigt,<br />

Jungen werden wie Tiere abgeschlachtet, wie<br />

Augenzeugen in diesen Tagen berichten. Die Lage spitzt<br />

sich weiter zu. Hunger wird auch als Waffe eingesetzt.<br />

Hunderttausende müssen fliehen. Wer die Menschen im<br />

Südsudan jetzt im Stich lässt, wird bald mit den Bildern<br />

von sterbenden Kindern konfrontiert werden, von Menschen,<br />

die dreckiges Wasser trinken und krepieren.<br />

Die Mittel der Staatengemeinschaft für humanitäre<br />

Hilfe im Südsudan – das ist meine Sicht der Dinge –<br />

müssen verdoppelt werden. Allein das BMZ hat im letz-<br />

(C)<br />

(D)

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