Deutscher Bundestag
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23012<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 228. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. März 2017<br />
Hubertus Zdebel<br />
(A)<br />
trieb störanfälliger Atomkraftwerke wie in Tihange in<br />
Belgien unmittelbar einwirken zu können.<br />
glaube ich, ist es richtig, dass man die beiden Dinge nicht<br />
vermischt.<br />
(C)<br />
(B)<br />
(Beifall bei der LINKEN)<br />
Das ist nämlich nicht Bestandteil der Umsetzung der<br />
EU-Richtlinie.<br />
Die radioaktiven Wolken machen nicht an Grenzen<br />
halt. Deswegen fordern wir Linken schon seit langem<br />
mehr Mitbestimmungsrechte für die betroffenen Staaten<br />
in den Grenzregionen.<br />
(Beifall bei der LINKEN)<br />
Wir fordern von der Bundesregierung jetzt ganz aktuell,<br />
im Zuge der anstehenden Brexit-Verhandlungen, bei<br />
denen es auch um den Euratom-Vertrag gehen wird, über<br />
gemeinsame Sicherheitsüberprüfungen sowie gemeinsame<br />
Entscheidungen der Behörden bei grenznahen Kraftwerken<br />
zu verhandeln. Setzen Sie das bitte durch!<br />
(Beifall bei der LINKEN)<br />
Ein Wort noch zum Grünenantrag zum Schacht<br />
Konrad, der hier auch zur Abstimmung steht, auf den ich<br />
aus Zeitgründen aber leider nicht lange eingehen kann.<br />
Natürlich kann eine Inbetriebnahme als Endlagerstandort<br />
für schwach- und mittelradioaktiven Müll nur auf<br />
Basis des aktuellen Standes von Wissenschaft und Technik<br />
erfolgen. Insofern folgen wir dem Grünenantrag.<br />
Aber auch beim Schacht Konrad – zumindest das will<br />
ich ansprechen – fehlt jeder Alternativenvergleich mit<br />
anderen Standorten, genauso wie er bei Gorleben fehlt<br />
und gefehlt hat. Deswegen fordern wir Linken: Ohne<br />
ein vergleichendes Suchverfahren und entsprechende Sicherheitskriterien,<br />
wie es jetzt bei den hochradioaktiven<br />
Abfällen laufen soll, darf Konrad nicht in Betrieb gehen.<br />
Hier darf nicht mit zweierlei Maß gemessen werden.<br />
(Beifall bei der LINKEN)<br />
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit zu später<br />
Stunde.<br />
(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten<br />
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)<br />
Ich möchte gern das tun, was Sie aufgrund der Zeit<br />
nicht tun konnten, nämlich auf den Antrag der Grünen<br />
zum Schacht Konrad eingehen, der aus dem November<br />
des vorletzten Jahres stammt und insofern leider schon<br />
ein bisschen veraltet ist. Inzwischen hat sich relativ viel<br />
getan.<br />
(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN]: Aber nicht bei Konrad!)<br />
– Das ist so. – Wir haben ein Nationales Entsorgungsprogramm<br />
aufgestellt, in dem die Bundesregierung sehr<br />
klar gesagt hat, um wie viel Abfälle es sich handelt, gerade<br />
auch im schwach- und mittelradioaktiven Bereich.<br />
Es ist auch dem Engagement der Endlagerkommission<br />
geschuldet, dass wir uns sehr klar auf die 303 000 Kubikmeter<br />
festgelegt haben. Das loben Sie in dem Antrag<br />
völlig zu Recht. Ich glaube, es ist richtig, dass man den<br />
Menschen in der Region klarmacht: Es geht jetzt um eine<br />
feste Größe von rund 300 000 Kubikmetern, die wir einlagern<br />
wollen – hoffentlich ab 2022. Für alles das, was<br />
darüber hinausgeht, müsste man ein ganz neues Planfeststellungsverfahren<br />
machen. Das haben wir im Nationalen<br />
Entsorgungsprogramm so festgelegt.<br />
Das BfS als derzeit noch zuständiger Betreiber sagt<br />
sehr klar – ich glaube, da missverstehen Sie das BfS im<br />
Moment –, dass schon aktuell Sicherheitsuntersuchungen<br />
laufen, um die Planfeststellung hinsichtlich des aktuellen<br />
Standes von Wissenschaft und Technik zu untersuchen.<br />
Und es will das noch einmal sehr konkret tun, bevor<br />
Schacht Konrad 2022 in Betrieb genommen werden soll.<br />
In Ihrem Antrag sagen Sie, das darf nicht erst vor Verschluss<br />
des Endlagers geschehen. Das ist völlig richtig.<br />
Das ist der Grund dafür, warum das BfS das vor Inbetriebnahme<br />
noch einmal tun will. Deswegen glaube ich,<br />
dass Ihr Antrag in der Tat überholt ist. Ich finde, man<br />
kann dann auch ganz ehrlich sagen: Gut, wenn er überholt<br />
ist, dann kann man ihn auch zurückziehen. – Aber<br />
Sie werden mir vielleicht gleich erklären, Frau Kotting-<br />
Uhl, warum er immer noch aktuell sein soll.<br />
(D)<br />
Vizepräsidentin Ulla Schmidt:<br />
Vielen Dank. – Nächster Redner ist Steffen Kanitz,<br />
CDU/CSU-Fraktion.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
Steffen Kanitz (CDU/CSU):<br />
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und<br />
Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege<br />
Zdebel, ich würde Sie doch herzlich bitten, diese beiden<br />
Sachen nicht zu vermischen, Schacht Konrad und Gorleben<br />
nicht in einen Topf zu werfen. Schacht Konrad ist ein<br />
planfestgestelltes genehmigtes Endlager für schwachund<br />
mittelradioaktive Abfälle. Gorleben – das haben wir<br />
gerade in einem langen Verfahren in der Endlagerkommission<br />
gemeinsam beschlossen – ist möglicherweise<br />
einer von ganz vielen Standorten. Wir wissen überhaupt<br />
nicht, ob er im Verfahren bleibt, wie lange er im Verfahren<br />
bleibt; er muss sich dem Vergleich stellen. Insofern,<br />
Ich will aber gern die Chance nutzen, noch einmal<br />
kurz auf Schacht Konrad einzugehen, weil das für uns<br />
ein extrem wichtiges Projekt ist, das wir wirklich zeitgerecht<br />
realisieren müssen. Es ist das Endlager in Deutschland<br />
für schwach- und mittelradioaktive Abfälle. Es ist<br />
so, dass vom Abfallvolumen her etwa 90 Prozent aller<br />
radioaktiven Abfälle schwach- und mittelradioaktive Abfälle<br />
sind. Das ist in Bezug auf die Radioaktivität nicht<br />
wahnsinnig relevant; das ist ungefähr 1 Prozent der Radioaktivität.<br />
Aber es handelt sich insbesondere um die<br />
Abfälle, die beim Rückbau der Kernkraftwerke anfallen<br />
werden, nämlich um kontaminierte Anlagenteile, um<br />
Werkzeuge, um Schutzkleidung, aber natürlich auch um<br />
Forschungsabfälle aus dem schwach- und mittelradioaktiven<br />
Bereich.<br />
Die gesamte Radioaktivität, die wir in Schacht Konrad<br />
einlagern werden, wird der von wenigen Castoren, in<br />
etwa vier bis fünf Castoren, entsprechen. Das ist natürlich<br />
relevant; das ist völlig klar. Aber es ist vom Gefähr-