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Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 228. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. März 2017 23003<br />

Britta Haßelmann<br />

(A)<br />

(B)<br />

Dieses Gesetz, meine Damen und Herren, ist ein Fehlwurf,<br />

und zwar kein besonders intelligenter.<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

sowie des Abg. Ralph Lenkert [DIE LINKE])<br />

Es ist ein Zeichen des Einknickens vor der Abfalllobby,<br />

vor dem Handel und vor den Kommunen. Das wissen<br />

alle, die sich mit der Sache beschäftigen, genau. Statt<br />

eine bundesweite Wertstoffsammlung zu organisieren,<br />

lassen Sie es zu, dass alle Beteiligten, Unternehmen und<br />

Kommunen, nur ihre eigenen Claims abstecken zulasten<br />

der Bürgerinnen und Bürger, die immer noch nicht<br />

durchblicken, was eigentlich in die gelbe Tonne gehört.<br />

Statt die Sammlung endlich für alle transparent neu<br />

zu organisieren – das war eigentlich auch Anspruch und<br />

Ziel –, zementieren Sie mit dem Gesetz doch die ineffiziente<br />

und krisengeschüttelte Struktur der Dualen Systeme,<br />

die weiterhin parallel besteht.<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />

Dieses Gesetz verabschiedet sich von der Kreislaufwirtschaft<br />

und von der Ressourcenschonung. Instrumente zur<br />

Vermeidung von Abfall fehlen.<br />

Jetzt loben Sie sich auch noch selbst dafür, dass Sie<br />

erst die Mehrwegquote aus dem Gesetzentwurf gestrichen<br />

haben und diese jetzt wieder hineinbringen. Ich fasse<br />

es nicht, meine Damen und Herren, dass Sie sich dafür<br />

jetzt auf einmal loben!<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

sowie des Abg. Ralph Lenkert [DIE LINKE] –<br />

Ulli Nissen [SPD]: Hätten wir sie draußen lassen<br />

sollen? – Zurufe von der CDU/CSU)<br />

Wir Grüne haben schon 2015 dem <strong>Bundestag</strong> Vorschläge<br />

für eine Wertstoffsammlung gemacht, die ökologisch,<br />

effizient, transparent und bürgernah organisiert ist.<br />

(Zuruf von der CDU/CSU: Ach je!)<br />

Die Kommunen sollten Hausmüll und Wertstoffe in einer<br />

Hand sammeln. Die Bundesländer haben unsere Vorschläge<br />

in einem Bundesratsbeschluss unterstützt. Und,<br />

meine Damen und Herren, es ging nicht darum, dass<br />

jede Kommune hier selbst sammelt, sondern dass sie die<br />

Steuerungsfähigkeit in diesem Bereich hat. Das ist der<br />

entscheidende Punkt.<br />

(Ralph Lenkert [DIE LINKE]: Richtig! Genau<br />

darum ging es!)<br />

Da unterscheiden wir uns ganz massiv im Vergleich zu<br />

Ihren Vorschlägen, meine Damen und Herren.<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

sowie des Abg. Ralph Lenkert [DIE LINKE])<br />

Mit diesem Gesetz wird die Abfallsammlung kompliziert,<br />

bürokratisch, teuer. Darüber hinaus ist sie nicht<br />

ökologisch. Deshalb lehnen wir es ab. Die Mülltrennung<br />

nach Material hätte die Regierung bundesweit zum Gesetz<br />

machen müssen, so wie im Koalitionsvertrag beschrieben.<br />

Dann könnten nämlich bundesweit Quietscheentchen,<br />

Bratpfannen und vieles mehr zusammen mit Verpackungen<br />

in einer Wertstofftonne gesammelt werden.<br />

450 000 Stoffe mehr hätten so recycelt werden können.<br />

Hier haben Sie wirkliche eine Chance vertan.<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

sowie des Abg. Ralph Lenkert [DIE LINKE])<br />

Vizepräsidentin Ulla Schmidt:<br />

Vielen Dank. – Für die SPD-Fraktion hat jetzt Michael<br />

Thews das Wort.<br />

(Beifall bei der SPD)<br />

Michael Thews (SPD):<br />

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen!<br />

Liebe Kollegen! Das Thema Abfall ist den Deutschen<br />

wichtig. Das merken wir an der aktuellen Berichterstattung<br />

über dieses Gesetz; aber das haben wir auch in den<br />

letzten Jahren immer wieder erfahren, wenn es um dieses<br />

Thema ging.<br />

Wir in Deutschland sind Weltmeister beim Abfalltrennen.<br />

Die Bürgerinnen und Bürger erwarten allerdings<br />

völlig zu Recht, dass das, was sie trennen, anschließend<br />

stofflich hochwertig recycelt wird, dass die Wertstoffe<br />

zurückgewonnen werden und daraus neue Produkte entstehen<br />

können. Wir wissen seit langem, dass diese Entwicklung<br />

sinnvoll ist und wir dafür strengere Recyclingquoten<br />

brauchen. Das ist technisch möglich, wurde aber<br />

seit Jahren blockiert. Mit diesem Gesetz bekommen wir<br />

sie jetzt. Deswegen sind wir sehr froh, dass wir jetzt mit<br />

diesem Gesetz vorankommen – das ist eigentlich auch<br />

der Kern des Gesetzes – und hier endlich für Klarheit<br />

sorgen. Ich würde mich freuen, wenn auch Sie von der<br />

Opposition dieses Gesetz unterstützen würden.<br />

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten<br />

der CDU/CSU – Oliver Krischer<br />

[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Frau<br />

Haßelmann hat auch gerade gesagt, warum!)<br />

– Zu Frau Haßelmann komme ich gleich.<br />

Ich halte es für enorm wichtig, dass wir eine Einigung<br />

erzielt haben, die zu einer Stärkung der Kommunen gegenüber<br />

den Dualen Systemen führt. In den Städten und<br />

Kreisen ist es häufig so, dass die gewählten Vertreter ihre<br />

Ansprüche formulieren, zum Beispiel hinsichtlich des<br />

Einsatzes von Säcken bzw. Tonnen oder der Abholrhythmen,<br />

die in den Kreisen und Kommunen eingehalten<br />

werden sollen, die Kommunen aber diese Anforderungen<br />

gegenüber den Dualen Systemen in der Vergangenheit<br />

nicht immer durchsetzen konnten. Wir haben gerade<br />

schon gehört: Es gibt elf Duale Systeme, mit denen man<br />

sich abstimmen muss. Das war oft eine endlose Streiterei.<br />

Im vorliegenden Gesetzentwurf schaffen wir Klarheit.<br />

Nun können die Kommunen diese Dinge vorgeben und<br />

sie auch gegenüber den Dualen Systemen durchsetzen.<br />

(Beifall bei der SPD)<br />

(C)<br />

(D)<br />

(Dr. Anja Weisgerber [CDU/CSU]: Warum<br />

haben Sie es dann im Bundesrat verhindert?)<br />

Das war dringend notwendig. Hierdurch haben wir, wie<br />

ich finde, eine deutliche Verbesserung erzielt.

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