Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 228. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. März 2017 22979<br />
Kathrin Rösel<br />
(A)<br />
– Die nehme ich von Ihnen gerne.<br />
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)<br />
Erstens. Die Verbraucher, die Sie hier ansprechen,<br />
sind erwachsene Menschen.<br />
Zweitens. Die Welt ist nun einmal nicht schwarz-weiß.<br />
Drittens. Auch Sie werden die neuen Märkte, die sich<br />
uns durch die digitale Welt bieten, nicht aufhalten können.<br />
Aber nun zur Sache.<br />
Antrag 1. Sie möchten, dass sich die Nutzungsrechte<br />
von käuflich erworbenen digitalen Gütern, also zum<br />
Beispiel E-Books, wie Sie es schon sagten, nicht von denen<br />
unterscheiden, die in gebundener Form, also analog,<br />
vorliegen. Auf den ersten Blick ist das ja eine gute Idee.<br />
(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN]: Das ist ja nicht zu viel verlangt!)<br />
Allerdings würden wir mit einer vollständigen Gleichstellung<br />
digitaler und analoger Güter Urheberrechte entwerten<br />
und bestehende Lizenzsysteme außer Kraft setzen;<br />
(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN]: Soll vererbt werden können!)<br />
denn digitale Güter können nun mal völlig ohne Qualitätsverlust<br />
in unendlicher Zahl kopiert werden. Schon allein<br />
hieran wird deutlich, dass digitale Waren eben nicht<br />
mit analogen gleichzusetzen sind.<br />
(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Das hat sie auch nicht getan!)<br />
Wie wollen Sie es technisch umsetzen, dass bei der Weitergabe,<br />
zum Beispiel eines E-Books, keine Kopie zurückgehalten<br />
wird?<br />
(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Wenn man sich auskennt, weiß man,<br />
dass so etwas geht, Frau Rösel!)<br />
Im Übrigen fordern Sie an einer anderen Stelle ausdrücklich,<br />
dass Privatkopien angelegt werden dürfen.<br />
(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Besser wäre Jarzombek!)<br />
Damit wir wissen, worüber wir überhaupt beraten sollen,<br />
Frau Künast, wäre es schön, zu wissen, was genau Sie<br />
nun eigentlich wollen.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Konstantin<br />
von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:<br />
Kein Wunder, dass im Urheberrecht nichts<br />
passiert! Unfassbar!)<br />
Antrag 2. Dieser Antrag ist inhaltlich anders, beruht<br />
aber auf der gleichen Annahme. Die Anbieter von Onlinevergleichsportalen<br />
und -buchungsportalen haben<br />
nach Ihrer Auffassung ein und dasselbe Ziel, nämlich<br />
die Verbraucher über den Tisch zu ziehen. Aber auch das<br />
kann ich so nicht stehen lassen. Allerdings: Ja, es ist korrekt,<br />
dass immer mehr Verbraucher diese Vergleichsportale<br />
nutzen. Ja, es ist korrekt, dass bei vielen Vergleichsportalen<br />
nicht der gesamte Markt abgebildet wird. Ja, es<br />
ist korrekt, dass die Betreiber von Vergleichsportalen ihre<br />
Waren und Dienstleistungen eben auch verkaufen wollen.<br />
Aber es entspricht eben auch der Realität, dass die<br />
Verbraucher bei der Nutzung von Vergleichsportalen nur<br />
eine Orientierung wollen und gar keinen Anspruch erheben,<br />
den vollständigen Markt abgebildet zu bekommen.<br />
(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Das ist aber doch gelogen! Sie sind<br />
doch christlich! Sie können doch die Lüge<br />
nicht zulassen! Sie sollen doch die Wahrheit<br />
sprechen!)<br />
– Frau Künast, hören Sie mir doch zu. Wenn Sie eine<br />
Frage haben, melden Sie sich bitte. Die beantworte ich<br />
gerne. – Erst letzte Woche habe ich mit der Verbraucherzentrale<br />
gesprochen. Mir wurde bestätigt, dass die Nutzer<br />
regelrecht erwarten, über diese Portale angebotene<br />
Waren und Dienstleistungen auch käuflich erwerben zu<br />
können. Sie wollen außerdem, dass derlei Portale genau<br />
auflisten müssen – das haben Sie ja schon gesagt –, wie<br />
viel sie bei ihrem Service verdienen. Sie wollen die Anbieter<br />
gesetzlich verpflichten, alle Angebote tagesaktuell<br />
aufzulisten. Wenn wir Ihre Forderung wirklich umsetzen<br />
wollen, frage ich mich: Wie wollen wir das ernsthaft kontrollieren?<br />
(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Was wollen Sie denn? Machen Sie<br />
doch ihre eigenen Vorschläge!)<br />
Gerade aus Ihren Reihen habe ich am letzten Freitag den<br />
Begriff „Bürokratiemonster“ extrem oft gehört. Dieser<br />
Begriff trifft Ihre Anträge ja besser als irgendetwas anderes.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Konstantin<br />
von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:<br />
Ja! Jetzt wird hier noch die Maut abgefeiert!<br />
Das wird ja immer besser! – Gegenruf des<br />
Abg. Sebastian Steineke [CDU/CSU]: Das ist<br />
noch viel schlimmer als die Maut! – Gegenruf<br />
der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN]: Aber billiger! Ein paar Milliarden<br />
billiger!)<br />
Die Europäische Union hat bereits im letzten Jahr gemeinsam<br />
mit den Anbietern von Vergleichsportalen und<br />
Verbraucherportalen beschlossen, verbraucherfreundliche<br />
und verbraucherschützende Prinzipien für diese<br />
Branche zu erarbeiten und diese nun auch anzuwenden.<br />
Diese Leitlinien beinhalten unter anderem, wie Sie es<br />
schon gefordert haben, dass objektive Vergleiche durchgeführt<br />
werden, Geschäftsmodelle deutlich gemacht und<br />
Werbebanner als solche gekennzeichnet werden müssen.<br />
Diese Prinzipien fließen in das Gesetz gegen den unlauteren<br />
Wettbewerb ein; meiner Meinung nach vollkommen<br />
ausreichend.<br />
Wir als Union werden Ihre Anträge ablehnen, weil sie<br />
weit über das hinausgehen, was wir unter Verbraucherschutz<br />
verstehen.<br />
(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Das glaube ich sofort! – Irene Mihalic<br />
[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was verstehen<br />
Sie denn darunter?)<br />
(C)<br />
(B)<br />
(D)