Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 228. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. März 2017 22937<br />
Ulle Schauws<br />
(A)<br />
hen. Frauen sind dann nicht alleine auf den risikoreichen<br />
individuellen Klageweg angewiesen. Ich sage ganz klar:<br />
Es muss um die Stärkung von Frauen gehen. Da können<br />
wir von Ihnen mehr erwarten.<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN sowie der Abg. Sabine Zimmermann<br />
[Zwickau] [DIE LINKE])<br />
Ich komme zum Schluss. Meine Damen und Herren,<br />
dieses Gesetz ist kein Grund zum Feiern, vor allem nicht<br />
für die vielen Frauen, die jahrelang für die Beseitigung<br />
dieser ungerechten Lohnlücke gekämpft haben. Ich appelliere<br />
an Sie alle: Hören Sie auf, Frauen etwas vorzugaukeln!<br />
Hören Sie auf, Seifenblasen zu produzieren!<br />
Stimmen Sie unseren Änderungsanträgen zu! Lassen Sie<br />
uns gemeinsam Nägel mit Köpfen machen – für echte<br />
Entgeltgleichheit und Fairness für alle Frauen.<br />
fig verwendet, nein, fast alle halten sich auch daran. Sie<br />
reden nicht über ihr Erspartes, sie reden nicht über den<br />
Preis des letzten Urlaubs, und schon gar nicht reden sie<br />
über das eigene Gehalt. Vielen ist das gar nicht bewusst.<br />
Aber dieses Tabu bzw. diese Verschwiegenheit hat gravierende<br />
Folgen, vor allem für Frauen.<br />
Viele Frauen wissen gar nicht, dass sie schlechter bezahlt<br />
werden. Genau hier setzt die Stärke des Gesetzes<br />
an. Es setzt nämlich auf Transparenz. Mit dem individuellen<br />
Auskunftsanspruch, mit der Berichtspflicht und mit<br />
der Aufforderung zu Prüfverfahren leistet es einen Beitrag,<br />
um Lohnstrukturen und Lohnfindung transparent zu<br />
machen.<br />
(Beifall bei der SPD – Beate Müller-Gemmeke<br />
[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das reicht<br />
aber nicht!)<br />
(C)<br />
(B)<br />
Vielen Dank.<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />
sowie bei Abgeordneten der LINKEN)<br />
Vizepräsidentin Claudia Roth:<br />
Vielen Dank, Ulle Schauws. – Die nächste Rednerin:<br />
Dr. Carola Reimann für die SPD-Fraktion.<br />
(Beifall bei der SPD)<br />
Dr. Carola Reimann (SPD):<br />
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und<br />
Herren! Wir beschließen jetzt ein wichtiges Gesetz. Mit<br />
dem Gesetz zur Förderung der Transparenz von Entgeltstrukturen<br />
werden wir dazu beitragen, das Gebot „Gleicher<br />
Lohn für gleiche bzw. gleichwertige Arbeit“ endlich<br />
auch in der Praxis umzusetzen. Wir knüpfen damit an<br />
eine ganze Reihe von Maßnahmen an, die wir in dieser<br />
Legislaturperiode auf den Weg gebracht haben, Maßnahmen,<br />
mit denen wir der Diskriminierung von Frauen<br />
am Arbeitsmarkt den Kampf angesagt haben. Dazu zählt<br />
der Mindestlohn, von dem vor allem Frauen profitieren.<br />
Auch zählt die Frauenquote dazu, die dafür sorgt, dass<br />
Frauen besser in Führungspositionen aufsteigen können.<br />
Und dazu gehören auch Maßnahmen, die eine bessere<br />
Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen, wie<br />
Elterngeld Plus und Kitaausbau.<br />
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten<br />
der CDU/CSU)<br />
Ja, die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern hat<br />
verschiedene Gründe. Deshalb setzen wir auch an ganz<br />
verschiedenen Stellen an. Das Ziel ist aber immer das<br />
gleiche: gleicher Job – gleiche Leistung – gleiches Geld,<br />
für Frauen und Männer. Das muss in Deutschland endlich<br />
eine Selbstverständlichkeit sein.<br />
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten<br />
der CDU/CSU)<br />
Faire Bezahlung von Frauen und Männern beginnt mit<br />
Transparenz. Und dafür steht dieses Gesetz.<br />
Kolleginnen und Kollegen, gleicher Lohn für gleiche<br />
Arbeit, das ist eine Frage der Gerechtigkeit – aber nicht<br />
nur. Es ist auch ein Gebot der wirtschaftlichen Vernunft.<br />
Wir haben diese Diskussion – auch bei der Quote – ja<br />
schon oft geführt. Chancengleichheit, Offenheit und<br />
Transparenz sind keine Hindernisse für wirtschaftlichen<br />
Erfolg, sondern Grundvoraussetzungen dafür. Ich bin<br />
fest davon überzeugt: Den Wettbewerb um die besten<br />
Fachkräfte wird nur der gewinnen, der eine offene und<br />
wertschätzende Unternehmenskultur hat.<br />
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten<br />
der CDU/CSU)<br />
Es wird höchste Zeit, dass sich Gleichberechtigung<br />
endlich auch auf dem Lohnzettel widerspiegelt.<br />
(Beifall bei der SPD)<br />
Seit zehn Jahren weist der Equal Pay Day auf die bestehende<br />
Lohnlücke hin. Ich will, dass dieser Tag nicht im<br />
März und nicht im Februar, sondern gleich am 1. Januar<br />
zu feiern ist.<br />
(Beifall bei der SPD – Beate Müller-Gemmeke<br />
[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Gesetz<br />
wird das aber nicht ändern!)<br />
Dann haben wir unser Ziel erreicht, ein Ziel, für das sich<br />
ganz viele Frauen seit vielen Jahren einsetzen. Denen gebührt<br />
mein besonderer Dank; denn ohne sie wären wir<br />
nicht da, wo wir heute stehen.<br />
– Genau.<br />
(Beifall der Abg. Petra Crone [SPD])<br />
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten<br />
der CDU/CSU)<br />
Großer Dank an all diejenigen, die da mitgeholfen haben.<br />
(D)<br />
Mit dem Gesetz machen wir, Kolleginnen und Kollegen,<br />
einen nächsten wichtigen Schritt. Wir gehen nämlich<br />
ein lange bestehendes gesellschaftliches Tabu an:<br />
Über Geld spricht man nicht. Wer kennt nicht diese sehr<br />
typisch deutsche Redewendung? Sie wird nicht nur häu-<br />
Ich will, dass die ungleiche Bezahlung von Frauen und<br />
Männern möglichst bald der Vergangenheit angehört.<br />
Deshalb ist dieses Thema für die SPD-<strong>Bundestag</strong>sfraktion<br />
noch lange nicht abgeschlossen. Wir wollen durchaus<br />
noch eine Schippe drauflegen – beim Auskunftsrecht, bei