Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 228. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. März 2017 22925<br />
Tankred Schipanski<br />
(A)<br />
(B)<br />
Sie wissen, geben wir jetzt sogar im Bereich der Schulen<br />
im Rahmen des Digitalpaktes 5 Milliarden Euro.<br />
(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:<br />
Das fehlt im Haushalt völlig! Das hat Herr<br />
Schäuble noch nicht eingestellt! Die Verteidigungsausgaben<br />
steigen stattdessen! – Zuruf<br />
des Abg. Martin Rabanus [SPD])<br />
Nochmals: Wir wollen kein Verteilen mit der Gießkanne,<br />
sondern wir wollen mit den eingesetzten Bundesmitteln<br />
einen Mehrwert erreichen. Wir wollen Bundesgeld<br />
an klare, überprüfbare Kriterien knüpfen, nachdem<br />
wir bei der Übernahme der BAföG-Finanzierung ein<br />
Debakel erleben mussten, weil manche Länder das Geld<br />
zweckentfremdet eingesetzt haben.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen, eines muss weiterhin<br />
klar sein: Die Finanzierung der Hochschulen<br />
und Schulen ist und bleibt Sache der Länder. Schauen<br />
Sie dazu ins Grundgesetz! Zu gerne wird von Rot-Rot-<br />
Grün verschwiegen, dass Steuermehreinnahmen auch<br />
aufseiten der Länder und Kommunen erfolgen. Daher ist<br />
es gar nicht schlimm, dass diese Zuständigkeit bei den<br />
Ländern liegt. 281 Milliarden Euro haben die Länder laut<br />
Steuerschätzung des BMF im vergangenen Jahr eingenommen.<br />
Das sind 5 Prozent mehr als im Vorjahr. Die<br />
Steuerschätzung für die weiteren Jahre sagt eine kontinuierliche<br />
jährliche Steigerung voraus. Da kann man wohl<br />
selbstverständlich erwarten, dass die Länder das Geld<br />
dort investieren, wo sie zuständig sind.<br />
(Albert Rupprecht [CDU/CSU]: So ist es!)<br />
Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):<br />
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Im<br />
Gegensatz zu meinem Vorredner sage ich sehr klar: Wir<br />
haben allen Anlass, über Bildungschancen und die soziale<br />
Schieflage beim Zugang zur Hochschule einmal mehr<br />
zu debattieren. Der Mangel an Gerechtigkeit ist weiter<br />
das Hauptproblem des deutschen Bildungssystems.<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />
und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten<br />
der SPD)<br />
Warum Kollege Schipanski im Namen der Unionsfraktion<br />
das deutsche Bildungskastensystem verteidigt<br />
und so etwas wie ein Bundesparadies Deutschland aufmalt,<br />
ist mit Fakten nicht zu erklären.<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />
und bei der LINKEN – Tankred Schipanski<br />
[CDU/CSU]: Bildungsrepublik Deutschland!)<br />
Gerecht – sowohl chancen- als auch leistungsgerecht –<br />
geht es in Deutschland nämlich erst dann zu, wenn Zugangschancen<br />
zu Universitäten und Fachhochschulen<br />
nicht mehr vom Geldbeutel der Eltern abhängen.<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />
und bei der LINKEN – Tankred Schipanski<br />
[CDU/CSU]: Das tun sie auch nicht!)<br />
Ob IGLU, PISA, Befragungen von Studienberechtigten:<br />
Alle Studien kommen zu dem Schluss: Die Mission „Bildungsgerechtigkeit<br />
und Durchlässigkeit für alle“ ist noch<br />
nicht erfüllt. Wir haben ein Übermaß an sozialer Auslese,<br />
und das muss sich ändern.<br />
(C)<br />
(D)<br />
Die Zahlen zeigen deutlich, dass die Länder das auch<br />
können, wenn sie es denn wollen.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
Bei der Nachfolge des Hochschulpakts stellen wir uns<br />
nicht quer. Wir legen Wert auf sinnvolle und zielführende<br />
Ideen. Wir wollen die Qualität steigern und nicht die<br />
Quantität.<br />
(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:<br />
Das gehört zusammen! – Dr. Daniela De<br />
Ridder [SPD]: Kann man beides tun!)<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen, zusammenfassend:<br />
Dieser Antrag ist reiner Populismus, gepaart mit linker<br />
Ideologie und gespickt mit linker Utopie. Wir lehnen derartigen<br />
Blödsinn ab.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU – Matthias W.<br />
Birkwald [DIE LINKE]: Mann, Mann, Mann,<br />
Sie haben es echt gut mit der Indemnität!)<br />
Vizepräsident Johannes Singhammer:<br />
Als Nächster spricht der Kollege Kai Gehring für<br />
Bündnis 90/Die Grünen.<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />
und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten<br />
der SPD)<br />
Von 100 Akademikerkindern studieren 77. Von<br />
100 Kindern, deren Eltern keinen Hochschulabschluss<br />
haben, schaffen nur 23 den Sprung an die Hochschule.<br />
Der sogenannte Bildungstrichter ist die wohl bekannteste<br />
Grafik aus der Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks.<br />
Seine Bekanntheit wurde dem Bildungstrichter<br />
jetzt offensichtlich zum Verhängnis. In der nächsten Sozialerhebung<br />
soll er fehlen; das BMBF hat ihn rausgekegelt.<br />
Ein Unding, meine Damen und Herren!<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />
sowie bei Abgeordneten der LINKEN)<br />
Anstatt den engen Zusammenhang von Chancen und<br />
sozialer Herkunft unter den Tisch zu kehren, möchte ich,<br />
dass Politik in Bund und Ländern dafür sorgt, dass dieser<br />
Zusammenhang aufgelöst wird. „Chancen für alle“<br />
und „Jedes Talent optimal fördern“, das sind und bleiben<br />
richtige Ziele.<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />
sowie bei Abgeordneten der SPD)<br />
(Dr. Philipp Lengsfeld [CDU/CSU]: Die<br />
Ein-Mann-Fraktion! – Matthias W. Birkwald<br />
[DIE LINKE]: Angesichts des Vorredners bin<br />
ich fast geneigt, schon jetzt zu klatschen! Es<br />
kann nur besser werden!)<br />
In den letzten Jahren gab es einige Rekorde bei den<br />
Studierendenzahlen. Dennoch ist die soziale Öffnung<br />
der Hochschulen weiter eine große Aufgabe. Zuallererst<br />
brauchen wir dafür auch nach 2020 ausreichende Studienplätze;<br />
denn auch nach Ende des Hochschulpaktes