Deutscher Bundestag
2nCLeRm
2nCLeRm
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 18. Wahlperiode – 228. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. März 2017 22959<br />
Dr. Johann Wadephul<br />
(A)<br />
einen Schalter umlegen und in dem Land etwas Neues<br />
herbeiführen.<br />
(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Ist das Demokratie<br />
für Sie, was da ist?)<br />
Aber diese neue Regierung braucht unsere Unterstützung.<br />
Sie braucht erst einmal Sicherheit in diesem Land.<br />
(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Die brauchen<br />
was zu essen in diesem Land! Die hungern,<br />
die Menschen dort!)<br />
Dazu müssen wir einen bescheidenen, aber doch notwendigen<br />
Beitrag auch mit dieser Mission leisten. Das<br />
ist richtig.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten<br />
der SPD)<br />
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, an die Kolleginnen<br />
und Kollegen der Grünenfraktion zu appellieren,<br />
noch einmal darüber nachzudenken, ob man hier nicht<br />
doch zustimmen kann, wenn sie nach wie vor anstreben –<br />
in welcher Konstellation auch immer; die Zahlen lassen<br />
dieses Vorhaben ein wenig wackelig erscheinen –, nach<br />
der <strong>Bundestag</strong>swahl an einer Bundesregierung beteiligt<br />
zu sein.<br />
(Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN]: Vorsicht im Glashaus!)<br />
– Herr Kollege Lindner, Sie strahlen eigentlich immer<br />
aus, dass Sie dabei sein wollen, wenn regiert wird.<br />
(Rainer Arnold [SPD]: Das ist ja ein Koalitionsangebot<br />
an die da drüben!)<br />
Deshalb sollten Sie noch einmal darüber nachdenken, ob<br />
Sie diesem Einsatz nicht doch zustimmen.<br />
(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Das ist deplatziert bei diesem Thema!)<br />
– Frau Lemke, Sie wollen vielleicht nicht beteiligt werden.<br />
Das zeigt die Zerstrittenheit der Grünen. Aber das<br />
müssen Sie untereinander regeln.<br />
Sie fordern doch immer wieder ein, dass wir klare völkerrechtliche<br />
Grundlagen für die Einsätze brauchen. Wir<br />
haben es hier mit einer somalischen Regierung zu tun,<br />
(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Die demokratisch<br />
legitimiert ist aus Ihrer Sicht!)<br />
die die Europäische Union eingeladen hat. Es gibt eine<br />
Resolution des UN-Sicherheitsrates. Sie verlangen immer<br />
wieder, dass wir die Autorität des Sicherheitsrates<br />
unterstützen und dass wir ihm dadurch zu Glaubwürdigkeit<br />
verhelfen, dass wir diese Missionen auch wahrnehmen.<br />
(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Welche Legitimation<br />
hat denn die Regierung dort?)<br />
Hier sind wir nun einmal gemeinsam mit unseren europäischen<br />
Partnern diejenigen, die in Somalia auf einer<br />
klaren völkerrechtlichen Grundlage tätig werden können.<br />
Insofern sollte man das auch tun.<br />
Sehen Sie doch die in der Tat bescheidenen, aber<br />
durchaus vorhandenen Vorteile dessen, was sich in Somalia<br />
entwickelt hat: eine neue Regierung, ein neuer Ansatz.<br />
(C)<br />
(B)<br />
(Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Wieder eine<br />
Marionettenregierung eingesetzt!)<br />
Man versucht, die verschiedenen Strukturen des Landes<br />
einzubeziehen. Berücksichtigen Sie das, was wir an Entwicklungshilfe,<br />
was wir an humanitärer Hilfe dort leisten.<br />
Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich will den<br />
Einsatz nicht überhöhen. Diese Zahl von Soldatinnen<br />
und Soldaten kann in diesem Land nicht alles regeln. Wir<br />
können sicherlich nicht versprechen, dass nur deswegen,<br />
weil unsere Soldatinnen und Soldaten dort sind, alles<br />
besser wird. Aber auch hier gilt der Grundsatz: Es gibt<br />
nichts Gutes, außer man tut es. – Wir tun ein bisschen etwas<br />
Gutes. Wir leisten einen Beitrag dazu, dass dieses so<br />
gescholtene Land, das sich in so schwierigen Verhältnissen<br />
befindet, zu ein bisschen mehr Stabilität finden kann.<br />
Sie sollten Ihren Teil dazu beitragen, indem Sie diesem<br />
Einsatz zustimmen.<br />
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten<br />
der SPD)<br />
Vizepräsidentin Petra Pau:<br />
Das Wort hat die Kollegin Agnieszka Brugger für die<br />
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.<br />
Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN):<br />
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir haben<br />
in der vorhergehenden Debatte über die drohenden<br />
Hungerkatastrophen im Südsudan, aber auch schon in<br />
Nigeria, im Jemen und in Somalia gesprochen. 1,4 Millionen<br />
Kinder, die vom Hungertod bedroht sind, das ist<br />
schockierend. In Somalia ist allein die Hälfte der Bevölkerung<br />
auf humanitäre Hilfe angewiesen. Damit sich die<br />
Hungerkatastrophe von 2011 mit 250 000 Toten nicht<br />
wiederholt, muss jetzt schnell geholfen und gehandelt<br />
werden.<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />
Düster ist auch die Sicherheitslage. Auch wenn<br />
al-Schabab mittlerweile an Macht und Territorium eingebüßt<br />
hat, werden nach wie vor in hoher Regelmäßigkeit<br />
grausame Anschläge auf Regierungsgebäude, Hotels und<br />
Sicherheitskräfte verübt. Die Vergangenheit hat für die<br />
Menschen in Somalia viele Grausamkeiten, enttäuschte<br />
Hoffnungen und Rückschläge bedeutet. Viele von ihnen<br />
geben aber trotzdem die Hoffnung auf eine friedliche Zukunft<br />
nicht auf, und sie gilt es zu unterstützen.<br />
Leider ist es nicht gelungen, den neuen Präsidenten<br />
in einer freien, fairen Wahl direkt durch die Bürgerinnen<br />
und Bürger bestimmen zu lassen. Trotzdem: Insbesondere<br />
vor der Folie der korrupten Vorgängerregierung bedeuten<br />
ein neues Parlament und ein neuer Präsident auch<br />
neue Chancen. Positiv ist auch, dass Deutschland wieder<br />
Entwicklungszusammenarbeit leistet.<br />
(D)