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Der sichere Umgang mit fremden Sprachen und Kulturen stellt heute ...

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MARTIN STEGU ibw-Forschungsbericht 143 | Fremdsprachen für die Wirtschaft<br />

3. Warum (welche) Fremdsprachen? (A)<br />

Wenn wir auch hier noch einmal von der „Freiheit der <strong>Sprachen</strong>wahl“ ausgehen, werden wir feststellen,<br />

dass auch eine „freie Wahl“ nie völlig frei sein wird, denn wir sind ja in eine<br />

Diskursgemeinschaft hineinge<strong>stellt</strong>, die uns zwar nicht völlig determiniert, aber doch in einem<br />

großen Maß beeinflusst. Überzeugungen des Typs „Spanisch ist wichtig, die slawischen<br />

<strong>Sprachen</strong> aber auch...“ werden meistens nicht über persönliche Erfahrungen oder Recherchen<br />

gewonnen, sondern sind Ergebnis von Gesprächen, Lektüren, Medienkontakten usw., <strong>und</strong> so<br />

leben wir nun – in Österreich, in Europa – in einem diskursiven Kontext, der prinzipiell „sprachlernfre<strong>und</strong>lich“<br />

ist <strong>und</strong> eine gewisse Anzahl von <strong>Sprachen</strong> auch für besonders wichtig hält.<br />

Sprachwahlentscheidungen pendeln dann immer zwischen allgemein gesellschaftlich als wichtig<br />

erachteten <strong>Sprachen</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachen</strong>, die sich für die konkrete Einzelperson als (z. B. beruflich<br />

oder auch nur ‚emotional’) relevant erweisen.<br />

So kann z. B. die Person X angesichts einer Sprachwahlentscheidung in einer Volkshochschule<br />

zwischen <strong>Sprachen</strong> wie Französisch, Spanisch <strong>und</strong> Russisch usw. einerseits <strong>und</strong> z. B.<br />

Isländisch schwanken, weil sie seit Jahren von letzterem Land begeistert ist <strong>und</strong> vielleicht schon<br />

einige Reisen dorthin gemacht hat. Die Person wird aber sicher nicht z. B. plötzlich Koreanisch<br />

wählen, eine Sprache, die jetzt weder im allgemeinen Diskurs als besonders „wichtig“ gilt noch<br />

für die Person von besonderer individueller Relevanz ist (<strong>und</strong> dies auch in absehbarer Zukunft<br />

nicht werden wird).<br />

Die allgemeine Charakterisierung einer Sprache als „wichtig“ interferiert <strong>mit</strong> anderen Urteilen, z.<br />

B. <strong>mit</strong> dem (vermuteten) Schwierigkeitsgrad der Sprache; dies lässt manche Lernende vom<br />

Erlernen „an sich wichtiger“ slawischer <strong>und</strong> asiatischer <strong>Sprachen</strong> zurückschrecken <strong>und</strong> doch<br />

wieder eine romanische Sprache (vor allem Spanisch <strong>und</strong> Italienisch) wählen. Zusätzliche<br />

Interferenzen kommen von Einstellungen gegenüber den Ländern, in denen die betreffenden<br />

<strong>Sprachen</strong> gesprochen werden bzw. gegenüber deren Bevölkerung.<br />

Aufgr<strong>und</strong> nicht zuletzt der historischen Entwicklung bestehen bei vielen ÖsterreicherInnen noch<br />

gewisse negative Vorurteile gegenüber den ehemaligen Ländern des Ostblocks, <strong>und</strong> wenn sich<br />

diese emotionale Skepsis <strong>mit</strong> der Vorstellung von einem besonderen Schwierigkeitsgrad der<br />

dort gesprochenen <strong>Sprachen</strong> verbindet, kann man nachvollziehen, warum noch immer viel zu<br />

wenige ÖsterreicherInnen Nachbarsprachen wie Tschechisch, Slowakisch <strong>und</strong> Ungarisch lernen.<br />

In der Motivationstheorie wird zwischen extrinsischer <strong>und</strong> intrinsischer Motivation unterschieden<br />

(vgl. z. B. Deci/Ryan 1985). Die harmonischste Konstellation ist dann gegeben, wenn bei der<br />

<strong>Sprachen</strong>wahl die persönliche („intrinsische“) Lust an der gewählten Sprache <strong>und</strong> an deren<br />

Erlernung Hand in Hand gehen <strong>mit</strong> der („extrinsischen“) Überzeugung, dass die Sprache für einen<br />

beruflich <strong>und</strong> privat von Nutzen sein wird (weil sie eben in vielen Fällen auch eine als überhaupt<br />

„wichtig“ anerkannte [Welt-] Sprache ist). Unter „harmonisch“ verstehe ich jetzt das rein subjek-<br />

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