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ibw-Forschungsbericht 143 | Fremdsprachen für die Wirtschaft EVA LAVRIC Für die Sprachwahl im Unternehmen können Faktoren unterschiedlichster Art verantwortlich gemacht werden, von der Sprachpolitik in einem bestimmten Land über die Usancen einer bestimmten Branche bis zu den individuellen Kompetenzen und Präferenzen des einzelnen je nach Situation und KommunikationspartnerInnen. Bäck 2004 (vgl. auch Bäck/Lavric in Vorb.) unterscheidet bei der Sprachwahl zwischen Makro-, Meso- und Mikrofaktoren: Abb. 1: Das Bäck’sche Drei-Ebenen-Modell der Sprachwahl Quelle: Bäck 2004.126 und Bäck/Lavric in Vorb. 194
EVA LAVRIC ibw-Forschungsbericht 143 | Fremdsprachen für die Wirtschaft ■ Die Makroebene umfasst die nationale Sprachenpolitik, die Rolle verschiedener Sprachen im Bildungssystem sowie sprachrelevante Aspekte der Demographie und Migration. ■ Die Mesoebene betrifft die sprachlichen Usancen in gewissen Branchen und die Sprachpolitik des jeweiligen Unternehmens. ■ Die Mikroebene bezieht sich auf die einzelne Abteilung bzw. auf den einzelnen Mitarbeiter/die einzelne Mitarbeiterin, ja, auf jede einzelne konkrete Interaktionssituation. Diese Ebene gliedert sich weiter auf in: – dispositionelle Faktoren, das sind die sprachlichen Kompetenzen und Präferenzen der Individuen; – motivationelle Faktoren, z. B. Natürlichkeit/Effizienz, Prestige vs. Angst vor Gesichtsverlust, Übung, Entgegenkommen (vgl. Lavric 2000, 2001 und 2003; vgl. auch unten, Abschnitt 1.) – situationelle Faktoren: Zeit, Ort, Thema, Medium etc. der Kommunikation. All diese Faktoren wirken zusammen, und das Ergebnis ist stets eine ganz bestimmte Sprachwahl einer ganz bestimmten Person in einer ganz bestimmten Situation. Drei Grundoptionen: ■ Adaptation, d. h., man wählt die Muttersprache seines Gegenübers; ■ Nicht-Adaptation, d. h., man bleibt bei seiner eigenen Muttersprache; ■ Standardisierung, d. h., man spricht eine lingua franca (meist Englisch). 7 Jede einzelne Sprachwahl jedes einzelnen Sprechers in jeder einzelnen Situation ist immer das Ergebnis des Zusammenspiels von Faktoren auf allen drei Ebenen. Makro-, Meso- und Mikroebene interagieren also ständig, und das Resultat ist das Muster der Sprachwahl in allen Bereichen des Unternehmens. 8 Soviel zum theoretischen Rahmen. In der Folge sollen nun die empirischen Ergebnisse der dreißig FS präsentiert, interpretiert und analysiert werden. Die Vorstellung folgt dabei dem Prinzip der Dichotomie, d. h., es werden Spannungsfelder gezeigt, innerhalb derer sich jedes Unternehmen und jedes Individuum in einem Unternehmen situieren muss, wenn es eine bestimmte Sprachpolitik implementiert oder in einer konkreten Situation eine bestimmte Sprache wählt. 1. Wähle ich Englisch oder die Sprache des anderen? (Dichotomie für Individuen) In Wirklichkeit haben Individuen sogar eine dreifache Wahlmöglichkeit: Sie können eine lingua franca wählen, sie können auf die Muttersprache ihres Gegenübers eingehen, oder sie können ganz einfach in ihrer eigenen Muttersprache kommunizieren. (Das entspricht den drei von Vandermeeren 1998.21 beschriebenen Optionen Standardisierung, Adaptation oder Nicht- Adaptation.) 195
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