Der sichere Umgang mit fremden Sprachen und Kulturen stellt heute ...

ibw-Forschungsbericht 143 | Fremdsprachen für die Wirtschaft MICHAELA RÜCKL UND INGRID WEGER
überprüfen, um daraus auf die zugrunde liegende Sprachkompetenz zu schließen.
Bildungsstandards sollten daher auch zur Beurteilung von Lernleistungen Stellung nehmen (vgl.
Zydatiß 2005: 65f).
Der aktuelle Lehrplan für die Handelsakademie aus dem Jahr 2004 13 sieht für die erste lebende
Fremdsprache „Englisch einschließlich Wirtschaftssprache“ eine kommunikative Kompetenz auf
Niveau B2, in einzelnen (nicht ausdefinierten) Bereichen auf Niveau C1 vor, für die zweite lebende
Fremdsprache das Niveau B1, in einzelnen Bereichen B2. Ab dem ersten Jahrgang soll eine
allgemein sprachliche, kommunikative und interaktive Kompetenz aufgebaut werden, die rezeptive
und produktive Fertigkeiten umfasst. Diese soll im Sinne einer ganzheitlichen Bildung
aktuelle Einblicke in Gesellschaft und Kultur des Ziellandes geben: kulturelle und interkulturelle
Kompetenzen müssen aufgebaut, kritisches und vernetztes Denken gefördert werden.
Ausgehend von allgemeinen Kommunikationsthemen sind im Lehrplan betriebswirtschaftlich
relevante Themen, berufsbezogene Situationen sowie Fallbeispiele aus der beruflichen Praxis
vorgesehen. Ziel ist, die AbsolventInnen der Handelsakademie zu befähigen, häufig vorkommende
internationale Geschäftsfälle mit fremdsprachlichen PartnerInnen abzuwickeln. Dieses
Ziel kann nur durch die fächerübergreifende Verknüpfung von Kompetenzen erreicht werden, die
in unterschiedlichen Unterrichtsgegenständen aufgebaut werden (Übungsfirmen-Konnex ab
dem ersten Jahrgang). Mögliche Berufsfelder für AbsolventInnen der Handelsakademie sind die
Arbeit in Auslandsabteilungen verschiedener Branchen sowie die Sektoren Tourismus und
Messeorganisation.
4.1. Kompetenzen für den Bereich „Internationale Wirtschaft“
Mit der Umsetzung des GER sind hohe Erwartungen in die Qualitätsentwicklung von schulischem
Sprachlernen verbunden. Explizit formulierte Bildungsstandards geben dabei
Orientierung: Sie bestimmen den Bildungsprozess von seinem Ergebnis her und legen auch
Hindernisse auf dem Weg zur Kompetenz offen (vgl. Schocker-von Ditfurth 2005: 240). Das
Schema der Kompetenzen (vgl. Abb. 1) gruppiert Deskriptoren für den Bereich „Internationale
Wirtschaft“ folgendermaßen:
4.1.1. KOMMUNIKATIVE KOMPETENZ
Kommunikationsorientierter Sprachenunterricht, der sich am o. a. Schema orientiert, integriert
lerner- und berufsfeldrelevante Faktoren, um SchülerInnen auf die Bewältigung berufspraktischer
Kommunikationssituationen vorzubereiten. Wie gut sie Texte rezeptiv, produktiv, interaktiv
oder sprachmittelnd behandeln können hängt von den lehrplanmäßig festgelegten
Kompetenzstufen für die jeweiligen Sprachen ab. Der GER ist das zentrale Referenzsystem für
die Beschreibung der kommunikativen Sprachprozesse und der zu bewältigenden Textsorten
und Aktivitäten (vgl. GER 2001: 92ff, 98). Es ist spracherwerbstheoretisch sehr umstritten, ob
eine Fremdsprache unter institutionellen Bedingungen allein über den Sprachgebrauch, also
10