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Der sichere Umgang mit fremden Sprachen und Kulturen stellt heute ...

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ibw-Forschungsbericht 143 | Fremdsprachen für die Wirtschaft THERESIA SCHWEIGER<br />

Türkisch zu erlernen (Haller 2003: 167f). In der Praxis jedoch werden diese <strong>Sprachen</strong> an den<br />

Schulen nur sehr selten als Fremdsprache gewählt bzw. überhaupt angeboten. Eine von Haller<br />

angeführte Statistik zeigt, dass Minderheiten-, Migranten- <strong>und</strong> Nachbarsprachen einen verschwindend<br />

geringen Anteil an der schulischen Fremdsprachenausbildung haben. Keine dieser<br />

<strong>Sprachen</strong> erreichte im österreichischen Fremdsprachenunterricht im Schuljahr 1998/1999 die<br />

Ein-Prozent-Marke (Haller 2003: 175). Lediglich Italienisch nimmt unter den Nachbarsprachen<br />

einen Sonderstatus ein <strong>und</strong> hat sich in den AHS <strong>und</strong> BHS alternativ zu Französisch als zweite<br />

Fremdsprache einigermaßen etabliert.<br />

Auch in den Grenzregionen wurden bis vor kurzem nur wenige Maßnahmen gesetzt, die auf eine<br />

Verstärkung des Unterrichts in den Nachbarsprachen abzielen. Positive Ausnahmen in der<br />

tschechisch-österreichischen Grenzregion stellen die B<strong>und</strong>eshandelsakademie Retz in<br />

Niederösterreich <strong>und</strong> die Interkulturelle Hotelfachschule Bad Leonfelden in Oberösterreich dar.<br />

Beide Schulen führen bikulturelle Klassen, die sich je zur Hälfte aus tschechischen <strong>und</strong> österreichischen<br />

SchülerInnen zusammensetzen. Deutsch ist Unterrichtssprache, für die tschechischen<br />

SchülerInnen bedeutet dieses Unterrichtsmodell demnach eine Art Immersion<br />

(<strong>Sprachen</strong>bad). Die ÖsterreicherInnen erlernen nach Englisch das Tschechische als zweite<br />

lebende Fremdsprache (Haller 2003: 180).<br />

Trotz stetiger Einmahnung einer Diversifizierung des <strong>Sprachen</strong>angebots <strong>und</strong> einer stärkeren<br />

Berücksichtigung der Nachbarsprachen von ExpertInnenseite, waren die so genannten<br />

Ostsprachen noch un<strong>mit</strong>telbar vor dem EU-Beitritt dieser Nachbarländer in den Schulen Österreichs<br />

bis auf wenige Ausnahmen kaum präsent. Erst im Schuljahr 2003/2004, sozusagen in<br />

letzter Minute vor der EU-Erweiterung, wurde in Ansätzen diesen Forderungen Folge geleistet,<br />

indem vom Land Niederösterreich eine groß angelegte <strong>Sprachen</strong>offensive ins Leben gerufen<br />

wurde. Ziel dieser <strong>Sprachen</strong>offensive war es, den Unterricht in den Nachbarsprachen<br />

Tschechisch, Slowakisch <strong>und</strong> Ungarisch zu forcieren, indem er in verschiedenen Schultypen als<br />

unverbindliche Übung angeboten wurde. Als „Belohnung“ wurde allen SchülerInnen, die sich bis<br />

zum 30. November 2003 für einen dieser Kurse entschieden hatten, eine gratis Ferienwoche im<br />

Land der während des Schuljahres erlernten Sprache angeboten. Im Laufe des Schuljahrs<br />

2003/2004 eigneten sich an 211 Schulen nahezu 6.700 SchülerInnen die Gr<strong>und</strong>lagen in<br />

Tschechisch, Slowakisch oder Ungarisch an. Über 4.500 Kinder meldeten sich für Tschechisch,<br />

1.315 lernten Ungarisch, Slowakisch wurde immerhin von 737 SchülerInnen als unverbindliche<br />

Übung gewählt. Etwa 1.600 SchülerInnen verbrachten eine Ferienwoche im jeweiligen Land. 1 Im<br />

Jahr 2004/2005 wurde die Aktion auch auf Kindergärten ausgeweitet. <strong>Der</strong>zeit werden an 170<br />

Schulstandorten <strong>und</strong> in 80 Kindergärten in Niederösterreich erste Kenntnisse in Tschechisch<br />

<strong>und</strong> Slowakisch ver<strong>mit</strong>telt (NÖ Landesakademie: 2007).<br />

Inwieweit der Trend zum Erlernen der Nachbarsprachen anhält <strong>und</strong> ob sich Tschechisch,<br />

Slowakisch <strong>und</strong> Ungarisch nicht nur in Form von unverbindlichen Übungen, sondern auch im<br />

regulären Fremdsprachenunterricht etablieren können, wird sich im Laufe der kommenden Jahre<br />

zeigen.<br />

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