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Der sichere Umgang mit fremden Sprachen und Kulturen stellt heute ...

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ibw-Forschungsbericht 143 | Fremdsprachen für die Wirtschaft MARTIN STEGU<br />

gen natürlich auch Englisch). Ein Gr<strong>und</strong> für diese Studie war, dass das allgemeine Interesse an<br />

Italienisch seit den letzten Jahren immer mehr zurückgeht, nicht zuletzt aufgr<strong>und</strong> des bereits<br />

erwähnten Spanisch-Booms. Um mögliche Gegen-Marketing-Maßnahmen ergreifen zu können,<br />

fanden wir es interessant herauszufinden, warum Studierende überhaupt (noch) Italienisch wählen<br />

<strong>und</strong> welche Vorteile sie in dieser <strong>Sprachen</strong>wahl sehen.<br />

Immerhin ist Italien nach wie vor der wichtigste nichtdeutschsprachige Handelspartner Österreichs,<br />

<strong>und</strong> auch die Studie Archan/Dornmayr 2006 gibt den Bedarf an Italienisch höher an als<br />

z. B. den in Französisch <strong>und</strong> Spanisch.<br />

Überraschend war daher, dass der überwiegende Teil der Studierenden Italienisch im Gegensatz<br />

zu Englisch nicht hauptsächlich aus beruflichen Motiven heraus gewählt hat/wählt, sondern auf<br />

Gr<strong>und</strong> persönlicher Vorlieben oder, wenn man so will, zum ‚Vergnügen’, sozusagen als eine Art<br />

Kontrapunkt zu den vielen sonstigen, oft trockenen WU-Fächern <strong>und</strong> auch zum fach(sprach)lich<br />

sehr hohe Anforderungen stellenden Business English-Unterricht. Hier haben wir es also vor<br />

allem <strong>mit</strong> intrinsischer Motivation zu tun, die den wirtschaftlichen, ‚objektiven’ Kriterien aber hier<br />

keineswegs entgegensteht – Italienisch ist im österreichischen Kontext auch wirtschaftlich<br />

gesehen nach wie vor keine schlechte Wahl.<br />

Die Nachfolgediplomarbeit Richterová 2005, die sich <strong>mit</strong> den von Polagnoli nicht berücksichtigten<br />

anderen „nicht-englischen“ <strong>Sprachen</strong> auseinandersetzt, bestätigt bei Spanisch die hohe<br />

persönliche Motivation, 36 % geben sie als Hauptgr<strong>und</strong> an, während 12 % rein strategische<br />

(also berufsbezogene-wirtschaftliche) Gründe anführen, wozu aber noch die 52 % kommen, die<br />

beide Gründe als entscheidend angesehen haben. Für Französisch geben 24 % strategische<br />

Gründe an. Rein persönliche Motive haben einen prozentuellen Anteil von 21 %. Auch aus meiner<br />

eigenen Erfahrung kann ich bestätigen, dass bei Spanisch <strong>und</strong> Italienisch die intrinsische<br />

Motivation bzw. das emotionale Engagement allgemein viel höher sind als bei Französisch, das<br />

von vielen nur deshalb gewählt wird, weil es in der Schule bis zur Matura gelernt worden ist. (Die<br />

Zahlen für die slawischen <strong>Sprachen</strong> sind nur teilweise vergleichbar, weil hier sehr viele<br />

Studierende <strong>mit</strong> slawischen Muttersprachen geantwortet haben, die naturgemäß eine andere Art<br />

von „persönlicher Motivation“ <strong>mit</strong>bringen als Studierende <strong>mit</strong> deutscher oder einer anderen<br />

nicht-slawischen Muttersprache.)<br />

Bei allen von Richterová untersuchten <strong>Sprachen</strong> fällt trotz aller sprachenbezogenen<br />

Unterschiede auf, dass der Prozentsatz, die „beides“ angekreuzt haben, immer der höchste ist,<br />

d. h. die <strong>Sprachen</strong>wahl wird hier eindeutig als Synthese aus extrinsischen <strong>und</strong> intrinsischen<br />

Motiven darge<strong>stellt</strong>, <strong>und</strong> das ist wohl auch die Idealkonstellation, die prinzipiell immer angestrebt<br />

werden sollte. Wenn es auch darum geht – nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen –<br />

Menschen für <strong>Sprachen</strong> zu begeistern, für die sie keine primäre innere Motivation <strong>mit</strong>bringen,<br />

sollte auch hier versucht werden, ursprünglich nur extrinsische Gründe („wichtige Sprache“) <strong>mit</strong><br />

zu ‚erweckenden’ intrinsischen Einstellungen („ist eigentlich auch eine schöne <strong>und</strong> interessante<br />

Sprache“) in Einklang zu bringen.<br />

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